Freitag, 22. September 2023

Kräuter

Ich bin ein Fan von Kräutern, weil Pferde diese in der Natur auch fressen und die meisten wissen was ihnen gut tut. Rain man frisst im Frühling z.B. sehr gerne Birke, im Sommer aber dann nicht mehr. Sehr gerne frisst er auch Beifuß oder Löwenzahn, was beides seinem Stoffwechsel sehr gut tut. Fabi mag sehr gerne Disteln. Wir haben für die verschiedensten Dinge Kräuter probiert und werden hier die Erfahrungen beschreiben, die wir mit den Kräutern gemacht haben:

Anis

Anis kann bei Magen-Darm-Beschwerden helfen weil es entkrampfend ist und die Weiterleitung von Gasen fördert. Wir setzen es bei Raini gerne in Verbindung mit Fenchel und Kümmel gegen Blähungen ein. Des Weiteren kann Anis auch bei Husten eingesetzt werden, da es Schleim Verdünnt und das Abhusten von Schleim erleichtert. Man kann Anis bei chronischen sowie akutem Husten einsetzen, sollte es aber nicht an Heuallergiker verfüttern. Auch tragenden Stuten sollte man kein Anis geben.

Beifuß

Beifuß frisst Rain man sehr gerne und das macht er vor allem dann, wenn er wieder Kotwasser hat. Und da hilft Beifuß definitiv. Beifuß regt die Bildung von Verdauungssäften an und unterstützt so Magen und Darm. Wir füttern es immer mal beiden Pferden weil es eben gut bei Magen - und Darmproblemen ist und es wirkt sich auch positiv auf Hormonstörungen aus. 

Birke:

Birke verwenden wir gerne zum Entgiften bzw. zum Behandeln der Niere, sie kann auch bei Harnwegsproblemen eingesetzt werden. Die Birke entwässert das Gewebe ohne die Niere zu belasten, sie ist aber in ihrer entwässernden Wirkung weniger stark als Brennnessel z.B., daher verwenden wir gerade wenn es warm ist lieber die Birke um zu verhindern, dass das Pferd zu wenig Flüssigkeit im Organismus hat. Raini hat seit einer Vergiftung mit JKK immer wieder Probleme mit der Leber. Bevor man jedoch eine Leberkur macht, sollte man vorher einmal die Niere entgiften. Daher machen wir meist erst eine Nierenkur und geben dann parallel zur Leberkur nochmal Birke dazu. 

Brennnesseln

Die Brennnesseln regen den Stoffwechsel und die Durchblutung an. Sie haben außerdem harntreibende und blutreinigende Eigenschaften. Daher wird die Brennnessel insbesondere bei Stoffwechselbeschwerde wie Allergien oder Juckreiz eingesetzt, Hufrehe, Nieren oder Harnwegsproblemen aber auch Arthritis,, Arthrose oder Rheuma. Wenn Brennnessel verabreicht wird, muss unbedingt darauf geachtet werden, dass das Pferd genug trinkt, insbesondere auch im Sommer. Der Hautfaltentest kann ein Anhaltspunkt über den Flüssigkeitshaushalt des Pferdes geben.  

Fenchel

Fenchel setzen wir aus zwei Gründen ein: Bei Husten oder bei Verdauungsproblemen wie Blähungen und Koliken sowie Kotwasser. Raini liebt auch die Fenchel Frucht und bekommt diese immer mal wieder so als Leckerli.

Frauenmantel

Frauenmantel wird sowohl bei Verdauungsstörungen, Wundheilung aber auch bei Muskelerkrankungen eingesetzt. Außerdem wirkt er regulierend auf den Hormonhaushalt von Stuten. Daher haben wir die Kräuter sowohl bei Raini im Winter eingesetzt, wenn er schon mal Kotwasser bekommt bzw. auch durch die Kälte eher zu PSSM2 bedingten Muskelverspannungen neigt. Bei Fabi setzen wir es gerne vor und während der ersten Rosse ein, die bei Ihr gerne mal etwas heftiger ausfällt. Durch die Wundheilende Wirkung hilft es auch bei Mauke.

Löwenzahn

Löwenzahn gehört zu den Bitterkräutern und wirkt entgiftend, blutreinigend und wirkt auch harntreibend. Wegen dieser Eigenschaften wird Löwenzahn bei Stoffwechselproblemen, Leberproblemen und auch rheumatischen Beschwerden eingesetzt. Rain man frisst sehr gerne Löwenzahn. Allgemein frisst er wohl gerne Kräuter, die den Stoffwechsel anregen und entgiften bzw Leber fördern. 

Kümmel

Kümmel setzen wir gerne in Verbindung mit Anis und Fenchel gegen Blähungen ein. Man kann es auch zur Unterstützung beim Anrasen oder der Futterumstellung verwenden. 

Mädesüß:

Mädesüß hat vergleichbare Eigenschaften wie die Weidenrinde und daher werden beide gerne zusammen eingesetzt. Beide beinhalten Salicylsäure-Komponenten und werden daher auch als das Aspirin unter den Kräutern beschrieben. Als solche haben beide Kräuter entzündungshemmende und schmerzstillende und fiebersenkende Eigenschaften. Daher werden beide Kräuter oft bei entzündlichen und schmerzhaften V Erkrankungen eingesetzt wie Arthrose zum Beispiel. Sie helfen aber auch bei Muskelverspannung sowohl innerlich als auch äußerlich. Äußerlich hilft es auch gegen verstopfte Talgdrüsen, die hat Rain man auch gerne mal. Beide Kräuter beinhalten aber auch Gerb- und Schleimstoffe und können dadurch auch bei Magenbeschwerden eingesetzt werden.

Wir haben Mädesüß zusammen mit Weidenrinde und Teufelskralle bei einem PSSM2 Schub von Rain man im Winter eingesetzt. 

Majoran:

Auch Majoran fördert die Bildung von Verdauenssekreten und unterstützt damit Magen- und Darm Funktion. Es hat außerdem krampflösende sowie entzündungshemmende Wirkung. Die im Majoran enthaltenden etherischen Öle können außerdem Atemwegsbeschwerden lindern. Wir haben Majoran hauptsächlich in der Zeit eingesetzt als Raini Koliken hatte und ebenso auch bei Fabi. 

Mariendistel

Ich denke Mariendistel kennen alle als die Leberkräuter. Das in der Mariendistel enthaltende Silymarin kräftigt und regeneriert die Leber. Bei der Mariendistel lohnt es sich bei den unterschiedlichen Anbietern mal die Konzentration an Silymarin zu checken falls möglich. Je höher diese ist, desto wirksamer ist die Mischung. Mariendistel beinhaltet aber auch Öle und Schleimstoffe, die die Verdauung anregen. Die Mariendistel wird also hauptsächlich bei Leberproblemen bzw. zur Entgiftung eingesetzt aber auch bei anderen Stoffwechselstörungen, bei Untergewicht und Appetitlosigkeit. Wenn man die Leber entgiften möchte, sollte man aber auch an die Niere denken und sie am besten vor der Leberentgiftung einmal mit z.B. Brennnessel oder Birke entgiften. 

Schafgarbe

Dieses Kraut isst Rain man mal und mal isst er es nicht. Schafgarbe hat eine sehr breite Wirkung und wird eingesetzt bei Verdauungsbeschwerden,  Stoffwechselbeschwerden, Durchblutungsbeschwerden, Gelenkproblemen wie Rheuma, Atemwegsbeschwerden und zur Blutreinigung bzw. Entgiftung sowie gegen Fieder. Wir haben es bei beiden Pferden bei Stoffwechselproblemen wie Kotwasser und Koliken eingesetzt.


Teufelskralle

Die Teufelskralle ist eine Heilpflanze mit Schmerz- und entzündungshemmenden Wirkung. Sie wird beim Pferd oft bei Arthrose oder Hufrollenerkrankungen eingesetzt. Bei Fabi setzen wir die Teufelskralle wegen der IMMK ein auf Grund der entzündungshemmenden Wirkung. Bei längeren Anwendung der Teufelskralle sollte man jedoch unbedingt ein Extrakt einsetzen, da hier die Nebenwirkungen wie Magenbeschwerden geringer sind. 

Weidenrinde

siehe Mädesüß.



Donnerstag, 21. September 2023

Pferdefutter

Über das Futter von Pferden kann man ja bekanntlich ganze Bücher schreiben :-) Ich habe mit beiden Pferden gelernt, dass man mit Futter viel falsch machen kann aber auch vieles richtig machen kann und PSSM2 z.B. managen kann. Bei unserer Stute machen wir auch einiges mit dem Futter um einen weiteren IMMK Schub zu verhindern, ob das jetzt wirklich etwas bringt, wissen wir natürlich nicht ohne Kontrollgruppe aber bisher hatte sie keinen weiteren Schub, Bei PSSM2 ist das schon deutlicher, Raini geht es sehr viel besser seit der Futterumstellung und er reagiert auch sehr empfindlich wie z.B. mit Kotwasser oder mit Hautproblemen auf verschiedene Dinge die er nicht verträgt wie z.B. Soja. 

Ich werde hier auf dem Blog einiges beschreiben, was wir in der Zeit für Erfahrung gemacht haben. Das was ich schreibe ist natürlich spezifisch für unsere Pferde und da Pferde alle unterschiedlich sind, ist das nicht allgemeingültig. Aber da man gerade bei PSSM2, IMMK und anderen Dingen immer experimentieren muss, hilft vielleicht unsere Erfahrung auch anderen Pferdebesitzern. Ich möchte hier auch noch erwähnen, dass die Futtermittel, die ich hier erwähne alle von uns getestet wurden und die zahlen wir auch alle selbst, das ist keine Werbung.

Hier werde ich alle Links zu den einzelnen Beiträgen die ich zu Futter gemacht habe:


Samstag, 26. August 2023

PSSM2 - und nun?

Ich denke für die meisten wird die Diagnose ein Schock sein, auch wenn man es vielleicht schon vermutet hat, für mich war es einer. Vielleicht fühlt auch der ein oder andere eine Erleichterung weil es eine Erklärung ist und vielleicht das Ende einer langen Diagnostik Odyssee.  Und die Diagnose ist erst der Anfang. Eine Heilung gibt es nicht für eine Erkrankung die durch Genmutation entstanden ist, man kann eventuell die Symptome lindern. Ein PSSM2 Pferd wird immer ein PSSM2 Pferd bleiben. Aber das heißt auch: Es ist noch immer das gleiche Pferd wie vor der Diagnose, das Pferd was wir einmal ausgesucht haben.

Ich weiß, dass jeder Träume oder Wünsche hat, wenn man sich ein Pferd kauft. Sei es die Teilnahme an Turnieren, Lehrgängen, Teilnahme an einem Distanzritt oder eventuell mal ein Fohlen aus der Stute ziehen usw. Niemand kauft sich ein Pferd mit dem Traum ein krankes Pferd zu haben mit dem man einen langen Reha Prozess starten muss um es danach eventuell wieder richtig reiten zu können. Die Diagnose zieht also immer Enttäuschung mit Sich. Meiner Meinung nach sollte man als aller erstes seine Träume begraben. Ja, das klingt hart, aber es ist unheimlich wichtig für die Beziehung mit dem Pferd und dadurch auch dem Erfolg des weiteren weg. Das heißt nicht, dass es nicht vielleicht doch irgendwann mal möglich sein wird dass der Traum doch wahr wird, aber erst einmal steht er nur im Weg. Denn wenn man mit bestimmten Erwartungen und Bildern im Kopf zu seinem Pferd fährt und dieses es nicht im geringsten erfüllen kann, wird es nur enttäuschen und frustrierend, für beide. Das Pferd kann am aller wenigsten etwas für die Situation. Das wichtigste Ziel sollte es erst einmal sein die Situation für das Pferd zu verbessern und man sollte sich hier über jedes kleinste Verbesserung freuen. Das Pferd braucht uns voll und ganz fokussiert auf seine Gesundheit. Uns hat es sehr geholfen erst einmal mit gar keiner Erwartung an das Training zu gehen. Die Beziehung zu Raini hat sich sehr verändert als er realisiert hat, dass ich mich einfach über die gemeinsame Zeit freue und ich nicht mehr von ihm fordere als er mir in der Situation geben kann. Ich denke gerade einem PXler gibt das Sicherheit. PSSM2 hat einiges an meiner Sicht auf Pferde und Reiten komplett geändert. Pferde besitzen ist so viel mehr als nur Reiten. Selbst wenn Raini eine richtig gute Phase hat, arbeite ich oft lieber mit ihm vom Boden als zu reiten oder gehe spazieren an statt auszureiten. 

Und es werden sicherlich auch mal die Gedanken kommen wie oft man vielleicht dem Pferd unrecht getan hat und sich über das Pferd geärgert hat, weil es einen "verarscht" oder es nicht will bzw. keine Lust hat, obwohl es einfach nicht konnte. Aber auch diese Gedanken muss man auf Seite schieben, es wird dem Pferd nicht helfen. 



Montag, 21. August 2023

PSSM 2 konformes Training - Das Aufwärmen

Für ein PSSM2 Pferd wie Rain man ist das Aufwärmen vorm Training sehr wichtig. Natürlich bewegt er sich im Offenstall viel, aber das ist nicht ausreichend damit die Muskulatur locker und warm wird. Wir haben nicht die Aufwärmmethode die immer angewendet wird und dann auch immer funktioniert, wir variieren das, je nachdem was Raini braucht. Aber es gibt ein paar Dinge, die wir immer machen. 

Wenn ich Raini geputzt habe oder auch während dem Putzen, streiche ich auch immer schon seine Muskulatur an der Kruppe und Hinterhand aus. Dann massiere ich auch noch leicht. Oft nehme ich das Novafon dazu. Das mag er und oft verlangt er auch, dass ich noch weiter mache, wenn ich aufhöre. 

Beim Auskratzen der Hufe dehne ich etwas seine Muskeln indem ich den Huf auf die andere Seite, also überkreuz, abstelle.

Dann mache ich Kauübungen auf beiden Seiten. Dabei lege ich den Finger unter die Zunge und animiere ihn zum Kauen, er schiebt dann erst die Zunge vor und zurück und wenn er anfängt die Zunge zu drehen, dann höre ich auf. Das lockert das Zungenbein. 

Wir fangen immer am Boden an, mindestens 10-15 min, egal was wir für ein Training haben. Dabei machen wir meist Seitengänge wie Schulter- und Kruppeherein und dann versuche ich auch schon etwas den Schwerpunkt nach hinten zu verlagern. Je nachdem mache ich dann auch schon ein paar Schritt-Trab Übergänge. Nur wenn er dabei locker wird, setze ich mich dann auch drauf, sonst nicht. Wichtig ist, dass das Pferd in dieser Phase schon arbeitet, vor allem auch mit seiner Konzentration, von der ein Pferd ja eh nicht so viel hat. Daher Arbeite ich danach wirklich nicht so viel, eher so 15-20 min, ganz selten mal 30 min. Ich weiß, dass das gerade bei einem PSSM2 Pferd oft schwer ist, weil es so lange dauert bis dieses warm ist. Aber man macht die Pferde auch einfach mürbe wenn man zu lange mit ihnen arbeitet. Dann muss man wirklich lange Pausen einbauen in denen das Pferd auch mal abschalten kann. 

Wir haben noch einige andere Dinge, die wir auch immer wieder im Wechsel einsetzen wie das Bemer Horse Set, das Novafon, Balance Pads und machen auch schon mal ein paar Emmett Griffe. All diese Dinge machen wir aber eben nicht täglich. Ich werde sie in einem getrennten Beitrag beschreiben.

Natürlich ist auch die Cool down Phase wichtig, da gehen wir aber meist einfach Schritt oder etwas spazieren oder machen ein klein wenig Line free.


*Dieser Post enthält Werbung, da ich die genaue Bezeichnung und die Herstellernamen der Futter benenne*

Samstag, 15. Juli 2023

Warum Akademische Bodenarbeit

Warum gerade die akademische Bodenarbeit nach Branderup? Ich selbst habe beim Neustart mit Rain man gemerkt, dass wir eine viel bessere Verbindung am Boden hatten und wir dort viel besser miteinander kommunizieren konnten. Er reagierte so fein auf alle meine kleinsten Hilfen und war immer super konzentriert und gab auch immer 100%. Daher wollten wir ihm die Basis erst am Boden erklären. Was mir bei den Akademikern besonders gut gefällt ist, dass die Bodenarbeit keine Nebensache ist, sondern mindestens so wichtig wie das Reiten selbst. Marius Schneider hat mit Aramis mindestens ein Pferd, dass er gar nicht reitet, sondern nur am Boden arbeitet und der kann die hohen Lektionen alle. Außerdem haben die Akademiker einen Fokus auf die Gesunderhaltung des Pferdes, es muss erst eine Tragkraft entwickelt werden, bevor man sich drauf setzt, das Pferd wird durch die Lektionen und Aufgaben mehr und mehr darin geschult, seine Kraft aus der Hinterhand zu nehmen, an statt sich mit der Schulter zu ziehen. Es wird immer nach der Balance gesucht, im Pferd und auch zwischen Pferd und Mensch. Die Lektionen sollen nicht spektakulär aussehen, wie bei den Traversalen die man so oft im TV sieht, sondern sie sollen die Gelenke schonen. Es wird alles in kleinen Schritten und über einen längeren Zeitraum aufgebaut, so wie es zu dem Paar passt. Dass man alles erst im Schritt oder gar im Stand ausprobiert, hat uns sehr geholfen, insbesondere auch in den schwierigen Phasen, im Winter oder in einem Schub. Das Pferd wir in alle Aufgaben mit einbezogen und nach Lösungsvorschlägen befragt, es macht nie einen Fehler. Insbesondere das passte gut zu uns, wo Rain man doch ein kleiner Perfektionist ist. 

Wir haben also erst einmal am Boden angefangen und Rain man erst einmal versucht gerade zu bekommen so dass er auf einer Bahn läuft. Das erscheint vielleicht erst einmal komisch, aber Rain man war anfangs nicht in der Lage einen Huf vor den anderen zu setzen. Er klebte mit der äußeren Schulter oft an der Bande und driftete mit der inneren Hinterhand gerne mal in die Bahn. Generell haben wir erst einmal geübt, Vorhand und Hinterhand gezielt anzusprechen und ihm die Hilfen erklärt (innerer & äußerer Schenkel & Zügel). Wir haben das Ganze erst einmal im Stand geübt und dann im Schritt. Man muss hier erwähnen, dass Raini eher hypermobil ist, im Stehen kann er sich wie eine Schlange hin und her bewegen. Da muss man wirklich aufpassen, Hilfen nur minimal zu geben und auch bei Korrekturen sehr vorsichtig zu sein. Wie haben uns da aber mit der Zeit gut aufeinander abgestimmt. Bei ihm war auch immer das Lösen ein Thema. Wir haben hier erst einmal versucht ihn in der Tiefe zu arbeiten, natürlich immer vor der Senkrechten. Später haben wir das Ganze dann wieder hoch korrigiert. 




Ich weiß dass man sich, wenn man akademisch arbeitet, immer fragt, ob man überhaupt irgendwann ans Ziel kommt, wenn man wochenlang nur im Stand/Schritt an Kleinigkeiten arbeitet. Aber es ist erstaunlich was für Fortschritte man irgendwann erreicht, ohne es zu merken. Wir haben während eines Schubs mit Rain mal 3 Monate lang nur im Schritt und im Stand gearbeitet und als dann mal die Osteo da war, ist er auf einmal so schön galoppiert wie nie zuvor, richtig Bergauf und versammelt. Man muss da ein wenig Vertrauen in die Arbeit haben. Sie heißt nicht umsonst Kunst. Man muss es sich wirklich zeitaufwendig erarbeiten und kann es nicht schnell schnell machen.

Das erstaunlichste ist aber, dass wir Rain man mit dieser Arbeit nicht nur für die Arbeit unter dem Reiter vorbereitet haben. Seitdem wir akademisch Arbeiten wird dieses Pferd auf einmal ein richtiges Pferd. Er richtet sich auf und schreitet richtig stolz und das nimmt er mit in die Herde. Mehr und mehr ist er im Rang aufgestiegen und ist nun einer der Chefs. Er geht auch jetzt in der Herde gerade und schlurft nicht mehr, das ein oder andere Mal habe ich ihn auch schon den spanischen Schritt gesehen, als er einen andern Wallach imponieren wollte. Und auch dem Menschen gegenüber ist er aufgetaut, er hat einfach sehr viel Selbstbewusstsein bekommen. Und wir sind nicht die einzigen denen es so ergeht. 

Wir arbeiten inzwischen auch mit Fabi akademisch und gerade einem jungen Pferd, das noch nicht ausgewachsen ist, hilft diese sanfte, pferdefreundliche Ausbildungsweise enorm. Man hat nicht in einem Jahr ein Pferd mit dem man eine L-Dressur gewinnt, aber man hat so eher lange etwas von seinem Pferd.

Mittwoch, 12. Juli 2023

Fabelhafte - AKU die Zweite

 Auf Grund der AKU bei Fürsti war ich mega aufgeregt vor Fabis AKU. Das Theater mit der AKU von Fürsti, habe ich hier beschrieben. Ich hatte sogar zwei Tage Tinitus, so sehr hatte mich das Ganze gestresst. Meistens gibt es ja Dinge, die man in einer AKU findet, aber bei Fürsti haben wir ja erlebt, dass es auch Dinge gibt, die dazu führen dass man das Pferd nicht kauft. Eigentlich dient eine AKU ja auch eher dazu Pferde vom Kauf auszuschließen. Eine bestandene AKU heißt im Umkehrschluss nicht, dass man ein gesundes Pferd kauft, man untersucht schließlich nicht alles. Hinzu kam, dass der Tierarzt, den wir eigentlich haben wollten, der auch bei Fürsti die AKU gemacht hatte, der hatte wenig keinen Termin mehr frei. Wir mussten also eine andere Tierarztpraxis nehmen. Der Tierarzt empfahl uns eine Praxis, mit der wir dann den Termin vereinbart hatten. Die Röntgenbilder hatten wir telefonisch schon vorab mit der Tierärztin besprochen. Die sagte da wäre jetzt nichts gravierendes. Sie würde aber bei zwei Gelenken nochmal aus einem anderen Winkel röntgen, der Vollständigkeit halber. Es kamen zwei Tierärzte, eine Orthopädin und eine Allgemeinmedizinerin und das wirkte schon sehr professionell was die zwei machten. Fabi war wieder sehr ruhig und lieb, was auch den beiden Tierärzten auffiel. Wir hatten auf Grund ihrer ruhigen Art beim ersten Besuch schon überlegt, ob wir eine Blutprobe nehmen würden, aber wir waren ja zwischenzeitlich auch unangekündigt da gewesen und auch da war sie sehr lieb und ruhig gewesen. Also entschieden wir uns gegen eine Blutprobe. Bis auf ein Überbein und irgendwelche Kleinigkeiten, die mir gar nicht mehr einfallen war die AKU einwandfrei. Auch der Rücken  und die zusätzlichen Bilder der Beine waren ohne Befund. In dem Moment fiel alles von mir ab und auch der Tinitus war plötzlich weg. Nun hatten wir endlich unser zweites Pferd. 

Wir zahlten den Rest des Kaufpreis und machten ab, dass Fabi am Samstag 2 Wochen später abgeholt würde. So hatten wir noch Zeit alles am Stall zu Regeln, Termin mit dem Sattler und alles mögliche andere zu Regeln. Der Hufschmied würde in der Zeit auch hinten die Eisen abnehmen. Mit unserer Hufbearbeiterin hatten wir abgemacht, dass wir die Eisen vorne für die ersten 4 Wochen drauf lassen würden und dass sie die dann bei der ersten Bearbeitung runter nehmen würde. In den 2 Wochen hatte Daniel bei der Besitzerin Unterricht, Fabi hatte Beritt und wir sind mit ihr etwas spazieren gegangen. So hatten wir auch noch ein wenig Zeit sie kennen zu lernen und sie konnte uns kennen lernen, bevor sie ins neue zu Hause kommt. Dann passiert nicht alles auf einmal. 


Zwei Wochen später holten wir sie dann zusammen mit Freunden ab. Sie wartete in einer Box und schaute durch ein Fenster in den Hof und wieherte als sie uns sah. Das war doch ein gutes Zeichen. Das Verladen ging relativ einfach. Der Hufschmied war morgens noch dagewesen und hatte hinten die Eisen abgenommen und vorne neue drauf gemacht. Und dann ging es zu uns in den Offenstall. Die Pferde waren zu dem Zeitpunkt gerade auf der Sommerweide und mit Grasen beschäftigt und hatten kaum Zeit sich um ein neues Pferd zu ärgern. Also die beste Zeit ein neues Pferd zu integrieren. Nur ein paar Wallache interessierten sich für die neue, junge Lady, die natürlich gleich rossig wurde. Raini haben wir Fabi gleich vorgestellt, er war aber nicht wirklich amused und hat gleich die Ohren angelegt und rein gebissen. Dass er extrem unter dem zweiten Pferd leiden würde, hätten wir da noch nicht gedacht.



Dienstag, 11. Juli 2023

Futteterberatung Rain man

Wie schon hier beschrieben, führte die erste Futterumstellung nicht wirklich zum Erfolg, eher im Gegenteil, es kamen noch weitere Probleme hinzu, wie z.B. Hautprobleme. Raini ist mit Futter eh etwas schwierig, weil er immer sehr empfindlich mit dem Darm reagiert und Kotwasser und Durchfall bekommt. Wir hatten schon alles an Zusatzfutter gegen Kotwasser durch, es hat nie etwas geholfen. 

Weil ich es zu schwierig fand mit dem Futter, haben wir eine unabhängige Futterberatung bei Raini durchführen lassen und das hat mega viel gebracht. Wir sind auch jetzt noch immer in regelmäßigen Kontakt und werden auch weiter beraten, wenn es einer Anpassung bedarf (Umstellung auf Weide usw.). Unsere Futterberaterin hat zu Beginn eine Anamnese beim Raini gemacht, hat ihn sich angeschaut, abgetastet und in Bewegung angeschaut. Hat sich die Äppel und sein Futter angeschaut, den Stall und hat such alles mögliche über Ihn erzählen lassen, das Ganze hat bestimmt 2h gedauert. Dann haben wir noch Blutbilder geschickt, ebenso Fotos und Videos von ihm früher. Man muss sagen, dass die Dame an dem Tag in der Halle auch noch Raini von seiner sensiblen Seite erleben durfte. Es wurde ein Pferd auf eher strenge weise und laut mit sehr viel Gerteneinsatz im "Piaffieren" trainiert, das Pferd war dabei ausgebunden. Das ist etwas, das weder ich gerne sehe und mich unwohl fühle aber auch Raini gar nicht gerne sieht. Das war aber vermutlich gar nicht so schlecht, dass sie sich mal ein Bild von seinem Nervenkostüm machen konnte.

Generell hat die Futterberatung bei Raini auch einen empfindlichen Magen & Darm festgestellt und er war auch etwas empfindlich in der Niere und Leber. Des Weiteren, aber das ist ja typisch PSSM2 und er kam gerade aus seinem ersten Schub, hinten deutlich weniger bemuskelt als vorne. Er läuft noch zu sehr auf der Vorhand und zu verhalten hinten. Sie hat uns Trainingstipps gegeben, die aber in etwa das widerspiegeln, was wir mit Rain man eh machen, daher werde ich hier nicht darauf eingehen. 

Das Futter haben wir natürlich ganz langsam umgestellt und das hat sich alles mit den Kuren und dem ganzen über ein halbes Jahr gezogen. Rain man bekommt nun zwei Rationen, eine vor der Bewegung und eine danach. Vor der Bewegung gibt es eine Art Schlonzi, das ist gut für Magen und Darm. Vorab können wir dann auch die für die Bewegung notwendigen Zusatzstoffe wie Magnesium und Vitamin E verabreichen, das ganze wird eingeweicht, ca. 15-20 min während wir ihn von der Weide holen und dann frisst er es vor dem Putzen und damit so ca. 45 min vor dem Warm machen. Ich werde hier nicht die genaue Mengenangaben aufschreiben, weil die sind zum einen spezifisch für das jeweilige Pferd und dem Raufutterangebot und werden auch regelmäßig angepasst entsprechend Raufutteranalyse und Blutanalyse bzw. Jahreszeit und Bewegungspensum. Aber zumindest die Zusammensetzung werde ich hier listen, die spezifisch für unser n/pX & n/P2 ist:

Futter vor der Bewegung:

  • Pavo Speedybeets 
  • Goldleinsamen von Louven
  • Magnesium Malat von Drebivet
  • Vitamin E von Horseflex (das Pulver)
  • Hanföl von Urkraft
Futter nach der Bewegung:
  • Marstall Getreidefrei-Mix
  • Marstall Bergwiesen Mash (nur sehr wenig, für den Geschmack)
  • Maroske Komplex 711
  • Masterhorse Mono Mangan
  • Masterhorse Vitamin B Komplex
  • Aminosäurekomplex von Horseflex
  • Bulk Erbsenprotein Isolat.

Bei Fellwechsel füttern wir dann gerne nochmal Monozink von Masterhorse hinzu. Das sollte man aber nicht parallel zum Mangan geben. Entweder wechselt man dann tageweise oder man gibt eines in das Vorfutter und eines dann nach der Bewegung. Das Futter frisst Rain man wirklich gerne und es tut ihm auch gut. Einen großen Unterschied hat das Comples 711 Mineralfutter gemacht sowie die Aminosäuren. Vitamin E ist so eine Sache. Von dem von Hyppolyt hatten wir nichts bemerkt und bei dem von Horseflex kann er schon mal crazy werden, wenn es zu viel ist. Wenn man es weglässt, dann wird er auch wieder etwas verspannter, man muss das gut ausbalancieren. Aber es hat jetzt nicht den mega Durchbruch gebracht, den manche so berichten. Viel bringt auch das Schlonzi, denn den ersten Winter nach der Futterumstellung hatte Rain man kaum Kotwasser. Das war ganz neu, hatten wir gerade im Winter immer wieder mit Kotwasser zu kämpfen. Auch jetzt bekommt er Kotwasser, wenn er sich sehr aufregt z.B. oder es Futterwechsel gibt wie z.B. neues Raufutter z.B. oder beim abgrasen, neue Weide, starke Wetterschwankung usw. Wenn er durch Futterwechsel wieder Kotwasser bekommt, füttern wir für eine Zeit das Equizeolon von PerNaturam dazu. Das hilft dann meist. 
Sicherlich gibt es noch die ein oder andere Sache die ich mal ausprobieren würde aber da er aktuell wirklich gut drauf ist, habe ich gerade keinen Anlass etwas am Futter anzupassen. 
Da es wirklich viele Pülverchen sind, bereiten wir das Futter 1x die Woche vor. Mehr macht keinen Sinn, damit man auch kurzfristig noch Dinge anpassen kann falls notwendig. Wir mischen die Zusätze in kleine Dosen von Ikea und nehmen die mit an den Stall. Das Müsli, was natürlich in größeren Mengen dazu kommt sowie das Öl mischen wir dann erst kurz vorher drunter und beides wird dann eingeweicht. 


*Dieser Post enthält Werbung, da ich die genaue Bezeichnung und die Herstellernamen der Futter benenne*

Futteranpassung die erste

Nach dem Ergebnis des PSSM2 Test habe ich erst einmal ein Webinar zur Fütterung besucht und viel in Facebook Gruppen gesucht und auch einiges gelesen. Mir war schnell klar, dass es nicht das perfekte Futtermittel für die Pferde gibt, nicht einmal für Pferde mit der gleichen Kombination, sondern dass es viel Probieren ist. Wir haben es daher wie viele andere gemacht und einfach rum probiert. Da Rain man zu der Zeit eher ein wenig zu viel auf den Rippen hatte und ja auch gerne mal schlechtere Leberwerte zeigt seitdem er einmal eine Lebervergiftung hatte, haben wir es mit den Proteinen eher gering gehalten. 

Raini ist ja wie beschrieben n/P2 & n/Px und wir haben veruscht das Futter darauf abzustimmen. Wir machen regelmäßig Blutanalysen um die Fütterung zu überprüfen.

Zu dem Zeitpunkt als der Test kam, hatte Rain man als Futter von Agrobs die Haferwiese, ca. 200g und 200g Heucobs von Agrobs, dazu hat er von Natural Horsecare das Mineral Plus seinen halben Becher (50g). Das war es auch schon. Wir haben dann zunächst einmal die Haferwiese gegen Marstall getreidefrei gewechselt und die Heucobs gegen Proteinflakes. Das war sozusagen das Grundfutter, jeweils ca. 200g.

Als Mineralfutter hat er 200g WES Bodyguard erhalten. Das haben wir mit eingeweicht, sonst hat er das nicht genommen. Dann haben wir außerdem noch ca. 100 g Sojaschrot gefüttert. Dazu kamen dann nach und nach das Mono Mangan von Masterhorse (2 Becher bzw. 40 g), Vitamin B Komplex von Masterhorse  (2 Becher bzw. 40 g) und das Magnesium Malat von Debrivet (1/2 Messlöffel bzw. 8g). Dazu gab es 20 ml Leinöl. Später kam dann noch das Nano Shot vitamin E von Hyppolyt ca. 5ml. 

Bei der Futterumstellung haben wir nicht super viel gemerkt zu Beginn. Eventuell wurde es etwas besser, vermutlich durch Mangan und Magnesium aber dann kam Rain mans Muskelfaserriss und auch gleich der erste Schub und da war es sehr schwer irgendetwas von der Fütterung zu bemerken. Er hatte außerdem viel Kotwasser (das hatte er aber früher auch immer mal wieder) und dann irgendwann auch noch ein Regenekzem. Irgendwann hat er dann auch aufgehört das Wes und das Soja zu fressen. Wir schlossen daraus dass er das Soja nicht verträgt und haben dann erst einmal das Wes Bodyguard durch das Maroske Complex 711 substituiert und das Soja einfach weggelassen. Dann wurde es in jedem Fall schon etwas besser und er schien das Futter auch viel besser zu mögen. Dann war ich aber ehrlich gesagt doch schon müde vom rum probieren und habe mich an eine PSSM2 erfahrene. unabhängige Futterberaterin gewandt, die ganzheitlich arbeitet und uns sehr geholfen hat. Das werde ich in einem zweiten Beitrag berichten.

Zwei Dinge habe ich bei der PSSM2 Futter Umstellung gemerkt: Ja, es gibt Dinge die merkt man vielleicht schnell, vielleicht auch nur bei manchen Pferden, bei uns hat es aber wirklich länger gedauert. Man muss also nicht unbedingt schon nach 2 Tagen mit Ergebnissen rechnen. Und es macht wirklich Sinn, sich eine Futterberatung zu suchen, die sich mit PSSM2 auskennt. die können auch den Bedarf eines Offenstall mit Heu ad. Libidum berechnen für das spezifische Heu und Gras, das die Pferde fressen und kann einem dann auch bei spezifischen Problemen wie Kotwasser, einem Schub, anweiden, schlechten Leberwerten usw. aushelfen. Und nicht wundern, eine gute Beratung die ganzheitlich und unabhängig ist kostet viel Geld, aber ich finde sie ist es wert.


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Px - Die etwas spezielle Variante

Überall wo man etwas über pX liest, erscheint diese Variante/Mutation etwas besonderes zu sein. Einmal wird diese Mutation mit der Erkrankung Recurrent Exertional Rhabdomylysis (RER), was als Symptom Kreuzverschläge aufweist, assoziiert. Die pX Mutation erscheint im CACNA2D3 Gen, ist aber eine Stille Mutation, das heißt die Aminosäuresequenz bleibt gleich wie beim Wilttyp. Im Codon 525 ist die Base Guanin durch Adenin substituiert, sowohl GCG als auch GCA kodieren für die Aminosäure Alanin.
Das zu kodierende Protein, alpha(2)delta Untereinheit, ist ein regulatorischer Teil des transmembranen Calciumkanal. Der Kanal reguliert den Calcium Transport in Zellen basierend auf neuronale Signalen. Die  Mutation führt bei pX also nicht zu einer Veränderung des Proteins und der Struktur der Muskeln. Stille Mutationen können einen Einfluss haben auf das Splicing, also das Abtrennen der Introns von den Exons (hier ein kleiner Genetischer Exkurs) und damit auch auf die Proteinexpression, also die Synthese des relevanten Proteins. Es wird vermutet dass die pX Mutation allein nicht unbedingt eine Auswirkung hat und noch weitere Mutationen im Komplex vorhanden sein müssen um einen Phänotyp (Symptome) zu entwickeln. Daher wird häufig vermutet das pX die anderen Varianten, wie p2 z.B., verstärkt.
Generell wird beobachtet dass pX Pferde mehr ein nervliches Problem haben, sie sind schreckhaft, vor allem bei Veränderungen, sie haben eine sehr kurze Zündschnur und fahren oft von 0 auf 180 hoch ohne irgendeinem erkennbaren Grund. Sie setzen ihre nervliche Anspannung dann aber auch sehr schnell in eine muskuläre Anspannung um. Raini ist typisch pX, er ist sehr schreckhaft, insbesondere bei Geräuschen und lässt sich auch nicht mehr beruhigen. Man sieht das dann daran, dass er riesig wirkt, Kopf geht ganz hoch, Ohren vor, alle Muskeln anspannt und dann teilweise auch anfängt an den Muskeln zu zittern. Auf den beiden Bildern sieht man Rain mans typische Haltung bei einem "merkwürdigen" Geräusch und bei beiden Bildern ist er nicht auf 180 und zittert nicht. Es geht also noch schlimmer. Oft faucht er dabei auch laut. 



Und er hat das nicht nur bei Geräuschen auch z.B. Böden, die komisch aussehen, wie z.B. Lichtreflektionen oder Schatten, Folie, Gullies usw. lassen ihn eskalieren. Er ist aber trotzdem sehr kooperativ, möchte arbeiten und ist Perfektionist. Wie  sein Name vermuten lässt hat er autistische Züge. Er braucht absolute Routine und wir haben auch gemerkt dass er ein "Einpersonenpferd" ist. Druck hilft bei ihm gar nicht und führt nur zu noch mehr Stress. Letzten Endes ist Raini dann aber eher in sich gekehrt und blockiert komplett. Er legt dann die Handbremse ein und ist komplett untertourig unterwegs oder eben "eingefroren" und reagiert gar nicht.
Bei der Fütterung sollte bei pX darauf geachtet werden, dass Calcium niedrig ist, da die Ursache ja im Bereich des Calciumkanals liegt. Das kann man unter anderem durch hohe Zugaben von z.B. Mangan erreichen. Man sagt auch, dass Luzerne gerade bei pX Pferden ein Problem sein kann. Des Weiteren sollten B-Vitamine und Magnesium für die Nerven gefüttert werden. 



P2 - Myotillin

n/P2 ist eine der beiden Mutationen von Rainman. Bei n/P2 ist das MYOT Gen betroffen, bei dem die Base Adenin (A) zu Guanin (G) mutiert ist bei Codon 232. Dies führt bei dem Protein das dieses Gen kodiert, Myotillin, zu einem Austausch der Aminosäure Serin zu Prolin.
Schaut man sich die beiden Aminosäuren an, sieht man schon sehr große unterschiede. Prolin ist deutlich größer und durch den Ring auch sehr rigide. Serin hingegen ist kleiner und flexibler. Außerdem weist Serin eine OH-Gruppe auf, die sowohl elektronisch andere Eigenschaften hat als die reinen Kohlenstoffreste im Prolin, aber die OH-Gruppe geht auch gerne Bindungen zu anderen Gruppen ein, was der Ring im Prolin weniger macht. 




Strukturformel der Aminosäure Serin von NEUROtiker - Eigenes Werk, Gemeinfrei: Original



Strukturformel der Aminosäure Prolin von NEUROtiker - Eigenes Werk, Gemeinfrei: Original


Myotillin ist ein Muskelprotein und Teil des Sarkomers. Es bindet an die Z-Scheibe aber auch an Aktin und ist damit für die Muskelstruktur und ihre Funktion wie die Kontraktion verantwortlich. Das Serin, was zu Protlin mutiert ist bei der P2 Mutante befindet sich in der hoch variablen N-terminalen Region. Was genau diese Mutation beim Pferd verursacht ist nicht bekannt, aber beim Menschen und bei Versuchen in Mäusen verursacht eine vergleichbare Mutation ein Verlust von Muskelstruktur und dadurch auch eine Einschränkung in der Muskulatur [1][2]. Daher kann davon ausgegangen werden, dass auch bei Pferden, die diese Genmutation tragen eine Schwächung der Muskulatur auftreten kann, vor allem wenn äußere Umstände dies begünstigen wie zum Beispiel eine Verletzung, Stress, Futter usw. Eine Schwächung ist vermutlich wahrscheinlicher bei einer homozygoten Variante aber auch wenn noch andere Muskulatur-schwächende Faktoren wie z.B. eine weitere PSSM2 Variante, vorliegen. Aber auch das ist wissenschaftlich noch nicht belegt. 


Schematische Darstellung des humanen Myotillin Proteins von Pleiotrope: Original

Bei der Fütterung von P2 ist ein hoher Proteingehalt bzw. vor allem die drei Aminosäuren Methionin, Threonin und Lysin wichtig. Des Weiteren brauchen die Pferde viel Mangan. Vitamin E kann helfen, muss es aber nicht. Wir füttern es zu, sehen mal Effekte und mal nicht. 


[1]Garvey SM, et al. (2006). "Transgenic mice expressing the myotilin T57I mutation unite the pathology associated with LGMD1A and MFM"Hum Mol Genet15 (15): 2348–62.
[2]: Selcen D (Mar 2011). "Myofibrillar myopathies"Neuromuscular Disorders21 (3): 161–71.

Sonntag, 9. Juli 2023

Liberty

Wir haben mit Raini sehr schnell angefangen line-free am Boden zu arbeiten. Raini ist sehr fein in der Kommunikation, manchmal habe ich das Gefühl er kann meine Gedanken lesen. Da lag die Linerty Arbeit nahe. Zum anderen gab diese Form der Arbeit Rain man noch mehr Entscheidungsfreiheit, was ihm sehr gut gefiel. Er hatte immer die Chance zu gehen, was er tatsächlich nur sehr selten mal gemacht hat. Ich musste bei dieser Teamarbeit nochmal mehr Präzision in der Hilfengebung lernen, fehlte ja jetzt die Möglichkeit etwas am kappzaum zu korrigieren. Man lernt aber so auch wieder mehr mit Körpersprache zu kommunizieren. Es machte uns beiden sehr viel Spaß und es war lange Zeit Rainis Lieblingsdisziplin. Wir hatten hier auch ganz interessante Momente. Zum Beispiel sagte Melli einmal zu mir, ich müsste atmen. Erst da merkte ich, dass ich länger die Luft angehalten hatte und Raini schnaubte sofort ab und lief viel lockerer. Als ich Melli fragte woher sie das wusste, sagte sie dass Raini das zeigt weil er dann verspannt. Mein Pferd registriert offenbar ob ich atme, während ich neben ihm her laufe und reagiert so, dass ein außenstehender es sieht. 


Unsere ersten Übungen war das Bewegen von Vor- und Hinterhand. Dann kam das Folgen, also ich laufe rückwärts vor ihm her. Dann haben wir das nebenher laufen geübt und dann auch in allen Gangarten. Raini blüht richtig auf in der Freiarbeit. Er ist mega entspannt und aber gleichzeitig hoch konzentriert. Er hat richtig Spaß und freut sich über jede Aufgabe die er zu unserer Zufriedenheit löst und er scheint richtig stolz zu sein bei jedem Lob das er bekommt. Sein Blick ist ein komplett anderer und auch seine ganze Körperspannung und sein Ausdruck. Er ist in der Bodenarbeit und speziell in der Freiarbeit ein ganz anderes Pferd. 




Mit der Freiarbeit zu unserem Beginn der Bodenarbeit anzufangen erscheint ungewöhnlich. Aber für Rain man war es der beste weg. Er hatte so immer die Freiheit "Nein" zu sagen oder weg zu gehen und das war etwas das er überhaupt nicht kannte und ich denke das hat ihm letzten Endes das Vertrauen in uns und in den Menschen im Allgemeinen wieder gegeben.
Wir haben dann irgendwann mit der akademischen Bodenarbeit angefangen und das auch erst einmal am Kappzaum. Aber immer wenn er eine Lektion verstanden hat, erarbeiten wir uns die auch wieder im Liberty. Inzwischen arbeitet er am Kappzaum oder auch Liberty gerne, er liebt beides. 
Ich kann jedem empfehlen einmal Liberty zu probieren, es ist das ehrlichste Feedback, dass einem der Partner Pferd geben kann. Und in meinen Augen ist es einfach toll, wenn das Pferd einfach durch die Bewegung meiner Hüfte ein Kruppe herein anbietet. Manche Kommunikationsschwierigkeiten mit dem Pferd zeigen sich auch erst im Liberty und lassen sich da dann einfacher lösen.

Mittwoch, 5. Juli 2023

Kurzer Genetik Exkurs

Ich muss zugeben, dass für mich die Genetik oder Molekularbiologie immer das nervigste am Studium war, irgendwie hat es mich nie interessiert. Ich musste im Labor auch molekularbiologisch Arbeiten und habe PCR durchgeführt und auch Gensequenzierungen gemacht, war aber letzten Endes immer nur das Werkzeug um Proteine zu erzeugen. Als Chemiker fehlt einem da vielleicht auch ein bisschen die Basis. Um es kurz zu machen: Ich bin also nicht der große Genetiker. Dennoch glaube ich, dass ein wenig Wissen über Genetik notwendig ist, um PSSM2 zu verstehen und ich möchte es Euch möglichst einfach vermitteln:

Proteine übernehmen wichtige Funktionen im Organismus: Enzyme sind zum Beispiel Proteine, sie Katalysieren wichtige chemische Vorgänge im Körper wie zum Beispiel bei der Verdauung und der Spaltung der Nahrung in wichtige Bausteine und Energie. Es gibt auch Signalproteine wie Hormone, die Vorgänge im Körper regulieren. Antikörper im Immunsystem sind ebenfalls Proteine. Und ein Großteil der Proteine sind Strukturproteine wie zum Beispiel im Muskel: Myosin und Actin zum Beispiel sind maßgeblich an der Bewegung der Muskulatur beteiligt. Proteine sind aus Aminosäuren aufgebaut. Es gibt hauptsächlich 20 Aminosäuren aus denen alle Proteine aufgebaut sind. Bei der Synthese der Proteinen wird eine Aminosäure an die nächste gehängt. Die meisten Proteine bestehen aus 100-500 Aminosäuren, aber es gibt auch welche die aus 1000 Aminosäuren aufgebaut sind. Aber woher weiß eine Zelle welche Aminosäuresequenz ein bestimmtes Protein besitzt? Da kommt die DNA bzw. das Erbgut ins Spiel. Sie ist sozusagen die Bauanleitung für Proteine. Jede Zelle hat im Zellkern die DNA und somit die Bauanleitung für die Proteine gespeichert. Der Code der DNA wird dann in den Aminosäure Code des Proteins übersetzt, das nennt man die Translation. Das Ganze ist etwas komplizierter, da die DNA selbst nicht direkt zur Proteinsysnthese verwendet wird, sondern zunächst in RNA umgewandelt wird, da die DNA den Zellkern nicht verlassen kann, aber das wäre jetzt zu kompliziert, daher lassen wir den Schritt mal weg. Es gibt insgesamt 4 Basen aus denen die DNA aufgebaut ist. Ein Code aus 3 Basen ergibt immer eine Aminosäure. Man nennt die drei Basen, die eine Aminosäure vorgeben, ein Codon. Insgesamt gibt es 61 Codons für die 20 Aminosäuren, eine Aminosäure wird also meist von mehr als einem Codon vorgeben. Außer die Aminosäure Metheonin, die wird nur von einem Codon kodiert. Diese Aminosäure ist gleichzeitig das Start Codon. Sie zeigt an, dass hier ein Protein anfängt. Dann gibt es noch drei Stopcodons, also die Sequenz die vorgibt, dass das Ende eines Proteins erreicht ist. Und das ist es auch fast schon. Aus der DNA Blaupause wird somit das Protein gebaut. Ist nun aber ein Fehler in der DNA Sequenz, kann das auch ein Fehler in der Proteinsequenz bedeuten. Und da kommen wir nun zum PSSM2. Es ist eine Generkrankung, die durch eine bestimmte Mutation in der DNA verursacht wird. Man muss an dieser Stelle wissen dass es drei verschiedene Mutationen gibt: Es gibt Mutationen im nicht kodierenden Bereich. Nicht die gesamte DNA ist eine Blaupause für Proteine, es gibt auch Teile der DNA, und das sind mehr als 50% die keine Proteinsequenz vorgibt. Das sind die sogenannten Introns. Die genaue Funktion der Introns ist noch nicht bekannt, mir zumindest nicht :-). Die Protein kodierenden Sequenzen sind die sogenannten Exons. Da de Funktion der Introns noch nicht voll verstanden sind, kann man auch nicht wirklich etwas zu Mutationen in dem Bereich sagen. Dann gibt es noch Mutationen in den Exons, die zwei unterschiedliche Konsequenz haben: Eine Mutation einer einzigen Base können dazu führen, dass in dem Protein eine andere Aminosäure eingebaut wird als eigentlich vorgesehen. Das kann erhebliche Auswirkungen haben. Die 20 Aminosäuren sind alle unterschiedlich aufgebaut, sie haben unterschiedliche chemische und elektrochemische Eigenschaften und sind auch unterschiedlich groß und Sperrig. Die Sequenz der Aminosäureabfolge gibt nicht nur die Struktur des Gesamtproteins vor, sondern auch die Interaktion mit anderen Proteinen oder sonstigen Bestandteilen einer Zelle. Bei einem Enzym kann es zum kompletten Verlust der Funktion führen. Bei einem Hormon kann es zum Bindungsverlust an die Rezeptoren führen, was eine Signalweiterleitung verhindert. Bei Strukturproteinen kann es zum Verlust der Struktur kommen. Und dann gibt es noch die Stille Mutation: Wie oben erwähnt gibt es verschiedene Codons, die alle eine Aminosäure kodieren (bis zu vier). Es kann also auch sein, dass eine Base durch eine andere ausgetauscht (mutiert) wurde, die Aminosäure bleibt aber die gleiche. Bei einer stillen Mutation ist die Konsequenz nicht immer bekannt, in einigen Fällen führt eine solche Mutation zu einer Veränderung in der Regulation der Translation des jeweiligen Proteins, also die Häufigkeit in der es hergestellt wird. 

Das ist erst einmal das wichtigste, was man wissen muss um die Genetik hinter PSSM2 zu verstehen.

Abbildung der Code-Sonne, In bunt von innen nach außen gelesen, die Codons bestehend aus jeweils 3 Basen (jede Base dargestellt durch einen Buchstaben, G, A, U und C). Außen in grau die jeweilige Aminosäure die aus dem Codon erstellt wird, dargestellt im Dreibuschstaben Code. Start und Stopcodons sind angezeigt. Quelle: Mouagip.


 

Sonntag, 25. Juni 2023

PSSM2- Was ist das überhaupt?

Pssm2 ist umstritten bzw. die Diagnose der Erkrankung. Daher schreibe ich es hier deutlich: Ich bin kein Tierarzt, ich gebe hier nur meine Kenntniss und meine Meinung wieder. Alles was ich weiß, habe ich im Bereich Zellbiologie humaner Muskelzellen gelernt oder ich habe es aus der Literatur. 
Kürzlich ist PSSM2 in MIM (Muskel Integritäts Myopathy) umbenannt worden, um die Indikation besser zu benennen. Denn es handelt sich um eine Myopathie.
Diese sind Muskelerkrankungen die bei PSSM2 durch Strukturproteine in der Muskulatur hervorgerufen werden. Laut dem aktuellen Stand gibt es  vererbbare Genmutationen, die das Risiko erhöhen, dass das Tier im Laufe seines Lebens an MIM erkrankt. Was die Erkrankung aber auslöst ist noch nicht verstanden. Eine Ursache für den "Ausbruch" bzw. die Schübe können Umwelteinflüsse sein wie eine Verletzung, Stress, Futter usw. oder es gibt noch andere Biomarker, die zur Zeit noch nicht bekannt sind. Aktuell bekannt sind 6 Mutationen (P2, P3, P4, P6, P8, K1 und Px). Das Tier kann heterozygot sein, das heißt dass nur ein Alleel betroffen ist (n/P2). In dem Fall würde es für einen Hengst oder Stute bedeuten dass es eine 50%ige Wahrscheinlichkeit gibt, dass er/sie das mutierte Gen vererbt. Ist es homozygot (P2/P2) sind beide Alleele betroffen und das würde bei einem Hengst bzw. einer Stute heißen dass er/sie in jedem Fall ein mutiertes Gen vererbt. Das Fohlen trägt dann, je nach Erbmaterial des jeweils anderen Tier,  mindestens ein "defektes" Alleel (n/P2). Wie bei Raini treten die Mutationen auch gemeinsam auf, Raini hat nP2& nPx. Was es bedeutet, wenn mehr als eine Mutation auftritt, ist auch noch nicht wirklich verstanden. Insbesondere dem Px sagt man zu, dass es die Symptome der anderen Mutationen verstärkt, wenn es in einer Kombination auftritt. Aber es gibt Pferde mit nur einer Mutation die sehr sympathisch sind und welche mit 3 oder mehr Mutationen, die kaum Symptome zeigen. Auch das lässt vermuten dass es noch weitere Biomarker gibt.
Ich werde hier im Blog hauptsächlich zu P2 und Px schreiben weil ich mich mit den beiden am meisten beschäftigt habe. Es ist tatsächlich auch die am häufigsten auftretende Kombination.


Hier ein kurzer Genetik Exkurs.
Hier eine kurze Beschreibung der Bedeutung von P2.
Hier eine kurze Beschreibung der Bedeutung von Px.

Mittwoch, 22. März 2023

PSSM2 Symptome Raini

Warum ist PSSM2 so schwer klinisch zu diagnostizieren? Die Symptome sind meist sehr unspezifisch. Ich kannte PSSM auch immer eher so in Verbindung mit Kreuzverschlag, Muskelabbau usw. Daher habe ich auch selbst, trotz des Wissens, dass es so eine Erkrankung gibt, lange gezweifelt, dass Raini das hat. 

Als ich mich aber nach der Diagnose mit PSSM2 beschäftigt habe und mich auch in Webinare gesetzt habe und bei Schulungen war und mich mit vielen anderen PSSM2 Pferdebesitzern gesprochen habe, wurde mir doch klar, dass Raini sehr viele der beschriebenen Symptome hat. Ob letzten Endes alles PSSM2 bedingte Symptome sind, kann ich nicht sagen. Aber ich schreibe hier mal einfach alles auf, bei dem ich immer das Gefühlt hatte das unterscheidet Raini von anderen Pferden und macht ihn "komisch":

  • Sehr geräuschempfindlich, wird von Dingen die er hört und nicht zuordnen kann/sehen kann, sehr leicht erregbar

  • Hat Angst vor merkwürdig ausschauendem Boden (bsp. Gummimatte, Planen, Pfützen usw.)

  • Generell nervöses Pferd, was bei Aufregung sofort Kotwasser & Durchfall bekommt

  • Krampfkoliken

  • Ton bzw. Halbseitige Kehlkopflähmung

  • Bekommt gerade wenn die Luft etwas feuchter wird und während des Fellwechsels gerne mal unspezifischen Husten, der auch schnell wieder verschwindet

  • Kann sich schwer Versammeln

  • Sehr triebig zu Beginn einer Einheit

  • Zügellahm

  •  Zu Beginn fällt es ihm schwer den Takt zu halten, insbesondere in Wendungen

  •  Zu Beginn 4-Takt im Galopp

  • Kann keine Wechsel Springen

  • Angst vor Gegenverkehr anderer Pferde in der Bahn

  • Braucht lange um warm zu werden (30-40 min), danach sind die meisten Auffälligkeiten (Triebig, Zügellahm, Takt-Problematik) weg

  • Perfektionist, der besonders bei der Bodenarbeit alles richtig machen will, wenn er da nicht schnell sein Lob bekommt, wird er emotional

  • Berührungsempfindlich bei unbekannten Menschen

  • Muskelverspannungen

  • Muskelzittern bei Kälte oder Aufregung

  • Hoher Muskeltonus

  • Sehr in sich gekehrtes, introvertiertes Pferd, wenig Vertrauen in Menschen

  • lethargisch

  • Probleme beim Muskelaufbau, vor allem an der Hinterhand 

  • Mangelnde Rückenmuskulatur mit der herausstehender Wirbelsäule

  • große Schulter im Vergleich zur Hinterhand, weil er sich meist mit der Vorhand zu ziehen scheint

Manche Dinge scheinen sehr häufig bei P2 oder Px aufzutreten. Gerade die Nervosität, Schreckhaftigkeit, Geräuschempfindlichkeit scheint typisch PX zu sein. Ein solches Pferd braucht Routinen und schon kleine, von der Routine abweichende Dinge können das Px Pferd verunsichern. Rain man stört es schon, wenn er mal an einer anderen Stelle im Stall angebunden/geputzt wird. Er braucht außerdem eine sehr klare Kommunikation und die Regeln müssen immer gleich sein. Das ist nicht immer leicht, wenn man sich zu Zweit um ein Pferd kümmert. Für Rain man ist es auch wichtig, dass nie mehr als maximal 2 Leute mit ihm agieren. Heißt z.B., wenn die Osteo oder der Hufschmied oder wer auch immer da ist, man sich dann immer alleine um Ihn kümmert. 

Wichtig ist für ihn auch, dass man ihn ausreichend und auch für kleine Dinge lobt. 

Wir haben leider diese Dinge nicht direkt gewusst und verstanden und haben daher einen großen Fehler nach der Diagnose gemacht: Wir haben Fabi gekauft. Das hat ihn schon sehr aus seiner Bahn geworfen, war er auf einmal nicht mehr die einzige Nummer 1 und hatte auf einmal nicht mehr 100% der Aufmerksamkeit von zwei Menschen. Noch schlimmer war aber, dass wir uns nicht aufgeteilt haben zwischen den beiden und auch keine festen Tage hatten. Teilweise haben wir die Pferde auch getauscht, also einer hat Raini geputzt und der andere ist ihn dann geritten. Dann gab es Situationen, in denen Fabi z.B. ebesondere Aufmerksamkeit brauchte, als sie eine Kolik hatte z.B. und da haben wir ihn sogar zurück in die Herde gestellt und uns dann zu zweit um sie gekümmert. Das war für ihn natürlich alles nicht verständlich und sehr schlimm. Uns ist das erst einmal gar nicht aufgefallen. Wir merkten, dass die Futterumstellung auf PSSM2 nicht anschlug, dass er sich häufig verletzte, inklusive den beiden Muskelfaserrissen, die zu einer längeren Auszeit führten. Dann das ISG Problem durch die Kälte und auch seine schlechte Psyche. Er wirkte auf einmal viel älter und schon fast depressiv. Unsere Osteo sagte uns dann, dass er trauert und wir uns unbedingt aufteilen müssen, ein Mensch ist für mindestens 3 Monate nur für ihn da und danach auch sein Hauptpfleger. Das war für uns beide sehr schwer, weil er von uns beiden ja das erste Pferd war. Als wir uns dann aufgeteilt haben, ging es auch wirklich bergauf.  

Bei einem PSSM2 Pferd und insbesondere bei PX ist die Stabilität des Umfelds also wirklich wichtig, das kann ich bestätigen. Alles hat man natürlich nicht im Griff, aber gerade dann ist es umso wichtiger, dass die Eckpfeiler immer da bleiben. Ich kann mir vorstellen, dass Dinge wie Stallwechsel, Besitzerwechsel, Trennung von Pferdefreunden wirklich schwer sind für solche PSSM2 bzw. Px Pferde, so etwas muss man immer mit in Betracht ziehen.





Montag, 13. Februar 2023

PSSM2 Diagnose

 "Wie habt Ihr gemerkt das Rain man PSSM2 hat?" ist die häufigste Frage die mit in Verbindung mit der Krankheit gestellt wird. Die ehrliche Antwort: Gar nicht. Er war immer schon komisch, anders als andere Pferde, im Verhalten und auch beim Reiten. Das war aber alles nichts wo man jetzt unbedingt sagen würde dass er chronisch krank wäre. Er hatte bis dato nie gelahmt. Vieles hatten wir uns immer damit erklärt, dass er eben falsch ausgebildet wurde und auch misshandelt wurde. Die Idee dass er PSMM2 haben könnte, kam von einer anderen Einstallerin, die auch ein PSSM2 Pferd hat (PRE). Aber auch da glaubte ich nicht daran. Das was man da so über PSSM2 las war mehr in die Richtung Lahmheiten, Kreuzverschlag oder ähnliches, das hatte er alles nicht. Dann hatte aber noch ein weiteres Pferd im Stall PSSM2, dieses mal ein Warmblut, das auch von Rubinstein abstammt. Und dieses Pferd war Raini im Verhalten doch ähnlich. Das lies mir dann keine Ruhe mehr, also testeten wir. Und obwohl ich eigentlich der festen Überzeugung war der Test kommt negativ zurück, war es dann n/P2 & n/Px. Die häufigste Kombination. Interessant war, dass die Stute, die auch von Rubinstein abstammt mit n/P2, n/P8 & n/Px eine sehr ähnliche Kombination aufweist. "Wart ihr erleichtert als das Ergebnis kam?", die zweite Frage, die eigentlich fast immer kommt. Nein, war ich nicht. Mein Pferd war da dann auf dem Papier chronisch krank, er war nicht einfach nur komisch. Und es gibt ja auch Fälle da muss das Pferd dann irgendwann auf Grund der Symptomatik eingeschläfert werden. PSSM2 ist eine chronische Krankheit und wenn das Pferd irgendwann mal Symptomatisch wird, dann kann man es nicht heilen. Man kann versuchen durch Futter und Training die Symptome abzustellen oder zu verbessern. Aber PSSM2 ist eine unheilbare Erkrankung die in vielen Fällen mit dem Alter schlimmer wird. Nein, darüber habe ich mich nicht gefreut. Aber natürlich hat es einiges erklärt. Als ich mich dann eingelesen habe und in Webinaren saß, wunderte ich mich noch, dass ich anfangs gezweifelt habe, dass er die Krankheit haben könnte. Die da aufgezählten Symptome passten so gut und ließen sogar auf die Varianten n/P2 und n/Px schließen. Rainis Symptome habe ich hier gelistet:

Wir konnten jetzt natürlich einiges anpassen wie das Futter und das Training und nachdem wir uns eigentlich sicher waren, dass er es auch trotz PSSM2 auch ohne Decke durch den Winter schaffen würde, hat er dann im zweiten Winter auch eine Decke bekommen. 

"Wie schnell habt ihr die Futterumstellung gemerkt?" Naja, leider hat das bei uns sehr lange auf sich warten lassen. Wir hatten die Diagnose und dann das Futter umgestellt genau zu dem Zeitpunkt als wir Fabi gekauft hatten. Fabi war ein großes Problem für Raini, er wurde unsicher und verletzte sich dann noch, für PSSM2, relativ schwer mit zwei Muskelfaserrissen. All das führte vermutlich dazu dass die Futterumstellung nicht anschlug. Dann verweigerte er das Futter auch noch und vertrug auch das Soja nicht, so dass wir nochmal von vorne anfangen mussten. Am Ende haben wir aber auch mit der Hilfe einer Futterberatung eine gute Lösung gefunden und dann wurde auch alles irgendwann besser. Aber generell sind da sicher nicht alle Pferde gleich, bei den einen bringt die Futterumstellung sofort Besserung, bei den anderen dauert es vielleicht auch etwas. Und ich glaube letzten Endes ist man damit auch nie fertig. Irgendetwas liest man hier oder hört man da und will man dann doch ausprobieren. Es ist einfach wie ein Experiment. Rainis Futterumstellung erkläre ich nochmal in einem anderen Beitrag. Durch PSSM2 habe ich allerdings schon einige Menschen und Pferde kennen gelernt, die alle einen ähnlichen Leidensweg hatten. Pferde die als faul oder gar bösartig abgestempelt wurden, obwohl sie einfach körperlich nicht konnten, teilweise trotz Diagnose. Das ist traurig und für mich völlig unverständlich. Generell ist ein Pferd mir nichts schuldig, dass ich auf seinem Rücken sitzen darf ist ein Privileg. Pferde sind so freundliche, kooperative und liebenswerte Lebewesen, die trotz Schmerzen dann immer noch versuchen ihr bestes zu geben. Wie oft ich gehört habe dass Rain man Glück hat bei uns gelandet zu sein und dass er überall anders schon in der Wurst gewesen wäre. Das ist Grauenvoll und zeigt, dass es einem Teil der Reiter nur ums Reiten geht oder um Turniere und Schleifen und Anerkennung. Ja, ich habe mich auch immer gefragt, warum es bei uns immer viel schlechter lief als bei allen anderen um uns herum aber da ging es mir am meisten um das Wohlbefinden des Pferdes. Seitdem er im Offenstall steht, weiß ich es geht ihm schon mal viel besser. Und ich selbst habe einfach auch Spaß an der Zeit mit meinem Pferd, auch wenn ich nicht drauf sitze. 





PSSM2

PSSM2 ist praktisch das Thema, was uns beim Rain man rund um die Uhr beschäftigt. Es ist immer da und das wird vermutlich auch immer so sein. Auch wenn es Menschen gibt, die das als Mode-Diagnose betiteln oder Menschen, die meinen, dass das normale Pferde sind, wenn man sie entsprechend füttert, ist es für Besitzer eines symptomatischen Pferdes und für das Pferd selbst natürlich ein großes Problem. 

Ja, ich würde mir Rain man immer wieder kaufen, er ist mein Traumpferd mit all seinen Paketen, die er so mitbringt. Aber für ihn wäre es natürlich schöner nicht immer wieder Schmerzen zu erleiden, weil er wieder Verspannungen hat, weil es zum Beispiel wieder mal zu kalt ist oder es regnet usw. 

PSSM2 ist ein so großes Thema bei uns, dass ich hier mehrere Posts verfassen werde und die alle hier verlinken werde.





Sonntag, 5. Februar 2023

Raini und die Turniere

 Ich war nie ein Turnier Mensch, bei mir hat das immer Stress verursacht, so dass das gar keinen Sinn ergeben hat. Bei unserem alten Stall hatte Rain man eine Reitbeteiligung, die ihn 1-2 Mal die Woche geritten ist. Das hatte den Grund, dass Raini dann eine Betreuung hatte, wenn wir im Urlaub waren oder mal krank waren und sie war generell auch zu anderen Uhrzeiten am Stall und konnte ihn dann vor allem auch im Winter zusätzlich mit Spazieren und Grasen bewegen. Außerdem hatten wir so auch mal gemeinsam stall frei an mindestens einem Tag der Woche. Sie ritt auf A bzw. L Niveau und hat 2014 im Winter dann mit Rain man mal an einem Spaß Turnier teilgenommen und da war Raini in der E gleich 2. und in der A gleich 4. Auch mit dem Mann hat an einem einfachen Reiterwettbewerb teilgenommen und wurde zweiter.



Rainis erstes Turnier auf dem eigenen Hof

2015 ist er dann auch auf offizielle Turniere gegangen, auch auswärts. Es schien ihm sogar Spaß zu machen. Er schien auf dem Turnier gleich eine Schippe drauf zu legen und lief dann auch immer ganz nett. Auch wenn er nicht reell läuft, scheint seine “nette” Haltung den Richtern oft ganz gut zu gefallen und wenn er in einer Abteilung nicht an erster Stelle läuft, dann lässt er sich ziehen und hat auch ein gutes Tempo. Wenn die Pferde aber zu nah an dem Richtertisch vorbei müssen, dann hören sie seinen Ton und er bekommt dann immer deutlich schlechtere Noten.

Raini beim ersten Auswärtstunier

Generell fällt auch auf, dass er auch hier eine ausreichende Arbeitszeit benötigt, um warm zu werden, aber die Reithalle müsste möglichst leer sein, damit er nicht gestresst ist. Zu lange Abreiten ist aber dann auch nicht mehr gut, dann ist er irgendwann müde und rollt sich vermehrt ein. 2015 geht er also einige Turniere und bekommt auch in A-Dressuren gute 7er-Noten und wird auch einige Male plaziert. Auch der Mann nimmt mal ab und an Turnieren auf unserem Hof teil und auch da wird Rain man plaziert. Weil er das immer sehr schön macht und so brav ist, bekommen wir auch mal Angebote für ihn, wir sind also doch sehr stolz auf unser Pferd. Dann kommen aber ja die Koliken und so nehmen wir ihn 2016 aus dem Turniersport, weil das für Magenpferde ja auch ein Nogo ist. 

Schleifen der Reitbeteiligung 2015


Schleifen der Reitbeteiligung auf Rainis letztem Turnier 2016


Auch wenn er die Turniere sehr fein gemacht hat und auch immer entspannt dabei aussah, hat ihn das rückblickend sicher sehr doll gestresst. Gerade ein Px-Pferd braucht Routine und ihn auf einen fremden Hof zu karren und mit total fremden Pferden in eine Aufgabe zu schicken, muss ihn extrem gestresst haben. 

Mir ergibt auch das Ganze keinen Sinn, die Pferde werden dort nicht ihrer Leistung nach beurteilt. Wenn taktunreine und nicht gelassene Pferde eine EM gewinnen, sagt das doch einiges über unsere Turniere aus. Will man von solchen Richtern überhaupt bewertet werden? Warum muss man in irgendwelchen Klassen auf Kandare oder mit Sporen reiten oder warum darf ich in manchen Klassen mit Ausbindern reiten? Warum ist es noch immer erlaubt, ein Pferd mit irgendeiner Stange gegen die Beine zu schlagen, so lange die Stange nicht ein bestimmtes Gewicht/Länge überschreitet. Ein Tier, dass selbst eine Fliege auf der Haut spürt mit einer Stange zu schlagen ist so oder so total sinnfrei und Tierquälerei. 

All das zeigt doch, dass es hier nicht darum geht ein Pferd gesunderhaltend und in einer möglichst pferdefreundlichen Art mit möglichst feinen Hilfen zu reiten. Ein Verband, der bei all diesen Tierquälereien nicht nur zuschaut, sondern diese noch belohnt, sollte man so oder so mit Turnierteilnahmen nicht unterstützen.