Samstag, 15. Juli 2023

Warum Akademische Bodenarbeit

Warum gerade die akademische Bodenarbeit nach Branderup? Ich selbst habe beim Neustart mit Rain man gemerkt, dass wir eine viel bessere Verbindung am Boden hatten und wir dort viel besser miteinander kommunizieren konnten. Er reagierte so fein auf alle meine kleinsten Hilfen und war immer super konzentriert und gab auch immer 100%. Daher wollten wir ihm die Basis erst am Boden erklären. Was mir bei den Akademikern besonders gut gefällt ist, dass die Bodenarbeit keine Nebensache ist, sondern mindestens so wichtig wie das Reiten selbst. Marius Schneider hat mit Aramis mindestens ein Pferd, dass er gar nicht reitet, sondern nur am Boden arbeitet und der kann die hohen Lektionen alle. Außerdem haben die Akademiker einen Fokus auf die Gesunderhaltung des Pferdes, es muss erst eine Tragkraft entwickelt werden, bevor man sich drauf setzt, das Pferd wird durch die Lektionen und Aufgaben mehr und mehr darin geschult, seine Kraft aus der Hinterhand zu nehmen, an statt sich mit der Schulter zu ziehen. Es wird immer nach der Balance gesucht, im Pferd und auch zwischen Pferd und Mensch. Die Lektionen sollen nicht spektakulär aussehen, wie bei den Traversalen die man so oft im TV sieht, sondern sie sollen die Gelenke schonen. Es wird alles in kleinen Schritten und über einen längeren Zeitraum aufgebaut, so wie es zu dem Paar passt. Dass man alles erst im Schritt oder gar im Stand ausprobiert, hat uns sehr geholfen, insbesondere auch in den schwierigen Phasen, im Winter oder in einem Schub. Das Pferd wir in alle Aufgaben mit einbezogen und nach Lösungsvorschlägen befragt, es macht nie einen Fehler. Insbesondere das passte gut zu uns, wo Rain man doch ein kleiner Perfektionist ist. 

Wir haben also erst einmal am Boden angefangen und Rain man erst einmal versucht gerade zu bekommen so dass er auf einer Bahn läuft. Das erscheint vielleicht erst einmal komisch, aber Rain man war anfangs nicht in der Lage einen Huf vor den anderen zu setzen. Er klebte mit der äußeren Schulter oft an der Bande und driftete mit der inneren Hinterhand gerne mal in die Bahn. Generell haben wir erst einmal geübt, Vorhand und Hinterhand gezielt anzusprechen und ihm die Hilfen erklärt (innerer & äußerer Schenkel & Zügel). Wir haben das Ganze erst einmal im Stand geübt und dann im Schritt. Man muss hier erwähnen, dass Raini eher hypermobil ist, im Stehen kann er sich wie eine Schlange hin und her bewegen. Da muss man wirklich aufpassen, Hilfen nur minimal zu geben und auch bei Korrekturen sehr vorsichtig zu sein. Wie haben uns da aber mit der Zeit gut aufeinander abgestimmt. Bei ihm war auch immer das Lösen ein Thema. Wir haben hier erst einmal versucht ihn in der Tiefe zu arbeiten, natürlich immer vor der Senkrechten. Später haben wir das Ganze dann wieder hoch korrigiert. 




Ich weiß dass man sich, wenn man akademisch arbeitet, immer fragt, ob man überhaupt irgendwann ans Ziel kommt, wenn man wochenlang nur im Stand/Schritt an Kleinigkeiten arbeitet. Aber es ist erstaunlich was für Fortschritte man irgendwann erreicht, ohne es zu merken. Wir haben während eines Schubs mit Rain mal 3 Monate lang nur im Schritt und im Stand gearbeitet und als dann mal die Osteo da war, ist er auf einmal so schön galoppiert wie nie zuvor, richtig Bergauf und versammelt. Man muss da ein wenig Vertrauen in die Arbeit haben. Sie heißt nicht umsonst Kunst. Man muss es sich wirklich zeitaufwendig erarbeiten und kann es nicht schnell schnell machen.

Das erstaunlichste ist aber, dass wir Rain man mit dieser Arbeit nicht nur für die Arbeit unter dem Reiter vorbereitet haben. Seitdem wir akademisch Arbeiten wird dieses Pferd auf einmal ein richtiges Pferd. Er richtet sich auf und schreitet richtig stolz und das nimmt er mit in die Herde. Mehr und mehr ist er im Rang aufgestiegen und ist nun einer der Chefs. Er geht auch jetzt in der Herde gerade und schlurft nicht mehr, das ein oder andere Mal habe ich ihn auch schon den spanischen Schritt gesehen, als er einen andern Wallach imponieren wollte. Und auch dem Menschen gegenüber ist er aufgetaut, er hat einfach sehr viel Selbstbewusstsein bekommen. Und wir sind nicht die einzigen denen es so ergeht. 

Wir arbeiten inzwischen auch mit Fabi akademisch und gerade einem jungen Pferd, das noch nicht ausgewachsen ist, hilft diese sanfte, pferdefreundliche Ausbildungsweise enorm. Man hat nicht in einem Jahr ein Pferd mit dem man eine L-Dressur gewinnt, aber man hat so eher lange etwas von seinem Pferd.

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