Wie arbeitet man mit einem Pferd, das sich immer so einrollt, dass es sich fast in die Brust beißt und sich mit der Vorhand zieht und dazu triebig ist und abgestumpft? Da Raini aber unter Muskelatrophie litt, vor allem auch in der Sattellage, mussten wir unbedingt Muskeln aufbauen und er musste ja auch lernen, lockerer zu werden.
Wir haben, wie auch bei der Bodenarbeit, direkt mit einem Kappzaum begonnen, zunächst mit einem Naseneisen. Ich habe viel nach dem Longenkurs von Babette Teschen gearbeitet und wir hatten dann ja auch Unterricht bei Melli.
Wir haben zuallererst im Roundpen ohne Longe angefangen und haben ihn außen rum im Kreis im Schritt laufen lassen, wenn er mal für 1-2 Schritte den Kopf fallen lassen hat, haben wir ihn gelobt. Das Ganze dann auch im Trab. Dann kam die Longe dran und auch hier das gleiche. Hat er den Kopf fallen lassen, wurde er gelobt. Er merkte schnell, dass es für ihn ganz angenehm war, mal vorwärts abwärts in Dehnungshaltung zu laufen, er konnte das aber nicht lange halten. Aber es wurde jedes Mal mehr, eine halbe Runde, dann eine Ganze. Dann haben wir irgendwann auch den Galopp dazu genommen. Hier hat er sich dann lange raus gehoben, aber irgendwann kam auch hier die Nase vor und runter. Ja, er läuft dann natürlich erst einmal mit viel Gewicht auf der Vorhand, aber anders hätten wir ihn nicht locker aus seiner Rollkur raus bekommen.
Irgendwann lief er schön vorwärts - abwärts, mit pendelndem Schweif und schnaubte viel ab. Der Rückenmuskel bewegte sich schön und die Bewegung schwang auch durch den Körper. Zwei Dinge mussten nun passieren, der Kopf musste wieder höher aber dabei vor der Senkrechten bleiben natürlich und es musste mehr Last auf die Hinterhand. Er sollte sich nicht vorne ziehen, sondern hinten schieben. Ein klein wenig hatte sich das aber eh schon gebessert. Dann musste er lernen, gerade auf der Kreislinie zu laufen, denn er lief bis dahin eher wie ein Motorrad in der Kurve. Das belastet natürlich die Gelenke. Wir fingen mit letzterem an, denn da würde er eh den Kopf weiter hochnehmen müssen. Er musste also lernen, die innere Schulter anzuheben und mit der Hinterhand spurig zu laufen. Geholfen hat uns hier auch die Equikinetic. Vor allem im Trab schaffte Raini es dann relativ schnell, dass er wie auf Schienen im Kreis lief. Der Kopf war schön in der Senkrechten mit der Nase auf Höhe des Buggelenk. Der Rücken wölbt sich auf, das Becken kippt ab und der Brustkorb rotiert nach innen-unten. Natürlich braucht er grenade auch zu Beginn einer Einheit immer mal die Möglichkeit schön vorwärts abwärts zu laufen und abzuschnauben, das braucht er auch zwischendurch immer mal. Das bekommt er auch immer wieder. Dann lernte er es auch im Galopp. Im Schritt war das Ganze für ihn sehr schwer. Da lässt er immer den Kopf sehr tief fallen. Wir haben dann lange Zeit den Schritt mit ihm nur in der Bodenarbeit gearbeitet und sind dann erst zum Trab und Galopp an die Longe gegangen. Aber das erschwert natürlich die Schritt Einheiten zwischen Trab und Galopp. Was auffiel, war, dass er die Probleme bei der Equikinetic nicht hatte, was vermutlich an der äußeren Begrenzung lag. Also versuchte ich es mal mit Doppellonge und siehe da, das fiel ihm auch im Schritt viel leichter.
Generell muss ich sagen, dass Raini all die Longiereinheiten, sei es Longe, Dopellonge und auch Equikinetic, sehr weiter geholfen haben in Sachen Körperform und Bewegung sowie Muskelaufbau. Allerdings muss ich auch sagen, dass ihm die Arbeit an der Longe nicht wirklich Spaß macht. Ich denke, er sieht den Sinn dahinter nicht. Und er mag es auch nicht wirklich, wenn wir ihn von uns wegschicken. Er hat es in der Bodenarbeit und vor allem auch im Line-free gelernt, bei uns zu bleiben und uns zu folgen. Es stimmt für ihn jetzt nicht mehr, dass wir ihn von uns wegschicken. Trotzdem brauchen wir die Longe noch, weil vor allem den Galopp schaffen wir am Boden noch nicht wirklich. Also sind wir noch auf die Longe angewiesen. Auch wenn man mal mit Stangen arbeiten möchte. Am einfachsten funktioniert das alles mit der Doppellonge, denn da weiß er auch, was jetzt kommt und geht von sich aus direkt auf den Zirkel und ich muss ihn nicht von mir wegschicken.
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