Ich hatte schon eine ganze Menge Reitlehrer, die bekomme ich alle nicht mehr zusammen. Es waren tatsächlich nicht so viele gute für mich/uns dabei. Einen Reitlehrer hatte ich Jahre lang, ein staatlich geprüfter Berufsreitlehrer der FN, der auch Richter ist. Darauf legte er viel Wert. Ich habe ihm einiges zu verdanken, unter anderem auch, dass wir Raini bekommen haben und ich war auch lange Zeit mit ihm zufrieden. Aber Rain man änderte einiges. All das was der RL immer so an Theorien hatte, funktionierte bei Rain man nicht. Und ich glaubte auch nie daran, dass Rain man mich verarschte, das wusste ich einfach. Er konnte nicht, aus welchen Gründen auch immer. Als wir in den Offenstall zogen, hatte der RL die Idee, dass er zu uns zum Unterricht kommen würde. Warum auch immer, vermutlich war das für ihn mal etwas anderes als immer der langweilige Schulunterricht und die immergleichen Privatreiter. Ich hatte immer den Eindruck, dass er nicht dahin passte und uns alle komisch anschauen wegen dem Mann, aber ich hatte noch immer zu großen Respekt vor ihm, um Nein zu sagen. Wir hatten ihm unser Pferd zu verdanken. Er kam also 1x die Woche und machte mit uns Dressurunterricht. Es klappte eher mäßig. Der Knackpunkt war eine Stunde, die für immer in meinem Gedächtnis bleiben sollte. Aus irgendeinem Grund hatte der RL die grandiose Idee, dass wir auf irgendeinem Turnier starten sollten. Die Saison startete bereits und in der Umgebung gab es ein paar Höfe, die kleinere und größere Turniere ausschrieben. Nur bin ich kein Tunierreiter. “Das ist doch ein Rubinstein, der muss mindestens L gehen.” Warum das jetzt auf einmal in seinem Fokus war, keine Ahnung. Ich könnte mir vorstellen, dass er das als eine Art neues Projekt sah, um dann im alten Stall irgendwann mal erzählen zu können, was er da mit Raini und mir geschafft hat. Naja, ich sagte dazu nichts, schließlich hatte ich noch immer das Gefühl, dass es uns teilweise noch an den Basics wie Lockerheit, Takt usw. fehlte. An einem Tag jedenfalls hatte er die Idee, wir sollten Kurzkehrt üben, das kam ja in irgendeiner Dressurreiterprüfung oder so vor. Pferd kann Vorhandwendung und Schenkelweichen, das wars aber auch. Reiter ist jetzt schon nervös. Hinzu kommt, dass an dem Tag an einer der langen Seite außen an der Halle gearbeitet wird. Und Raini, wie er so ist, regt sich natürlich über alles auf, was er hört, aber nicht sieht und steigert sich mehr und mehr da rein. Natürlich musste das Kurzkehrt auch noch genau an der Stelle der Halle geübt werden, war klar. Reiter ist ultimativ angespannt, das Pferd versteht die Hilfen nicht und ist außerdem noch mit dem Geräusch beschäftigt. Reiter spannt sich noch mehr an, weil RL inzwischen schreit, er kann nicht einsehen, dass das einfach eine dumme Idee war, aufgeben ist nicht. “Dann zieh ihn mal rum, der muss das jetzt lernen” oder “der kann das, der verarscht Dich nur” schallen durch die Halle. Ich glaube, wir haben 30 min an der gleichen Stelle versucht Kurzkehrt zu reiten und haben dann aufgegeben. Pferd, Reiter und RL frustriert. An dem Tag war mir glasklar, dass das so nicht geht und nie funktionieren könnte und ich habe mich so geärgert, dass ich nicht direkt gesagt habe, dass ich das nicht mache. Das war die letzte Stunde. Der RL sagte auf einmal, dass er an den Wochenenden keine Zeit mehr hat, weil er seine Frau auf Turnier begleiten müsste. Ich denke, er hatte da auch gemerkt, dass es einfach nicht passte.
Natürlich können Reiter und Pferd mal einen schlechten Tag haben. Es gibt Tage, an denen bin ich verspannt, habe Muskelkater, Kopfschmerzen oder mir ist schlecht, weil ich zu viel gegessen habe oder ich habe irgendein Problem auf der Arbeit oder habe mich gestritten und deswegen schlechte Laune. Dann kann ich mein Training anpassen und den RL vielleicht auch bitten, darauf Rücksicht zu nehmen. Aber was ist mit dem Pferd? Das hat vielleicht an dem Tag nicht ausreichend schlafen können, vielleicht hat es auch Verspannung, etwas schlechtes gegessen, Muskelkater oder hat sich mit irgendeinem anderen Pferd gezofft. Auch darauf muss geachtet werden und dann das Training entsprechend angepasst werden. Wenn irgendeine Übung mal so nicht funktioniert, dann probiert man halt mal etwas anderes. Viele Wege führen nach Rom. Was mir lange Zeit fehlte, war ein Reitlehrer, der mir spezifisch für mein Pferd das Werkzeug gibt/erklärt, es in eine Form zu bekommen, mich möglichst lange gesund zu tragen. Und der Spaß für Reiter und Pferd sollte dabei natürlich auch nicht zu kurz kommen. Ich möchte nicht irgendwelche Lektionen abspulen, weil sie in irgendeiner Aufgabe vorkommen. Für mich ist es wichtig, zu wissen, welchen Zweck die Aufgabe für das Pferd und den Reiter hat. Auch bei den Hilfen ist es wichtig zu wissen, welche Aufgabe diese hat. Und nicht nur das, ich muss auch wissen, wann genau der richtige Zeitpunkt ist, einem Pferd die Hilfe zu geben. Dafür muss ich aber auch wissen, was unter mir passiert, ich muss fühlen können, wann das Pferd welches Bein hebt usw. selten sehe ich Unterricht, der das mit einbezieht.
Wichtig ist auch der Fortschritt: Ich als Reiter muss merken, dass wir als Team vorwärts kommen bei dem, was wir machen. Ansonsten macht der Unterricht keinen Sinn und man verliert die Motivation. Manchmal hilft hier auch, wenn man jemandem auf das Team schauen lässt, der etwas weiter weg ist und vielleicht auch das Team seltener sieht. Manchmal verfängt man sich in Dingen, die von außen betrachtet einfach leichter sind zu lösen.
Wir haben nach ca. 3 Jahren mit Raini jemanden gefunden, der uns eigentlich nur mit problematischen Dingen wie Hängertraining und anderen Verhaltensproblematiken aushelfen sollte. Mit ihr kamen wir zu den Grundlagen der Bodenarbeit, Longieren, Linefree arbeiten und dann zur akademischen Bodenarbeit und akademischen Reitkunst. Das Beste, was uns passieren konnte. Ab und an nehmen wir dann auch mal an Kursen einer lizenzierten Bent Branderup Trainerin teil und das funktioniert super gut. Raini hat sich noch nie so gut und schnell entwickelt wie im letzten Jahr.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen