Wir hatten verschiedene Gründe einen neuen Stall zu
suchen. Aber warum standen wir überhaupt bei dem Stall? Ich habe hier als
Teenager Reiten gelernt. Also mal abgesehen von den ersten Longestunden als
Kind und den ganzen Reiterurlauben war der Stall derjenige wo ich als Jugendliche
meine Zeit verbracht habe. Damals standen die Schulpferde sogar noch in
Ständern und Teile des Stalls waren aus Denkmalschutzgründen noch vorhanden, da
kann man sich sicher vorstellen, dass die Boxen nicht wirklich groß oder hell
waren. Nach einer kleinen Auszeit während des Abiturs habe ich während des
Studiums wieder angefangen an dem Stall Schulpferde zu reiten. Als ich dann
nach dem Studium in Österreich gearbeitet habe, bin ich auch nicht geritten.
Nach meiner Rückkehr nach Deutschland habe ich dann wieder dort angefangen zu
Reiten. Ich hatte einige Freunde in dem Stall, kannte den Reitlehrer und das
Personal und kannte auch ehrlich gesagt keine andere Haltungsformen als diese.
Daher war es für mich gar keine Frage wo ich das erste eigenen Pferd unterstelle.
Aber durch die Koliken und das Verhalten von Rain man, das uns ganz deutlich
zeigte, dass er mehr Weidezeit mit Kumpels braucht, auch im Winter, wurde uns
dann doch klar, dass eine Box nicht die richtige Haltungsform ist. Dazu kam
dann noch, dass man in dem Stall keine anderen Trainingsmethoden durchführen
sollte als das was alle machen, selbst das Longieren eines gesunden Pferdes war
in den Augen des Reitlehrers einfach nur Faulheit. Bodenarbeit war Zirkus und
jeder der etwas machte, was dem RL nicht gefiel, sollte das besser tun wenn der
nicht da war. Als wir dann noch die Verpächterin auf der Weide auf das
Jakobskreuzkraut ansprachen, was wir auf der Weide gefunden haben, was
vermutlich zu einer Vergiftung und den sehr schlechten Leberwerten unseres
Pferdes und die uns sagte, dass das dann nur an der Dummheit unseres Pferdes
liegen kann, war klar, dass wir so schnell wie möglich weg mussten. Ich wusste
auch immer, dass es ein Offenstall werden würde und die Besitzerin von Rainis
Weidepartnerin, Kerstin, hatte einen großen Offenstall in 30 min Entfernung
aufgetan. Der Stall bot einen Offenstall mit 24h Weidezugang, das ganze Jahr
über, Heu ad Libidum, gemischte, große Herde, mit Halle und Reitplatz,
Reiterstübchen, Notfallboxen und Krankenpaddok usw. Es gibt eine Dauerhafte
Trennung von den Rentnern und den Pferden die noch geritten werden. Die große
Herde wird den Sommer über getrennt in die leichtfuttrigen Mausis, die nicht
mit auf die große Sommerweide kommen und auf Diät gesetzt werden und die Warmblüter,
die dann im Sommer auf die große Weide kommen und sich dann die erste Zeit vom
Gras ernähren und dann wieder Heu dazu bekommen, wenn das Gras abgefressen ist.
Hier gibt es keinen Stall aber Weidezelte, die mit Stroh ausgelegt sind zum
Schlafen und unterstellen und es gibt außerdem einen kleinen Wald, der Schatten
bietet. Im Winter werden die beiden Herden dann wieder zu einer großen zusammen
geführt. Da haben die Pferde einen großen Offenstall, der mit Stroh ausgelegt
ist und eine sehr große, überdachte Raufe auf asphaltierten Bereich. Dann gibt
es ein sandigen Bereich mit einem Weidezelt und dann noch die große Weide. Als
wir uns den Stall anschauten, war uns direkt klar, dass es der sein soll. Der
und kein anderer. Es war wirklich riesig, so viel Platz den die Pferde zur
Verfügung hatten. Wir kamen für beide Pferde einen Monat später einen Platz
angeboten, zum 01.11. konnten die beiden einziehen. Witziger Weise zog just an
dem Tag an dem wir uns den Stall anschauen ein anderes Pferd aus unserem Stall
ein, der sich auch recht gut mit Rain man versteht. Also kündigten wir unsere
Box und machten uns damit keine Freunde. Viele wunderten sich, dass man in so
einen Offenstall zieht. „Kann man da überhaupt reiten?“ oder „da gehen doch nur
Rentnerpferde“ fragten/sagten einige. Der Leiter des Stalles wunderte sich,
dass wir mangelnde Bewegung als Grund vorgaben, wo er doch gerade eine
Führmaschine baute. Aber für uns war nichts klarer als dass ein Offenstall der
einzige Weg war unser Pferd gesund und glücklich zu bekommen.
Der Tag des Umzugs rückte sehr schnell immer näher. Transport war organisiert und sollte früh morgens stattfinden, damit die Pferde noch den ganzen Tag in der Herde beobachtet werden konnten. In diesem Stall wurden die Pferde immer direkt in die Herde integriert. Das liegt daran, dass es einfach ausreichend Platz gibt. Der Bereich ist einfach riesig und es gibt ausreichend Raufen und Wasserspender, so dass die Pferde immer ausweichen können. Zu dem Zeitpunkt des Einzugs waren die beiden Herden gerade wieder zusammengefügt worden. Am Tag vor des Umszugs haben wir dann noch unseren Spint ausgeräumt und alles erst einmal in unseren Keller gepackt. Wir mussten uns da für die Zukunft etwas überlegen, da wir im alten Schrank einen großen Bundeswehrschrank hatten, in dem wir keinen Sattel oder Trense lagern musste, da wir zwei Plätze in der Sattelkammer hatten, ebenso auch einen Hacken für Abschwitzdecken. Im neuen Stall gab es einen kleinen Metallschrank, in dem alles gelagert werden musste. Nur für das Futter gab es eine Tonne. Aber das war auch der einzige Nachteil. Am Tag des Umzugs ging alles relativ schnell, nur dass wir auf Grund eines Defekts einen anderen Hänger organisieren mussten. Die Pferde stiegen relativ brav und schnell ein und ca. 20 min später haben wir die zwei schon wieder ausgeladen. Wir sollten die beiden durch einen der hinteren Zugänge auf die Weide lassen, damit das nicht direkt alle in der Herde mitbekommen. Die beiden waren sehr überrascht über die Größe und erst einmal völlig überfordert. So viel Gras, so viele andere Pferde. Raini hat direkt die Aufgabe übernommen, Sansi zu beschützen vor allen neuen Pferden, aber es blieb erst einmal ganz ruhig.
Sansibar und Rain man auf einer der großen Weiden, sie sind noch aufgeregt
Bis dann der alte Kumpel Primo auftauchte, der ja ca. 4 Wochen aus dem
alten Stall umgezogen war. Der freute sich sehr überschwänglich, seine alten
Kumpel wieder zu sehen, sammelte die beiden direkt ein und dann waren sie zu
dritt unterwegs. Er schien den anderen beiden gleich alles zeigen zu wollen. Es
war wirklich toll anzusehen. Irgendwann verabschiedeten wir uns und
verabredeten uns gleich wieder für den selben Abend, um nochmal nach den beiden
zu schauen. Abends waren die drei immer noch gemeinsam und standen auch
schon an der großen Raufe. Ich glaube sie konnten ihr Glück nicht fassen
endlich in einer großen Herde im freien leben zu dürfen, sich rund um die Uhr
zu bewegen zu können, rund um die Uhr fressen zu können, immer Freunde zum
spielen und Kraulen zu haben, die aufpassen, wenn man mal ruhen muss. Dass wir
diesen Schritt gegangen sind habe ich nicht eine Sekunde lang bereut.
Sabsibar und Rain man haben ihren alten Kumpel Primo gefunden
Primo hat den beiden die Raufe und den Stall gezeigt
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