Freitag, 6. Januar 2023

Die erste Zeit mit Raini

Viele Jahre hat man vom eigenen Pferd geträumt, was man da alles so machen kann. In der Realität war es aber nie so. Raini war von Anfang an kein einfaches Pferd. Er war immer lieb und ich hatte ja schon von dem ersten Tag an Vertrauen zu ihm und das ist bis jetzt geblieben, aber alles andere ist schwierig.

Er war immer schon triebig und es kam keine Reaktion. Dazu war er stumpf. Eigentlich kam nie eine Reaktion und man will ja nicht brutal werden. Das Ganze war ein Teufelskreis: Das Pferd reagiert nicht, man fängt an dauerhaft zu treiben, das Pferd stumpft noch mehr ab und man treibt noch mehr. Nach einer Stunde auf Raini ist man immer K.O. Richtig Spaß macht das Reiten weder Pferd noch Reiter. Das ist etwas, was mich von Anfang an traurig macht, man will ja am Reiten Spaß haben und Fortschritte machen aber so? Dann läuft Raini eigentlich zu eng, er versteckt sich hinter dem Zügel und man hat eigentlich nichts in der Hand. Und da würde man ein Pferd ja eigentlich vorwärts schicken und in den Zügel herein treiben. Das geht aber bei Raini nicht. Und da kam vermutlich dann der erste grobe Fehler von uns: Der Reitlehrer empfiehlt uns Ausbinder, zumindest dem Mann. Warum wir es gemacht haben? Unerfahrenheit, vielleicht auch ein wenig zu viel Respekt vor dem Reitlehrer, der noch einer von der alten Schule ist. Warum da ein Ausbinder drauf soll hatte sich mir zumindest damals schon nicht erschlossen. Der zweite Fehler waren dann die Sporen, die er mir und unserer Reitbeteiligung empfohlen hatte gegen die Faulheit. 



Raini stand in einem Sportstall, in dem ich jahrelang Schulpferde geritten bin. Sehr viele Stunden steht da ein Pferd in der Box. Wir hatten uns von Anfang an entschieden das Pferd so lange wie möglich auf die Weide zu stellen. Im Winter gab es aber keine, da ging das Pferd maximal 1h am Tag auf ein Klitzekleines Paddock. Bei schlechtem Wetter (Matsch oder gefrorenem Boden), fiel die Stunde Paddock aus. Wir sind dann noch mit dem Pferd spazieren gegangen. Aber mit Spazieren, Paddock und Reiten kam das Pferd vielleicht auf maximal 2-3h Bewegung.  Wobei die meisten auf dem Paddock eh rumstanden und faulenzten. Eigentlich nur eine größere Box. Kurz nach uns hat eine weitere Schulpferdereiterin, Kerstin, ein Schulpferd gekauft, Sansibar. Und mit Ihr haben wir uns über den Sommer zusammen eine Weide zur eigenen Verfügung gebucht. Dann konnten die beiden Pferde zusammen auf die Weide, den ganzen Tag über, nur Nachts standen sie in der Box. Wir waren fast die einzigen, die zwei Pferde zusammen raus stellten, denn alle anderen hatten Schiss, dass die Pferde sich treten. Unsere beiden hatten nie eine Verletzung deswegen. Wir waren auch die Einzigen, die die Pferde bei Wind und Wetter raus stellten. Wenn es dann allerdings zu warm war, hatten die Pferde keinen Schatten, da haben wir dann früh morgens und spät abends raus gestellt und über Mittag rein geholt. Und wenn es stark geregnet hatte und die Weide besonders matschig war oder die Pferde aus welchen Gründen auch immer fiel galoppiert sind, wurden wir angerufen von der Besitzerin der Weide, dass wir die Pferde bitte rein holen. Als es im Sommer einmal länger sehr heiß ist und die Pferde wenig raus kommen, bekommt Raini seine erste Krampfkolik. Für mich sehr viel Stress, weil mein liebstes Schulpferd ein halbes Jahr zuvor an einer Kolik verstorben war. Wir haben Rain man da fast ein Jahr. Der Tierarzt spritzt Buscopan und damit ist es dann auch erst einmal gut. In der Folgezeit treten immer wieder Koliken auf, das werde ich in einem anderen Beitrag beschreiben. Im Winter buchen wir Rain man und Sansibar wieder eine Weide, die darf man dann aber nur 1.5h am Tag nutzen. Danach kann man das Pferd noch auf den Paddock stellen. In dem Winter regnet es viel und dann friert es und dann sind Weide und Paddok gesperrt. Täglich fürchte ich dass die Weide gesperrt ist und Raini wieder eine Kolik bekommt. Wir spazieren mit den beiden Pferden regelmäßig und Kerstin spaziert mit den beiden regelmäßig, wir fahren teilweise 3x am Tag in den Stall. 

Wir wollen außerdem vermehrt mit dem Pferd am Muskelaufbau arbeiten. Zum einen wollen wir longieren und da habe ich extra einen Kurs gemacht inklusive Doppellonge. Aber dann wird man angeschaut wie der letzte Mensch. Der RL ist der Ansicht, dass nur faule Leute longieren, zum Muskelaufbau muss man reiten. Longieren aber nur am Gebiss und auch nur ausgebunden. Das, hatte ich aber gerade gelernt, ist ein NoGo. Kappzaum und Doppellonge geht gar nicht. Ich habe es trotzdem mal versucht. Raini ist auch wirklich fein bei der Longe und reagiert gut auf meine Körperbewegung. Andere im Stall sind dann aber der Meinung, dass das man als Longenfüherer in der Mitte stehen bleiben muss sonst Longiert man das Pferd ja nicht, sondern das Pferd longiert dann den Mensch. In dem Stall longiert man wirklich nur in dem man Pferde im Kreis schleudert und das auch eigentlich nur um das Pferd vor dem Reiten warm zu machen. Eine andere Freizeitreiterin hat sich Dualgassen für die Bodenarbeit gekauft, wir sind begeistert, alle anderen erklären sie für Verrückt. Wenn wir die Dinger verwenden wollen, versuchen wir am Stall zu sein, wenn kein anderer da ist, man fühlt sich fast wie ein Verbrecher. Im Sommer 2016, der wirklich schön ist und die Pferde viel draußen auf der Weide sind und wir den Winter und die Koliken fürchten, entscheiden wir mit Kerstin zusammen, dass wir da weg müssen. Es ist so traurig zu sehen, dass die Pferde eigentlich nur darauf warten auf die Weide zu dürfen. Raini grummelt oder wiehert nie, außer er sieh wenn Sansibar aus dem Stall kommt und ihn für die Weide abholt. Wir suchen und suchen und finden in Overath einen Offenstall mit riesigen Weiden. Die Pferde stehen 24-7 das ganze Jahr über in einer großen Herde draußen und können immer auch auf die Weide. Wir schauen uns das Ganze an und es ist perfekt. Zum 01.11. ziehen unsere beiden in einen Offenstall. Das sollte dann alles Verändern, aber dazu in einem anderen Post.

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