Dienstag, 17. Januar 2023

Eingewöhnung in die Herde

Wie lange dauert eine Eingewöhnung in einen Offenstall. Ich denke so pauschal kann man das nicht sagen. Es hängt natürlich vom Pferd ab. Kennt das Pferd einen Offenstall? Wie groß war die Herde? Stuten und Wallache getrennt oder zusammen? Rain man kannte, zumindest soweit wir das wussten, keine Offenstallhaltung und er stand bisher auch nur mit Sansibar zusammen. Der neue Offenstall war eine große Herde, mit Stuten und Wallachen gemischt. Rain man wusste zu Anfang rein gar nichts, also nicht, dass er Ohren anlegen kann/muss, traten und beißen kann/muss aber auch nicht, was es heißt, wenn ein anderes Pferd dies tut. Er hatte also eine Menge Macken. Uns wurde immer gesagt, dass es schon so etwa 1 Jahr dauert bis das Pferd angekommen ist. Ich denke ein Jahr kann man mindestens kalkulieren, aber Rain man und Fabi haben beide sicherlich noch ein klein wenig mehr gebraucht, eher so 1,5-2 Jahre bis sie sich wirklich richtig wohl gefühlt haben. Die Folgenden Dinge habe ich in all den Jahren am Offenstall gelernt:




Bei den meisten Stuten ist die Eingewöhnung etwas leichter als bei den meisten Wallachen, zumindest haben die Stuten weniger Macken. Besonders schwierig sind stark rossige Stuten oder sehr hengstige Wallache.

Mindestens eine Woche ist es für die Pferde ganz schwer, wenn man sie dann aus der Herde herausholt, weil sie sich dann erst einmal wieder von der neuen Freiheit trennen müssen. Auch müssen sie dann wieder neu in das Gefüge rein. Oft wiehern sie dann die ganze Zeit. Aber von einem auf den anderen Tag wird es dann schlagartig besser, weil die Pferde dann merken, dass sie wieder zurückkommen. Man muss dann einfach eine gewisse Zeit lang durchhalten. Eventuell holt man sie anfangs nur kurz heraus, zum Füttern z.B. So haben wir das zumindest die erste Woche gemacht.

Es ist generell schwieriger und dauert länger, wenn das Pferd sich nicht nur an eine neue Herde, sondern auch an einen neuen Menschen gewöhnen muss.

Im Sommer, wenn die Pferde mit dem Grasen beschäftigt sind, fällt das Eingliedern leichter.

Raini hatte sehr lange Zeit immer wieder Katscher aber auch schwerere Verletzungen. Er schien aber auch den Konfrontationen nicht aus dem Weg gehen zu wollen. Wir glaubten anfangs, dass er einfach das Sozialverhalten nicht kannte. Er war aber auch ein dünnes Hemdchen und wirkte auch eher wie ein Pferd, das von einem Feind eher als schwächstes Glied in der Herde erkannt würde und ein solches wird sicherlich vom Verband auch gerne mal gemobbt. Im Nachhinein hat Raini sich zu einem der Herdenchefs entwickelt. Vielleicht ist er auch daher damals den Konfrontationen nicht aus dem Weg gegangen. Sicher kann man es nicht sagen. Aber nach ca. 2 Jahren hatte er sich zu einem stolzen Pferd entwickelt. Er war einfach mehr Pferd und hatte auch durch unsere Arbeit mit ihm mehr Selbstvertrauen. Er trat einfach anders auf. Das hat ihm sicherlich geholfen, dass die Pferde mehr Respekt vor ihm hatten. Raini hat in der Herde viele Freunde, die meisten sind Wallache. Er hatte allerdings immer zwei beste Freunde. Sansibar, mit der er ja immer schon zusammen war. Ihre Nähe sucht er gerne, wenn er verunsichert ist wegen irgendetwas. Seit längerer Zeit steht sie wegen Husten in einer anderen, kleineren Gruppe. Im Winter sind die beiden nur durch einen Zaun getrennt und da sieht man sie ab und zu nebeneinander am Zaun stehen. Der zweite war immer Primo, den er auch schon aus dem alten Stall kannte. Die zwei waren lange Zeit wirklich unzertrennlich. Leider hat nach 3,5 Jahren der Primo den Besitzer und damit auch den Stall gewechselt. Da hat Raini lange getrauert. Aber die Herde gab ihm Sicherheit. Wenn man ihn dann aber mal wegen einer Verletzung aus der Herde nehmen muss, das macht ihn dann wirklich nervös. Dann wiehert er, rennt rum, fängt wieder an zu scharren wie bei den Koliken. Er braucht den Herden Zusammenhalt. Auch wenn irgendetwas aufregendes passiert, wie eine Jagd zum Beispiel. Dann ist alles ok, wenn er in der Herde ist, aber sobald man ihn rausholt, wird er nervös. Stellt man ihn zurück in die Herde, ist alles wieder gut. Seitdem Primo nicht mehr da ist, hat Raini immer wieder wechselnde Freundschaften, viele Pferde wollen in seiner Nähe sein. Bei ihm gibt es das beste Futter und Schutz. An manchen Tagen erträgt er die Nähe von manch einem Pferd und am nächsten dann wieder nicht.

 Hier haben wir das erste Jahr von Rain man in der Herde etwas genauer beschrieben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen