Mittwoch, 25. Januar 2023

Erste Schritte in der Bodenarbeit

 Rain man war immer ein sehr braves Pferd, aber auch schreckhaft und teilweise auch ziemlich ängstlich. Man hatte auch den Eindruck, dass er uns wenig vertraut und sich deswegen nicht von uns beruhigen lässt. Und wir haben mit ihm Gelassenheitstrainings gemacht, aber es schien, als ob man bei ihm immer wieder bei Null anfing. Es besserte sich also auch mit Training nicht. Ein Beispiel ist der Pferdehänger. Raini ist ja einige Male auf Turnier gefahren und dort sowie bei der Fahrt zur Klinik du zurück oder beim Umzug in den neuen Stall war das Hängerfahren eher unproblematisch. Doch seitdem er im neuen Stall war, wollte er nicht einmal mehr in die Nähe eines Hängers. Wenn also mal ein Hänger auf dem Hof stand, gab es immer ein Theater, er spielte sich auf, faucht den Hänger an, tänzelt rum und man bekommt ihn schwer an einem Hänger vorbei. Auf den Hänger drauf wäre somit gar nicht denkbar. Als im neuen Stall einmal die Pferdewaage kommt, die ja aus Metall ist, mit Gummimatte drauf ,zeigt sich auch wie wenig Raini uns vertraut. Weder ich noch der Mann bekommen das Pferd so einfach auf die Waage. Er reißt uns teilweise rum und zieht uns durch die Gegend. Das kennen wir so gar nicht von ihm. Nach langem hin und her und mit etwas Stroh auf der Waage bekommen wir ihn irgendwann mal drauf. Diese Schwierigkeiten führen zu der Entscheidung, dass wir einen Trainer für Bodenarbeit brauchen. Von einer ehemaligen Kollegin weiß ich, dass sie so etwas nebenbei anbietet und schreibe sie direkt an, so dass sie ca. nach einem halben Jahr nach unserem Umzug zu uns in den Stall kommt, für unsere erste Stunde Bodenarbeit. Wir fangen ganz am Anfang an, mit den ersten Kommunikationen. Sie arbeitet zu der Zeit hauptsächlich nach Honza Blaha und wir haben daher auch für die Kommunikation auch einen Stick. Damit lernen wir und Raini die ersten Schritte der Kommunikation. Dass er sich rückwärts bewegt, wenn der Stick die Brust berührt. Oder er die Hinterhand um die Vorhand bewegt, wenn der Stick die Hinterhand berührt und das gleiche für die Schulter. Er lernt sehr schnell, sodass man bald nur noch auf die Schulter zeigen muss und ihn nicht mehr berührt. Dann kommt das folgen. Er soll lernen uns zu folgen, wenn wir rückwärts vor ihm her laufen und er lernt auch zu uns zu kommen. Wir kommunizieren mit ihm hauptsächlich mit dem Stock. Wir üben auch das Führen nochmal. Raini soll nicht am Strick hinter uns her gezogen werden, er soll neben uns gehen, auf unserer Höhe.


Schnell fällt uns auf, dass er viel lockerer und entspannter ist, wenn er sieht, dass der Stock dabei ist. Es scheint, als ob das für ihn eine Art Übersetzer ist und er jetzt eine Möglichkeit hat, uns zu verstehen. Es ist aber nicht nur das, die Herangehensweise an Aufgaben ist einfach eine andere. Wenn wir dem Pferd eine Aufgabe bzw. eine Frage stellen, dann warten wir, was uns das Pferd anbietet. Generell ist erst einmal nichts falsch, was das Pferd uns anbietet, einfach weil es eine Idee hat und überhaupt etwas anbietet. Das wollen wir nicht bestrafen. Wir reagieren darauf dann einfach gar nicht und warten auf eine Reaktion, die auch nur ansatzweise in die richtige Richtung geht und dann wiederholen wir das Ganze und loben dann immer die Reaktion, was etwas mehr in die richtige Richtung geht. So kann das Pferd an der Lösung des Problems teilhaben und erfährt auch sehr viel Lob. Raini weiß das sehr schnell und ist daher immer motiviert. Aber auch uns macht es Spaß, weil wir hier immer schnell eine Entwicklung sehen. Auch steht hier keiner unter Druck, wenn es mal nicht klappt, ist es auch nicht so schlimm und wir machen etwas anderes. Und ganz nebenbei hat Raini so auch mehr Vertrauen in uns. Kommt es zu Situationen, wo Raini etwas hat, vor dem er Angst hat und wir nutzen unseren Stick, dann ist die Situation relativ schnell und einfach gelöst. Jetzt nicht unbedingt den Hänger, der gerät irgendwie in Vergessenheit, aber andere für ihn schlimme Situationen wie Pfützen z.B. oder eine Folie am Boden oder oder. In der Stunde üben wir so etwas eigentlich nie, aber wir haben durch den Stick und die grundsätzlichen Hilfen, das Pferd zu bewegen genug Werkzeug die Probleme dann selbst zu Lösen und Raini versteht es und sieht sich selbst auch in der Verantwortung eine Lösung für das Problem anzubieten und so sind wir schnell im Team bei einem Erfolg. 

Wir arbeiten hier immer mit einem Kappzaum, einem Strick und natürlich dem Stick. Schnell gehen wir dann aber auch in line-free über, weil wir merken, dass Rain man ganz fein auf alle Hilfen reagiert und ihm Eigenverantwortung sehr viel bedeutet und ihn auch motiviert. Außerdem machen wir auch dann Training im Longieren, damit wir hier auch schnell den Trab und Galopp formen können. Und dann nehmen wir auch irgendwann das Reiten dazu. All das schreibe ich aber in anderen Beiträgen. Ich denke, Bodenarbeit wird für jedes Team ein Gewinn sein, weil Pferd und Reiter einfach lernen, miteinander zu kommunizieren. Das bringt das Team einfach auf eine andere Ebene. Bei Raini und uns war das der Schritt, der ihn uns gegenüber geöffnet hat. Er hat festgestellt, dass wir versucht haben, etwas anders zu machen als alle anderen Menschen, die zuvor mit ihm gearbeitet haben. Die haben vermutlich alle mit Druck gearbeitet. Und er hat ein Mitspracherecht bekommen, das war für ihn auch wichtig und ich denke, dass das für die meisten Pferde wichtig ist. Pferd und Reiter sind ein Team, dann müssen auch beide Seiten irgendeine Form von Entscheidungen treffen können. Das Pferd sollte dann zumindest an Tagen, an denen es ihm aus welchen Gründen auch immer nicht so gut geht, sagen können, dass es gewisse Dinge nicht machen kann. Der Reiter/Mensch muss so etwas erkennen und das akzeptieren können. Nur dann ist man ein richtiges Team.

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