Montag, 30. Januar 2023

Longieren

Wie arbeitet man mit einem Pferd, das sich immer so einrollt, dass es sich fast in die Brust beißt und sich mit der Vorhand zieht und dazu triebig ist und abgestumpft? Da Raini aber unter Muskelatrophie litt, vor allem auch in der Sattellage, mussten wir unbedingt Muskeln aufbauen und er musste ja auch lernen, lockerer zu werden.

Wir haben, wie auch bei der Bodenarbeit, direkt mit einem Kappzaum begonnen, zunächst mit einem Naseneisen. Ich habe viel nach dem Longenkurs von Babette Teschen gearbeitet und wir hatten dann ja auch Unterricht bei Melli. 



Wir haben zuallererst im Roundpen ohne Longe angefangen und haben ihn außen rum im Kreis im Schritt laufen lassen, wenn er mal für 1-2 Schritte den Kopf fallen lassen hat, haben wir ihn gelobt. Das Ganze dann auch im Trab. Dann kam die Longe dran und auch hier das gleiche. Hat er den Kopf fallen lassen, wurde er gelobt. Er merkte schnell, dass es für ihn ganz angenehm war, mal vorwärts abwärts in Dehnungshaltung zu laufen, er konnte das aber nicht lange halten. Aber es wurde jedes Mal mehr, eine halbe Runde, dann eine Ganze. Dann haben wir irgendwann auch den Galopp dazu genommen. Hier hat er sich dann lange raus gehoben, aber irgendwann kam auch hier die Nase vor und runter. Ja, er läuft dann natürlich erst einmal mit viel Gewicht auf der Vorhand, aber anders hätten wir ihn nicht locker aus seiner Rollkur raus bekommen. 

Irgendwann lief er schön vorwärts - abwärts, mit pendelndem Schweif und schnaubte viel ab. Der Rückenmuskel bewegte sich schön und die Bewegung schwang auch durch den Körper. Zwei Dinge mussten nun passieren, der Kopf musste wieder höher aber dabei vor der Senkrechten bleiben natürlich und es musste mehr Last auf die Hinterhand. Er sollte sich nicht vorne ziehen, sondern hinten schieben. Ein klein wenig hatte sich das aber eh schon gebessert. Dann musste er lernen, gerade auf der Kreislinie zu laufen, denn er lief bis dahin eher wie ein Motorrad in der Kurve. Das belastet natürlich die Gelenke. Wir fingen mit letzterem an, denn da würde er eh den Kopf weiter hochnehmen müssen. Er musste also lernen, die innere Schulter anzuheben und mit der Hinterhand spurig zu laufen. Geholfen hat uns hier auch die Equikinetic. Vor allem im Trab schaffte Raini es dann relativ schnell, dass er wie auf Schienen im Kreis lief. Der Kopf war schön in der Senkrechten mit der Nase auf Höhe des Buggelenk. Der Rücken wölbt sich auf, das Becken kippt ab und der Brustkorb rotiert nach innen-unten. Natürlich braucht er grenade auch zu Beginn einer Einheit  immer mal die Möglichkeit schön vorwärts abwärts zu laufen und abzuschnauben, das braucht er auch zwischendurch immer mal. Das bekommt er auch immer wieder. Dann lernte er es auch im Galopp. Im Schritt war das Ganze für ihn sehr schwer. Da lässt er immer den Kopf sehr tief fallen. Wir haben dann lange Zeit den Schritt mit ihm nur in der Bodenarbeit gearbeitet und sind dann erst zum Trab und Galopp an die Longe gegangen. Aber das erschwert natürlich die Schritt Einheiten zwischen Trab und Galopp. Was auffiel, war, dass er die Probleme bei der Equikinetic nicht hatte, was vermutlich an der äußeren Begrenzung lag. Also versuchte ich es mal mit Doppellonge und siehe da, das fiel ihm auch im Schritt viel leichter.

Generell muss ich sagen, dass Raini all die Longiereinheiten, sei es Longe, Dopellonge und auch Equikinetic, sehr weiter geholfen haben in Sachen Körperform und Bewegung sowie Muskelaufbau. Allerdings muss ich auch sagen, dass ihm die Arbeit an der Longe nicht wirklich Spaß macht. Ich denke, er sieht den Sinn dahinter nicht. Und er mag es auch nicht wirklich, wenn wir ihn von uns wegschicken. Er hat es in der Bodenarbeit und vor allem auch im Line-free gelernt, bei uns zu bleiben und uns zu folgen. Es stimmt für ihn jetzt nicht mehr, dass wir ihn von uns wegschicken. Trotzdem brauchen wir die Longe noch, weil vor allem den Galopp schaffen wir am Boden noch nicht wirklich. Also sind wir noch auf die Longe angewiesen. Auch wenn man mal mit Stangen arbeiten möchte. Am einfachsten funktioniert das alles mit der Doppellonge, denn da weiß er auch, was jetzt kommt und geht von sich aus direkt auf den Zirkel und ich muss ihn nicht von mir wegschicken.



Mittwoch, 25. Januar 2023

Erste Schritte in der Bodenarbeit

 Rain man war immer ein sehr braves Pferd, aber auch schreckhaft und teilweise auch ziemlich ängstlich. Man hatte auch den Eindruck, dass er uns wenig vertraut und sich deswegen nicht von uns beruhigen lässt. Und wir haben mit ihm Gelassenheitstrainings gemacht, aber es schien, als ob man bei ihm immer wieder bei Null anfing. Es besserte sich also auch mit Training nicht. Ein Beispiel ist der Pferdehänger. Raini ist ja einige Male auf Turnier gefahren und dort sowie bei der Fahrt zur Klinik du zurück oder beim Umzug in den neuen Stall war das Hängerfahren eher unproblematisch. Doch seitdem er im neuen Stall war, wollte er nicht einmal mehr in die Nähe eines Hängers. Wenn also mal ein Hänger auf dem Hof stand, gab es immer ein Theater, er spielte sich auf, faucht den Hänger an, tänzelt rum und man bekommt ihn schwer an einem Hänger vorbei. Auf den Hänger drauf wäre somit gar nicht denkbar. Als im neuen Stall einmal die Pferdewaage kommt, die ja aus Metall ist, mit Gummimatte drauf ,zeigt sich auch wie wenig Raini uns vertraut. Weder ich noch der Mann bekommen das Pferd so einfach auf die Waage. Er reißt uns teilweise rum und zieht uns durch die Gegend. Das kennen wir so gar nicht von ihm. Nach langem hin und her und mit etwas Stroh auf der Waage bekommen wir ihn irgendwann mal drauf. Diese Schwierigkeiten führen zu der Entscheidung, dass wir einen Trainer für Bodenarbeit brauchen. Von einer ehemaligen Kollegin weiß ich, dass sie so etwas nebenbei anbietet und schreibe sie direkt an, so dass sie ca. nach einem halben Jahr nach unserem Umzug zu uns in den Stall kommt, für unsere erste Stunde Bodenarbeit. Wir fangen ganz am Anfang an, mit den ersten Kommunikationen. Sie arbeitet zu der Zeit hauptsächlich nach Honza Blaha und wir haben daher auch für die Kommunikation auch einen Stick. Damit lernen wir und Raini die ersten Schritte der Kommunikation. Dass er sich rückwärts bewegt, wenn der Stick die Brust berührt. Oder er die Hinterhand um die Vorhand bewegt, wenn der Stick die Hinterhand berührt und das gleiche für die Schulter. Er lernt sehr schnell, sodass man bald nur noch auf die Schulter zeigen muss und ihn nicht mehr berührt. Dann kommt das folgen. Er soll lernen uns zu folgen, wenn wir rückwärts vor ihm her laufen und er lernt auch zu uns zu kommen. Wir kommunizieren mit ihm hauptsächlich mit dem Stock. Wir üben auch das Führen nochmal. Raini soll nicht am Strick hinter uns her gezogen werden, er soll neben uns gehen, auf unserer Höhe.


Schnell fällt uns auf, dass er viel lockerer und entspannter ist, wenn er sieht, dass der Stock dabei ist. Es scheint, als ob das für ihn eine Art Übersetzer ist und er jetzt eine Möglichkeit hat, uns zu verstehen. Es ist aber nicht nur das, die Herangehensweise an Aufgaben ist einfach eine andere. Wenn wir dem Pferd eine Aufgabe bzw. eine Frage stellen, dann warten wir, was uns das Pferd anbietet. Generell ist erst einmal nichts falsch, was das Pferd uns anbietet, einfach weil es eine Idee hat und überhaupt etwas anbietet. Das wollen wir nicht bestrafen. Wir reagieren darauf dann einfach gar nicht und warten auf eine Reaktion, die auch nur ansatzweise in die richtige Richtung geht und dann wiederholen wir das Ganze und loben dann immer die Reaktion, was etwas mehr in die richtige Richtung geht. So kann das Pferd an der Lösung des Problems teilhaben und erfährt auch sehr viel Lob. Raini weiß das sehr schnell und ist daher immer motiviert. Aber auch uns macht es Spaß, weil wir hier immer schnell eine Entwicklung sehen. Auch steht hier keiner unter Druck, wenn es mal nicht klappt, ist es auch nicht so schlimm und wir machen etwas anderes. Und ganz nebenbei hat Raini so auch mehr Vertrauen in uns. Kommt es zu Situationen, wo Raini etwas hat, vor dem er Angst hat und wir nutzen unseren Stick, dann ist die Situation relativ schnell und einfach gelöst. Jetzt nicht unbedingt den Hänger, der gerät irgendwie in Vergessenheit, aber andere für ihn schlimme Situationen wie Pfützen z.B. oder eine Folie am Boden oder oder. In der Stunde üben wir so etwas eigentlich nie, aber wir haben durch den Stick und die grundsätzlichen Hilfen, das Pferd zu bewegen genug Werkzeug die Probleme dann selbst zu Lösen und Raini versteht es und sieht sich selbst auch in der Verantwortung eine Lösung für das Problem anzubieten und so sind wir schnell im Team bei einem Erfolg. 

Wir arbeiten hier immer mit einem Kappzaum, einem Strick und natürlich dem Stick. Schnell gehen wir dann aber auch in line-free über, weil wir merken, dass Rain man ganz fein auf alle Hilfen reagiert und ihm Eigenverantwortung sehr viel bedeutet und ihn auch motiviert. Außerdem machen wir auch dann Training im Longieren, damit wir hier auch schnell den Trab und Galopp formen können. Und dann nehmen wir auch irgendwann das Reiten dazu. All das schreibe ich aber in anderen Beiträgen. Ich denke, Bodenarbeit wird für jedes Team ein Gewinn sein, weil Pferd und Reiter einfach lernen, miteinander zu kommunizieren. Das bringt das Team einfach auf eine andere Ebene. Bei Raini und uns war das der Schritt, der ihn uns gegenüber geöffnet hat. Er hat festgestellt, dass wir versucht haben, etwas anders zu machen als alle anderen Menschen, die zuvor mit ihm gearbeitet haben. Die haben vermutlich alle mit Druck gearbeitet. Und er hat ein Mitspracherecht bekommen, das war für ihn auch wichtig und ich denke, dass das für die meisten Pferde wichtig ist. Pferd und Reiter sind ein Team, dann müssen auch beide Seiten irgendeine Form von Entscheidungen treffen können. Das Pferd sollte dann zumindest an Tagen, an denen es ihm aus welchen Gründen auch immer nicht so gut geht, sagen können, dass es gewisse Dinge nicht machen kann. Der Reiter/Mensch muss so etwas erkennen und das akzeptieren können. Nur dann ist man ein richtiges Team.

Das erste Jahr im Offenstall

 Das erste Jahr im Offenstall ist meist schwierig, denn das ist die Zeit, die ein Pferd mindestens braucht, um sich einzuleben. Unser Pferd kam dazu aus reiner Boxenhaltung und dann im Nachhinein noch das n/Px, was ja Routine in seinem Leben braucht. Aufgrund der Koliken, der Magen- und Leberproblematik war Raini schon recht schlank. Im ersten Jahr Offenstall ist er dazu noch abgemagert. Es war sicher alles Stress für ihn. Jeden Tag hatte er neue Katscher. Wir haben jeden Tag Blauspray und Creme verwendet. Ich glaube, es gab an dem Stall kein Pferd mit so vielen Verletzungen. Aber wenn man ihn so in der Herde sah, wirkte er sehr viel glücklicher als in seiner Box oder allein mit Sansi auf der Weide. Er kraulte sich mit den Kumpels oder lag und schlief im Stroh, auch alles Zeichen, dass die Pferde sich wohl fühlen.

Die erste heftige Verletzung kam dann auch schon im ersten Monat. Raini hatte eine tiefe, blutende Verletzung am Kopf zwischen den Ohren. Keiner wusste wo die her kam, sie war einfach da. Der Bereich zwischen den Ohren schwoll dann auch an und Raini hatte richtig Schmerzen und brummte dann sogar. Der Tierarzt diagnostizierte eine Gehirnerschütterung. Wir machten bestimmt 2-3 Wochen lang nichts außer Füttern, aber auch das fiel ihm schwer, weil er vor Schmerz nicht einmal vom Boden fressen konnte. Dadurch gewöhnte er sich eine Schonhaltung an und hatte dann direkt mal eine dicke/geschwollene Schulter. Auch da kam der Tierarzt. Auch hier mussten wir länger pausieren. Bestimmt nochmal 3-4 Wochen. Auch hier hatte er starke Schmerzen. Danach fingen wir langsam an, ihn im Schritt zu longieren. Irgendwann, als er nicht mehr vor Schmerz gegrunzt hat beim Antraben, haben wir den Trab dazu genommen und dann irgendwann den Galopp. Alles in allem hat das Ganze mindestens 3 Monate gedauert, bis wir uns dann wieder drauf gesetzt haben. In dieser Zeit holen wir das erste Mal die Osteopatin Petra Kuske, die uns von mehreren Leuten empfohlen wird. Sie gibt uns einige Hilfe für das Training. Raini hat sehr wenig Rückenmuskulatur und da empfiehlt sie uns viel Longieren und auch die Equikinetic zum Muskelaufbau. Generell empfiehlt sie uns Raini mindestens 2x die Woche “rückenfrei” zu arbeiten, also ohne Sattel und Reiter, etwas, was bei uns im alten Stall bei einem gesunden Pferd fast undenkbar gewesen wäre.  


Etwa im Mai zieht die große Herde, also die Warmblüter, ohne die Mausis auf die große Sommerweide um. Wir haben richtig Angst wegen Stress und dem ganzen Gras und Koliken. Aber Raini geht es gut. Seit langem kein Kotwasser mehr, keine Anzeichen von Koliken.Jetzt ist er schon ein Jahr Kolikfrei. Nur zunehmen tut er nicht. Der Tierarzt rät uns mal Kotproben zu sammeln und auf Würmer zu testen, aber es ist alles negativ. Wir füttern ihn dann auf Anraten mal mit Mais Cobs. In der Herde wird so langsam deutlich, dass Rain man so viele Verletzungen hat, weil er Konflikten so gar nicht aus dem Weg geht. Er scheint dadurch im Rang immer weiter aufzusteigen. Offenbar ist er gar nicht so niedrig im Rang wie wir immer gedacht haben. Wir reiten sehr viel aus. Das tut ihm generell gut, weil Ausreiten die einzige Form vom Reiten ist, die ihm Spaß macht und das bergauf und ab ist auch gut für die Muskeln. Wir verlagern auch gerne mal das Galopptraining ins Gelände, denn hier gibt er auch mal Gas. 

Wir dachten im Sommer noch, dass wir jetzt mit dem Gröbsten durch. Im Herbst, kurz vor Ende des ersten Jahres im Offenstall, folgte die nächste schlimme Verletzung: Er hatte hinten links am Sprunggelenk auf einmal eine sehr tiefe Wunde. Es sah aus, als wenn er sich die an einer Litze oder einer anderen Schnur geholt hätte. Er stand auf nur drei Beinen, mit einem Hinterbein angewinkelt in der Luft, als Kerstin ihn auf der Weide fand. Zu zweit mussten sie ihn von der Weide holen. Zum Glück war der Tierarzt da und Kerstin hatte mich sofort erreicht und ich hatte frei und konnte sofort zum Stall kommen. Der Tierarzt hat die Wunde direkt desinfiziert und konnte Antibiotika geben und es muss kurz zuvor passiert sein. Raini kam auf den Krankenpaddok und belastete das Bein schon wieder, als ich kam. Herbert, der Hoftierarzt Herbert Dreesen, sagt, dass das eine lange Geschichte wird, auch wenn wir Glück hatten, dass es noch ganz gut aussieht. Auch wenn die Wunde tief ist, sind weder Sehnen noch Muskeln, noch Knochen und auch nicht das Gelenk betroffen. Er belastet das Bein und läuft einigermaßen normal. Daher will er auch erst einmal nicht röntgen. Die Wunde war sauber und er hat sofort Antibiotika bekommen so dass man davon ausgehen kann, dass es sich nicht entzünden wird. Man kann an dem Gelenk nicht nähen, weil es permanent der Bewegung ausgesetzt ist. Daher bleibt es offen und soll so heilen. Wir müssen es anfangs immer mit dem vollen Wasserstrahl reinigen um auch wildes Fleisch zu verhindern. Er bekommt Antibiose und Schmerzmittel/Entzündungshemmer die ersten Tage und soll auch bis die Wunde zu ist auf dem Krankenpaddok mit eigenem Offenstall bleiben, zusammen mit einem Pony, dass eine Sehnenverletzung hat. Die Wunde sieht schlimm aus und er tut mir einfach nur leid wie er so auf dem Krankenpaddok rum humpelt. Aber er ist immerhin schon in der Lage das arme Pony vom Heu weg zu jagen, damit er an die bessere Stelle kommt. Jeden Tag behandeln wir die Wunde mit Wasser und Desinfektionsmittel und das Gelenk wird erstaunlich schnell dünn und es entzündet sich tatsächlich nichts. Wir gehen jeden Tag spazieren mit ihm und er lahmt schon an den ersten Tagen im Schritt erstaunlicherweise nicht. Daher röntgen wir auch nicht. Traben tun wir die erste Woche nicht. In der zweiten Woche traben wir mal für den Tierarzt und er lahmt nicht, so dass für Herbert klar ist, dass außer der Wunde nichts betroffen ist, wie er anfangs schon vermutet hat. Auf dem Paddock steht nun noch ein Pony und Raini ist der Chef in der Gruppe. Er gewinnt erst einmal an Selbstvertrauen. Aufgrund der ständigen Bewegung dauert es aber wirklich lange, bis die Wunde sich schließt. Nach ca. 2 Wochen wird Raini auf dem Krankenpaddok nervös. Er scharrt wie bei seinen Koliken und rennt im Kreis rum. Als wir ihn einmal zum Spazieren holen hat er so viele Hummeln im Hintern, dass wir ihn erst einmal auf dem Reitplatz laufen lassen müssen. Da entscheiden wir dann, dass wir ihn trotz der offenen Wunde wieder in die Herde stellen, für Herbert ist das ok. Also darf er zurück. Die Osteo kommt nach ca. 4-5 Wochen und  behandelt die Wunde mit dem Laser und siehe da, nach nicht einmal 2 Tagen ist die Wunde zu. Da fangen wir auch wieder an, mit ihm Bodenarbeit zu machen und zu longieren und nach 8 Wochen sitzen wir wieder drauf.


Das war dann tatsächlich die letzte schwere Verletzung, an die ich mich bis zur PSSM2 Diagnose erinnere. Das war auch der letzte Winter, in dem er eine Decke an hatte bis zur PSSM2 Diagnose. Langsam baute er auch körperlich auf. Er hat also mindestens ein Jahr gebraucht, um in der Herde anzukommen und seinen Platz zu finden. Er war da schon recht hoch im Rang. Es gab ein paar Pferde, vor denen er Respekt hatte und die ihn noch verscheuchen konnten. Die werden in den Folgejahren aber immer weniger. Interessant ist, dass die Stallbetreiberin oder auch andere, wenn es um die Entwicklung oder Eingewöhnung von Pferden im Offenstall immer Rainman als Beispiel wählen weil er einfach ganz ganz unten war und permanent verletzt und man den Eindruck bekommen könnte, die Haltung wäre nichts für ihn und nun ist er Chef und strahlt das auch aus.




Mittwoch, 18. Januar 2023

Der richtige Lehrer für Pferd und Reiter

 Ich hatte schon eine ganze Menge Reitlehrer, die bekomme ich alle nicht mehr zusammen. Es waren tatsächlich nicht so viele gute für mich/uns dabei. Einen Reitlehrer hatte ich Jahre lang, ein staatlich geprüfter Berufsreitlehrer der FN, der auch Richter ist. Darauf legte er viel Wert. Ich habe ihm einiges zu verdanken, unter anderem auch, dass wir Raini bekommen haben und ich war auch lange Zeit mit ihm zufrieden. Aber Rain man änderte einiges. All das was der RL immer so an Theorien hatte, funktionierte bei Rain man nicht. Und ich glaubte auch nie daran, dass Rain man mich verarschte, das wusste ich einfach. Er konnte nicht, aus welchen Gründen auch immer. Als wir in den Offenstall zogen, hatte der RL die Idee, dass er zu uns zum Unterricht kommen würde. Warum auch immer, vermutlich war das für ihn mal etwas anderes als immer der langweilige Schulunterricht und die immergleichen Privatreiter. Ich hatte immer den Eindruck, dass er nicht dahin passte und uns alle komisch anschauen wegen dem Mann, aber ich hatte noch immer zu großen Respekt vor ihm, um Nein zu sagen. Wir hatten ihm unser Pferd zu verdanken. Er kam also 1x die Woche und machte mit uns Dressurunterricht. Es klappte eher mäßig. Der Knackpunkt war eine Stunde, die für immer in meinem Gedächtnis bleiben sollte. Aus irgendeinem Grund hatte der RL die grandiose Idee, dass wir auf irgendeinem Turnier starten sollten. Die Saison startete bereits und in der Umgebung gab es ein paar Höfe, die kleinere und größere Turniere ausschrieben. Nur bin ich kein Tunierreiter. “Das ist doch ein Rubinstein, der muss mindestens L gehen.” Warum das jetzt auf einmal in seinem Fokus war, keine Ahnung. Ich könnte mir vorstellen, dass er das als eine Art neues Projekt sah, um dann im alten Stall irgendwann mal erzählen zu können, was er da mit Raini und mir geschafft hat. Naja, ich sagte dazu nichts, schließlich hatte ich noch immer das Gefühl, dass es uns teilweise noch an den Basics wie Lockerheit, Takt usw. fehlte. An einem Tag jedenfalls hatte er die Idee, wir sollten Kurzkehrt üben, das kam ja in irgendeiner Dressurreiterprüfung oder so vor. Pferd kann Vorhandwendung und Schenkelweichen, das wars aber auch. Reiter ist jetzt schon nervös. Hinzu kommt, dass an dem Tag an einer der langen Seite außen an der Halle gearbeitet wird. Und Raini, wie er so ist, regt sich natürlich über alles auf, was er hört, aber nicht sieht und steigert sich mehr und mehr da rein. Natürlich musste das Kurzkehrt auch noch genau an der Stelle der Halle geübt werden, war klar. Reiter ist ultimativ angespannt, das Pferd versteht die Hilfen nicht und ist außerdem noch mit dem Geräusch beschäftigt. Reiter spannt sich noch mehr an, weil RL inzwischen schreit, er kann nicht einsehen, dass das einfach eine dumme Idee war, aufgeben ist nicht. “Dann zieh ihn mal rum, der muss das jetzt lernen” oder  “der kann das, der verarscht Dich nur” schallen durch die Halle. Ich glaube, wir haben 30 min an der gleichen Stelle versucht Kurzkehrt zu reiten und haben dann aufgegeben. Pferd, Reiter und RL frustriert. An dem Tag war mir glasklar, dass das so nicht geht und nie funktionieren könnte und ich habe mich so geärgert, dass ich nicht direkt gesagt habe, dass ich das nicht mache. Das war die letzte Stunde. Der RL sagte auf einmal, dass er an den Wochenenden keine Zeit mehr hat, weil er seine Frau auf Turnier begleiten müsste. Ich denke, er hatte da auch gemerkt, dass es einfach nicht passte. 

Natürlich können Reiter und Pferd mal einen schlechten Tag haben. Es gibt Tage, an denen bin ich verspannt, habe Muskelkater, Kopfschmerzen oder mir ist schlecht, weil ich zu viel gegessen habe oder ich habe irgendein Problem auf der Arbeit oder habe mich gestritten und deswegen schlechte Laune. Dann kann ich mein Training anpassen und den RL vielleicht auch bitten, darauf Rücksicht zu nehmen. Aber was ist mit dem Pferd? Das hat vielleicht an dem Tag nicht ausreichend schlafen können, vielleicht hat es auch Verspannung, etwas schlechtes gegessen, Muskelkater oder hat sich mit irgendeinem anderen Pferd gezofft. Auch darauf muss geachtet werden und dann das Training entsprechend angepasst werden. Wenn irgendeine Übung mal so nicht funktioniert, dann probiert man halt mal etwas anderes. Viele Wege führen nach Rom. Was mir lange Zeit fehlte, war ein Reitlehrer, der mir spezifisch für mein Pferd das Werkzeug gibt/erklärt, es in eine Form zu bekommen, mich möglichst lange gesund zu tragen. Und der Spaß für Reiter und Pferd sollte dabei natürlich auch nicht zu kurz kommen. Ich möchte nicht irgendwelche Lektionen abspulen, weil sie in irgendeiner Aufgabe vorkommen. Für mich ist es wichtig, zu wissen, welchen Zweck die Aufgabe für das Pferd und den Reiter hat. Auch bei den Hilfen ist es wichtig zu wissen, welche Aufgabe diese hat. Und nicht nur das, ich muss auch wissen, wann genau der richtige Zeitpunkt ist, einem Pferd die Hilfe zu geben. Dafür muss ich aber auch wissen, was unter mir passiert, ich muss fühlen können, wann das Pferd welches Bein hebt usw. selten sehe ich Unterricht, der das mit einbezieht. 

Wichtig ist auch der Fortschritt: Ich als Reiter muss merken, dass wir als Team vorwärts kommen bei dem, was wir machen. Ansonsten macht der Unterricht keinen Sinn und man verliert die Motivation. Manchmal hilft hier auch, wenn man jemandem auf das Team schauen lässt, der etwas weiter weg ist und vielleicht auch das Team seltener sieht. Manchmal verfängt man sich in Dingen, die von außen betrachtet einfach leichter sind zu lösen.

Wir haben nach ca. 3 Jahren mit Raini jemanden gefunden, der uns eigentlich nur mit problematischen Dingen wie Hängertraining und anderen Verhaltensproblematiken aushelfen sollte. Mit ihr kamen wir zu den Grundlagen der Bodenarbeit, Longieren, Linefree arbeiten und dann zur akademischen Bodenarbeit und akademischen Reitkunst. Das Beste, was uns passieren konnte. Ab und an nehmen wir dann auch mal an Kursen einer lizenzierten Bent Branderup Trainerin teil und das funktioniert super gut. Raini hat sich noch nie so gut und schnell entwickelt wie im letzten Jahr.





Training

Wie trainiert man ein Dressurpferd, das völlig die Lust an der Dressur verloren hat?

Wir haben so vieles probiert! Einiges hat zum Erfolg geführt, anderes wiederum gar nicht. Wir haben das nicht alleine probiert, immer mit "professioneller" Hilfe. Auch hier haben viele Trainier einfach nicht gepasst, zum Pferd, zum Mensch oder besser zum Team.

Die PSSM2 Diagnose hat dann auch nochmal etwas an Rainis Training verändert. 

Wichtig bei Raini war, dass er es immer schon mochte, ins Gelände zu gehen. Da war nie die Bremse drin, da war er von Anfang an locker und fleißig und hatte Spaß. 

In der Halle aber klappte nichts, er rollte sich ein, war triebig und dazu noch stumpf. Aus der Nummer heraus zu kommen war natürlich nicht einfach. Wir haben sehr lange gebraucht und haben auch irgendwann entschieden einmal komplett auf Null zu gehen.

Das Thema Training ist für einen Post zu viel und ich werde die einzelnen Posts nach und nach hier verlinken.




Dienstag, 17. Januar 2023

Eingewöhnung in die Herde

Wie lange dauert eine Eingewöhnung in einen Offenstall. Ich denke so pauschal kann man das nicht sagen. Es hängt natürlich vom Pferd ab. Kennt das Pferd einen Offenstall? Wie groß war die Herde? Stuten und Wallache getrennt oder zusammen? Rain man kannte, zumindest soweit wir das wussten, keine Offenstallhaltung und er stand bisher auch nur mit Sansibar zusammen. Der neue Offenstall war eine große Herde, mit Stuten und Wallachen gemischt. Rain man wusste zu Anfang rein gar nichts, also nicht, dass er Ohren anlegen kann/muss, traten und beißen kann/muss aber auch nicht, was es heißt, wenn ein anderes Pferd dies tut. Er hatte also eine Menge Macken. Uns wurde immer gesagt, dass es schon so etwa 1 Jahr dauert bis das Pferd angekommen ist. Ich denke ein Jahr kann man mindestens kalkulieren, aber Rain man und Fabi haben beide sicherlich noch ein klein wenig mehr gebraucht, eher so 1,5-2 Jahre bis sie sich wirklich richtig wohl gefühlt haben. Die Folgenden Dinge habe ich in all den Jahren am Offenstall gelernt:




Bei den meisten Stuten ist die Eingewöhnung etwas leichter als bei den meisten Wallachen, zumindest haben die Stuten weniger Macken. Besonders schwierig sind stark rossige Stuten oder sehr hengstige Wallache.

Mindestens eine Woche ist es für die Pferde ganz schwer, wenn man sie dann aus der Herde herausholt, weil sie sich dann erst einmal wieder von der neuen Freiheit trennen müssen. Auch müssen sie dann wieder neu in das Gefüge rein. Oft wiehern sie dann die ganze Zeit. Aber von einem auf den anderen Tag wird es dann schlagartig besser, weil die Pferde dann merken, dass sie wieder zurückkommen. Man muss dann einfach eine gewisse Zeit lang durchhalten. Eventuell holt man sie anfangs nur kurz heraus, zum Füttern z.B. So haben wir das zumindest die erste Woche gemacht.

Es ist generell schwieriger und dauert länger, wenn das Pferd sich nicht nur an eine neue Herde, sondern auch an einen neuen Menschen gewöhnen muss.

Im Sommer, wenn die Pferde mit dem Grasen beschäftigt sind, fällt das Eingliedern leichter.

Raini hatte sehr lange Zeit immer wieder Katscher aber auch schwerere Verletzungen. Er schien aber auch den Konfrontationen nicht aus dem Weg gehen zu wollen. Wir glaubten anfangs, dass er einfach das Sozialverhalten nicht kannte. Er war aber auch ein dünnes Hemdchen und wirkte auch eher wie ein Pferd, das von einem Feind eher als schwächstes Glied in der Herde erkannt würde und ein solches wird sicherlich vom Verband auch gerne mal gemobbt. Im Nachhinein hat Raini sich zu einem der Herdenchefs entwickelt. Vielleicht ist er auch daher damals den Konfrontationen nicht aus dem Weg gegangen. Sicher kann man es nicht sagen. Aber nach ca. 2 Jahren hatte er sich zu einem stolzen Pferd entwickelt. Er war einfach mehr Pferd und hatte auch durch unsere Arbeit mit ihm mehr Selbstvertrauen. Er trat einfach anders auf. Das hat ihm sicherlich geholfen, dass die Pferde mehr Respekt vor ihm hatten. Raini hat in der Herde viele Freunde, die meisten sind Wallache. Er hatte allerdings immer zwei beste Freunde. Sansibar, mit der er ja immer schon zusammen war. Ihre Nähe sucht er gerne, wenn er verunsichert ist wegen irgendetwas. Seit längerer Zeit steht sie wegen Husten in einer anderen, kleineren Gruppe. Im Winter sind die beiden nur durch einen Zaun getrennt und da sieht man sie ab und zu nebeneinander am Zaun stehen. Der zweite war immer Primo, den er auch schon aus dem alten Stall kannte. Die zwei waren lange Zeit wirklich unzertrennlich. Leider hat nach 3,5 Jahren der Primo den Besitzer und damit auch den Stall gewechselt. Da hat Raini lange getrauert. Aber die Herde gab ihm Sicherheit. Wenn man ihn dann aber mal wegen einer Verletzung aus der Herde nehmen muss, das macht ihn dann wirklich nervös. Dann wiehert er, rennt rum, fängt wieder an zu scharren wie bei den Koliken. Er braucht den Herden Zusammenhalt. Auch wenn irgendetwas aufregendes passiert, wie eine Jagd zum Beispiel. Dann ist alles ok, wenn er in der Herde ist, aber sobald man ihn rausholt, wird er nervös. Stellt man ihn zurück in die Herde, ist alles wieder gut. Seitdem Primo nicht mehr da ist, hat Raini immer wieder wechselnde Freundschaften, viele Pferde wollen in seiner Nähe sein. Bei ihm gibt es das beste Futter und Schutz. An manchen Tagen erträgt er die Nähe von manch einem Pferd und am nächsten dann wieder nicht.

 Hier haben wir das erste Jahr von Rain man in der Herde etwas genauer beschrieben.

Donnerstag, 12. Januar 2023

Entscheidung zum Stallwechsel

Wir hatten verschiedene Gründe einen neuen Stall zu suchen. Aber warum standen wir überhaupt bei dem Stall? Ich habe hier als Teenager Reiten gelernt. Also mal abgesehen von den ersten Longestunden als Kind und den ganzen Reiterurlauben war der Stall derjenige wo ich als Jugendliche meine Zeit verbracht habe. Damals standen die Schulpferde sogar noch in Ständern und Teile des Stalls waren aus Denkmalschutzgründen noch vorhanden, da kann man sich sicher vorstellen, dass die Boxen nicht wirklich groß oder hell waren. Nach einer kleinen Auszeit während des Abiturs habe ich während des Studiums wieder angefangen an dem Stall Schulpferde zu reiten. Als ich dann nach dem Studium in Österreich gearbeitet habe, bin ich auch nicht geritten. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland habe ich dann wieder dort angefangen zu Reiten. Ich hatte einige Freunde in dem Stall, kannte den Reitlehrer und das Personal und kannte auch ehrlich gesagt keine andere Haltungsformen als diese. Daher war es für mich gar keine Frage wo ich das erste eigenen Pferd unterstelle. Aber durch die Koliken und das Verhalten von Rain man, das uns ganz deutlich zeigte, dass er mehr Weidezeit mit Kumpels braucht, auch im Winter, wurde uns dann doch klar, dass eine Box nicht die richtige Haltungsform ist. Dazu kam dann noch, dass man in dem Stall keine anderen Trainingsmethoden durchführen sollte als das was alle machen, selbst das Longieren eines gesunden Pferdes war in den Augen des Reitlehrers einfach nur Faulheit. Bodenarbeit war Zirkus und jeder der etwas machte, was dem RL nicht gefiel, sollte das besser tun wenn der nicht da war. Als wir dann noch die Verpächterin auf der Weide auf das Jakobskreuzkraut ansprachen, was wir auf der Weide gefunden haben, was vermutlich zu einer Vergiftung und den sehr schlechten Leberwerten unseres Pferdes und die uns sagte, dass das dann nur an der Dummheit unseres Pferdes liegen kann, war klar, dass wir so schnell wie möglich weg mussten. Ich wusste auch immer, dass es ein Offenstall werden würde und die Besitzerin von Rainis Weidepartnerin, Kerstin, hatte einen großen Offenstall in 30 min Entfernung aufgetan. Der Stall bot einen Offenstall mit 24h Weidezugang, das ganze Jahr über, Heu ad Libidum, gemischte, große Herde, mit Halle und Reitplatz, Reiterstübchen, Notfallboxen und Krankenpaddok usw. Es gibt eine Dauerhafte Trennung von den Rentnern und den Pferden die noch geritten werden. Die große Herde wird den Sommer über getrennt in die leichtfuttrigen Mausis, die nicht mit auf die große Sommerweide kommen und auf Diät gesetzt werden und die Warmblüter, die dann im Sommer auf die große Weide kommen und sich dann die erste Zeit vom Gras ernähren und dann wieder Heu dazu bekommen, wenn das Gras abgefressen ist. Hier gibt es keinen Stall aber Weidezelte, die mit Stroh ausgelegt sind zum Schlafen und unterstellen und es gibt außerdem einen kleinen Wald, der Schatten bietet. Im Winter werden die beiden Herden dann wieder zu einer großen zusammen geführt. Da haben die Pferde einen großen Offenstall, der mit Stroh ausgelegt ist und eine sehr große, überdachte Raufe auf asphaltierten Bereich. Dann gibt es ein sandigen Bereich mit einem Weidezelt und dann noch die große Weide. Als wir uns den Stall anschauten, war uns direkt klar, dass es der sein soll. Der und kein anderer. Es war wirklich riesig, so viel Platz den die Pferde zur Verfügung hatten. Wir kamen für beide Pferde einen Monat später einen Platz angeboten, zum 01.11. konnten die beiden einziehen. Witziger Weise zog just an dem Tag an dem wir uns den Stall anschauen ein anderes Pferd aus unserem Stall ein, der sich auch recht gut mit Rain man versteht. Also kündigten wir unsere Box und machten uns damit keine Freunde. Viele wunderten sich, dass man in so einen Offenstall zieht. „Kann man da überhaupt reiten?“ oder „da gehen doch nur Rentnerpferde“ fragten/sagten einige. Der Leiter des Stalles wunderte sich, dass wir mangelnde Bewegung als Grund vorgaben, wo er doch gerade eine Führmaschine baute. Aber für uns war nichts klarer als dass ein Offenstall der einzige Weg war unser Pferd gesund und glücklich zu bekommen. 

Der Tag des Umzugs rückte sehr schnell immer näher. Transport war organisiert und sollte früh morgens stattfinden, damit die Pferde noch den ganzen Tag in der Herde beobachtet werden konnten. In diesem Stall wurden die Pferde immer direkt in die Herde integriert. Das liegt daran, dass es einfach ausreichend Platz gibt. Der Bereich ist einfach riesig und es gibt ausreichend Raufen und Wasserspender, so dass die Pferde immer ausweichen können. Zu dem Zeitpunkt des Einzugs waren die beiden Herden gerade wieder zusammengefügt worden. Am Tag vor des Umszugs haben wir dann noch unseren Spint ausgeräumt und alles erst einmal in unseren Keller gepackt. Wir mussten uns da für die Zukunft etwas überlegen, da wir im alten Schrank einen großen Bundeswehrschrank hatten, in dem wir keinen Sattel oder Trense lagern musste, da wir zwei Plätze in der Sattelkammer hatten, ebenso auch einen Hacken für Abschwitzdecken. Im neuen Stall gab es einen kleinen Metallschrank, in dem alles gelagert werden musste. Nur für das Futter gab es eine Tonne. Aber das war auch der einzige Nachteil. Am Tag des Umzugs ging alles relativ schnell, nur dass wir auf Grund eines Defekts einen anderen Hänger organisieren mussten. Die Pferde stiegen relativ brav und schnell ein und ca. 20 min später haben wir die zwei schon wieder ausgeladen. Wir sollten die beiden durch einen der hinteren Zugänge auf die Weide lassen, damit das nicht direkt alle in der Herde mitbekommen. Die beiden waren sehr überrascht über die Größe und erst einmal völlig überfordert. So viel Gras, so viele andere Pferde. Raini hat direkt die Aufgabe übernommen, Sansi zu beschützen vor allen neuen Pferden, aber es blieb erst einmal ganz ruhig. 




Rain man und Sansibar auf dem Sandpaddock kurz nachdem wir sie in den Offenstall gelassen haben.


Sansibar und Rain man auf einer der großen Weiden, sie sind noch aufgeregt


Bis dann der alte Kumpel Primo auftauchte, der ja ca. 4 Wochen aus dem alten Stall umgezogen war. Der freute sich sehr überschwänglich, seine alten Kumpel wieder zu sehen, sammelte die beiden direkt ein und dann waren sie zu dritt unterwegs. Er schien den anderen beiden gleich alles zeigen zu wollen. Es war wirklich toll anzusehen. Irgendwann verabschiedeten wir uns und verabredeten uns gleich wieder für den selben Abend, um nochmal nach den beiden zu schauen. Abends waren die drei immer noch gemeinsam  und standen auch schon an der großen Raufe. Ich glaube sie konnten ihr Glück nicht fassen endlich in einer großen Herde im freien leben zu dürfen, sich rund um die Uhr zu bewegen zu können, rund um die Uhr fressen zu können, immer Freunde zum spielen und Kraulen zu haben, die aufpassen, wenn man mal ruhen muss. Dass wir diesen Schritt gegangen sind habe ich nicht eine Sekunde lang bereut. 


Sabsibar und Rain man haben ihren alten Kumpel Primo gefunden

  Primo hat den beiden die Raufe und den Stall gezeigt


Dienstag, 10. Januar 2023

Rain mans Leberproblematik

Nach Rainis Behandlung mit dem Gastroguard haben wir auf Anraten der Heilpraktikerin eine Blutanalyse machen lassen, weil die Behandlung gerne mal auf die Leber schlägt. In der Analytik waren die Werte für AST (GOT) leicht erhöht und die für γGT stark. Harnstoff war leicht erhöht, Zink war leicht zu niedrig. Gallensäuren wurden nach gefordert, waren aber in Ordnung. Die Aspartat-Aminotransferase (AST) kann als ein Muskelproblem gedeutet werden, da müsste man sich dann aber auch noch die CK und LDH anschauen, die waren bei Raini nicht erhöht. Wenn aber auch noch weitere Leberwerte erhöht sind, kann es auch auf Leber hin deuten. Bei Raini war dann ja noch der γGT stark erhöht, was dann wieder für Leber sprach. Der γGT ist allerdings auch nicht so spezifisch. Der leicht erhöhte Harstoffwert kann auf Niere hin deuten, allerdings war der Wert bei diesem Blutbild nur ganz leicht über dem oberen Referenzwert und alle anderen Nierenwerte waren ok. Alles in allem empfahl uns die Heilpraktikerin eine Leberkur mit Kräutern zu machen. 3 Monate später haben wir zur Kontrolle ein erneutes Blutbild gemacht und das war dann schon wieder ein Schock. AST wieder leicht erhöht, γGT stark erhöht und dieses Mal dann die GLDH fast 10-fach zu hoch. Dazu dann noch Billirubin stark erhöht und LDH leicht erhöht. Vor allem der leberspezifische GLDH war nun deutlich und wies in der Größenordnung auch schon auf eine Schädigung der Leber hin. Gallensäuren war nun leicht erhöht. Die Werte waren, vor allem nach der Leberkur, zu hoch um von der Gastroguardbehandlung zu stammen. Auch hatte Rain man nun ja schon über 3 Monate keine Kolik mehr und daher wäre auch das als Ursache eher auszuschließen. Eine Untersuchung auf Leberegel war negativ. Die Tierheilpraktikerin sagte, wir sollen die gesamte Umgebung von Rain man Untersuchen, weil die Ergebnisse für eine Vergiftung sprechen. Auf der Weide haben wir dann 3 Pflanzen Jakobskreuzkraut gefunden, eine war angefressen. Wir informierten sofort die Verpächterin, die uns sagte, dass Pferde das nicht fressen würden, und wenn doch wären sie dumm. Wir informierten sofort den Tierarzt, der auch nochmal ein Blutbild machte, das ähnlich aussah. Er sagte uns, dass die Werte so schlecht sind, dass er davon ausgeht dass die nie wieder 100% werden. Er sagte aber auch, dass das Pferd auf der Weide sicherlich nicht viel davon gefressen hat und dass sein Allgemeinzustand zu gut ist, als dass es kritisch wäre. Behandeln könne man das nicht, er empfahl uns aber für die Leber auch eine Kräuterkur zu machen. Die Heilpraktikerin gab uns zusätzlich noch Globuli. Die Weide haben wir komplett abgesucht und alles entfernt. Dieser Zeitpunkt war der als wir uns endgültig entschieden haben, den Stall zu verlassen, was wir 2 Monate später umgesetzt haben.



Im neuen Stall haben wir Rain man dann erst einmal ein halbes Jahr Zeit gegeben anzukommen. Da er nun Heu ad Libidum hatte, haben wir auch das Kraftfutter angepasst. Interessanterweise hatte Rain man ganz von sich aus von heute auf morgen im neuen Stall das Mash nicht mehr gefressen. Die Leberkräuter Kur war nach 2 Monaten durch aber die Globuli hatten wir die ganze Zeit über 1x am Tag verabreicht. Obwohl uns der Tierarzt ja schon mitgeteilt hatte, dass die Leber sehr wahrscheinlich auf Dauer geschädigt sein würde, war in dem Blutbild gar kein Leberwert erhöht. Lediglich der LDH Wert war ganz leicht zu hoch. 1.5 und 2.5  Jahre später haben wir nochmal eine Kontrolle gemacht und auch hier war keiner der Leberwerte erhöht, bis auf Billirubin. Der Wert ist immer wieder mal leicht erhöht beim Pferd. Der Wert ist aber nur dann aussagekräftig für die Leber wenn noch andere Leberwerte erhöht sind. Dem Tierarzt waren die leicht Erhöhten Billirubinwerte so wie sie in den Bildern von Rain man auftauchten kein Problem.

Ob er wirklich eine Vergiftung von JKK erlitten hat und die Leberwerte dadurch so erhöht waren, wir können es nicht mehr sagen. Eventuell war es damals schon irgendetwas mit PSSM2. Wichtig war für uns, dass die Pferde zumindest nicht so viel JKK gefressen haben, dass es sie das Leben gekostet hat. Zum anderen sind wir sehr froh, dass diese sehr stark erhöhten Leberwerte wieder in den Normbereich gesunken sind. 

 

Montag, 9. Januar 2023

Raini und die Koliken

 Nachdem Raini ca. 1 Jahr bei uns war hatte er seine erste Krampfkolik. Er stand in der Box und scharrte und schaute auch immer wieder zum Bauch. Leckerli wollte er keine mehr nehmen. Nach einer gewissen Zeit hat er sich dann mit dem Kopf in eine Ecke gestellt und einfach nur in einer Sägebockartigen Stellung da gestanden. Er war dann wie weggetreten und auch nicht wirklich ansprechbar. Danach finge es mit dem Scharren wieder von vorne an. Wir haben ihn dann geführt und natürlich auch sofort den Tierarzt gerufen. Geäppelt hat Raini normal. Der Tierarzt hat beim Abhören erhöhte Darmperistaltik festgestellt. Bei der Rektaluntersuchung nichts auffälliges. Er hat Buscopan gespritzt. Wir sollten nach 2h nochmal nach ihm schauen, wenn er dann keine Symptome mehr zeigen sollte, wäre davon auszugehen, dass alles ok ist. Er sollte eine Fressbremse bekommen für die Nacht und dann am nächsten Tag morgens wieder Heu und die nächsten 3 Tage an Stelle von Kraftfutter Mash. Warum eine solche Kolik auftrat, konnte er uns nicht nennen, es kann verschiedene Ursachen haben. Die Fressbremse haben wir bei der ersten Kolik noch drauf getan, aber letzten Endes habe ich das bei einer Krampfkolik nicht verstanden. Wenn man dann noch Fresspausen provoziert, kann das weitere Probleme, wie Magenschleimhautreizungen usw. mit sich führen. Von der Fressbremse hat sich Raini dann leider über Nacht noch eine Wunde an der Nase geholt, weil er vermutlich versucht hat das Teil los zu werden. Die Symptome ließen nach kurzer Zeit nach und blieben dann auch weg. Generell war Raini am nächsten Tag sehr müde und etwas depri. Die nächsten Wochen war dann erst einmal nichts. Dann kam irgendwann die nächste Krampfkolik. Gleiche Symptome, gleiche Behandlung, nur dass wir dieses Mal die Fressbremse weggelassen haben. Von da an hatte ich wirklich Angst, vor allem wenn das Telefon klingelte und jemand vom Stall dran war. Eine Kolik kann vielleicht mal passieren, aber wenn man dann zwei kurz hintereinander hat, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass noch eine kommt, vor allem wenn man die Ursache nicht kennt.





Im Winter gab es einen Tag, da regnete es extrem viel, so dass die Weide ausfiel, Paddock war auch nicht. An dem Tag hatte die Reitbeteiligung eigentlich Unterricht, hatte aber aus irgendeinem Grund, an den ich mich nicht mehr erinnere abgesagt und Raini sollte nur Wellness bekommen. Ich war dann nachmittags am Stall wegen des schlechten Wetters und ging dann mit ihm spazieren. Abends kam dann der Anruf dass er wieder scharrend in der Box steht. Als wir am Stall waren, merkte ich sofort, dass dieses Mal etwas anders war. Er atmete Stoßweise und auch sein Zahnfleisch war sehr hell, der Kreislauf war sonst nie betroffen. Dann wollte er sich, wenn man das Führen unterbrach, hinwerfen und wälzen. Das haben wir aber auf Anraten der anderen nicht zugelassen. Der Tierarzt diagnostizierte eine Milz-Nierenbad Kolik. Er spitzte Buscopan um zu schauen, ob sich das Ganze durch die Entspannung wieder zurück bewegt, wollte aber direkt nach 30 min wieder kommen und sagte uns, wenn es dann nicht besser ist, müssten wir in die Klinik.  Das war für uns ein Schock, weil es bisher ja immer recht harmlose Krampfkoliken waren. Es besserte sich in der halben Stunde nicht und der Tierarzt nahm dann noch eine Blutprobe um den Hämatokritwert zu bestimmen. Der war schon nicht mehr so gut, was auf eine Dehydrierung hindeutet, so dass er entschied in die Klinik zu fahren und damit es schneller geht, ist er Raini direkt selbst hin gefahren. Wir haben selbst keinen Hänger und kein Zugfahrzeug, hätten aber natürlich am Stall jemanden orgaisiert, der uns fahren könnte. Aber ja, es war spät abends und natürlich hätte das gedauert. Natürlich haben wir das Angebot vom Tierarzt angenommen und waren sehr glücklich dass er das angeboten hat. Komischerweise hat er uns auch nie etwas dafür in Rechnung gestellt. Ich glaube einfach, dass er den Rain man sehr gerne mochte oder uns die Verzweiflung einfach angesehen hat in dem Moment und uns helfen wollte. Der Hänger war einer ohne Rampe, was Raini nicht kannte, so dass es nicht einfach war ihn da einzuladen. Da war die Angst auf einmal größer als der Schmerz. Aber irgendwann war er drin. Komischerweise hat er in der Zeit schon 2x geäppelt. Wir sind ca. 30 min gefahren. Als Raini da ausstieg war er ein anderes Pferd. Keine Symptome mehr. Er hatte dann noch 2x geäppelt während des Transports. Die Tierärzte in der Klinik wunderten sich, warum so ein Pferd ohne Symptome in die Klinik gefahren würde, entschieden dann aber ihn auf Grund des schlechten Hämatokritwert doch aufzunehmen. Scheinbar kommt es wohl häufiger vor, dass sich eine solche Verlagerung durch die Hängerfahrt löst. Sie haben Raini dann auch eingehend rektal untersucht und haben dann noch einmal den Magen entleert und haben sich das angeschaut. Dann haben sie einmal ne große Menge Wasser in den Magen gefüllt wegen der Dehydrierung und einen Tropf angehängt. Sie wollten sich bei Komplikationen noch in der Nacht melden, sonst erst am Nächsten Tag nach einem Ultraschall und dem Anfüttern. Die Nacht konnte ich nicht schlafen, es kam aber kein Anruf. Auch das Arbeiten am nächsten Tag fiel schwer, bis der Anruf kam. Es war alles ok und wir können ihn abends schon abholen, dann gibt es auch ein Gespräch mit der Ärztin. Die Ärztin informierte uns, dass sie keine wirkliche Ursache finden konnten auch beim Ultraschall nicht, zwei Merkwürdigkeiten haben sie aber festgestellt, die nichts mit der Kolik zu tun hatte. Zum einen war Rainis Blase komplett voll, die mussten sie dann mit einem Katheder entleeren. Raini pinkelt nur da wo er sich zu Hause fühlt, das war uns auch schon mal aufgefallen. Sie sagte, dass so etwas schon sehr ungewöhnlich ist, aber sie haben auch keine körperliche Ursache für die volle Blase gefunden. Das zweite was auffiel war, dass Raini in den Behandlungsräumen so komisch gelaufen wäre, dass sie erst dachten es sei Ataxie, aber als er dann im Stall normal lief, konnten sie sich das erst nicht erklären, dann fiel ihnen aber auf, dass er nur auf dem Gummiboden komisch lief. Auch das kannten wir, Raini hat immer Probleme mit Böden die komisch aussehen. Er geht z.B. nicht über Gullies, die Rampe am Hänger ist ein Problem, wenn die Straße neu geteert wurde, die Pferdewaage usw. Er ist halt einfach komisch. Auch heute wissen wir nicht genau was das ist und ob das auch mit PSSM2 zu tun hat. Die Ärztin sagte uns, dass die Verlagerung wohlmöglich durch  eine Krampfkolik ausgelöst wurde, da er diese ja häufiger hat. Eventuell hat er sich gewälzt und es hat sich dadurch verlagert. Dass er jetzt häufiger Krampfkoliken hat, kann mehrere Ursachen haben. Zum einen sagte sie dass am Vortag viele Koliken in die Klinik eingeliefert wurden und dass „Kolikwetter“ herrschte. Manche Pferde sind dann wohl anfällig für Koliken. Dann kann der Magen eine Ursache sein. Sie hatte jetzt auf den ersten Blick nicht den Eindruck dass er ein Magenpferd ist, aber letzten Endes kann da nur eine Gastroskopie Aufschluss geben. Wir sollten eine Futterberaterin kommen lassen, die alles mal anschaut und optimiert. Und wenn dann immer noch Koliken auftreten, sollte man mal eine Gastroskopie machen lassen. Wir sollten Fresspausen von mehr als 4h vermeiden und zusätzlich zu den 2 kg Heu die das Pferd um 19 bekommt noch mindestens ein 4kg Heunetz in die Box hängen. Generell sollte die Heumenge in Frage gestellt werden, die er bekommt (ca. 3x 2kg am Tag geschätzt). Dann muss auf ausreichend Bewegung geachtet werden, auch das kann Koliken bewirken. Und dann natürlich Stress. Auch die Sache mit der vollen Blase und dem komischen Laufen machte bei Ihr den Eindruck, dass er sich generell gerne stressen lässt. Das kann dann aber auch wieder Magen bedeuten. Das waren alle Infos und so haben wir den Raini dann wieder mit nach Hause genommen. Ich habe schon am gleichen Tag eine Tierheilpraktikerin, die auch Futterberatung durchführt, kontaktiert, sie wollte direkt in der Folgewoche kommen.

Die Tierheilpraktikerin hat Rain man einmal komplett gecheckt. Sie sagte auch das was die Ärztin in der Klinik meinte, dass er nicht wie ein Magenpferd wirken würde und auch nicht empfindlich in dem Bereich reagiert. Aber sie glaubt, dass er eines der Futtermittel nicht verträgt, da er auch ab und an Kotwasser hat. Dann kann er nicht alle Mineralien aufnehmen und das wiederum kann zu Koliken führen und auch zu seinem Stress. Denn auch sie hatte den Eindruck er wäre leicht zu stressen. Raini bekam bis dato Hafer und irgendein Mineral, an das ich mich nicht mehr erinnern kann. Sie empfahl uns ein getreidefreies Strukturmüsli und Magnolyth als Mineral. Natürlich alles langsam ein und ausschleichen und dann mal schauen, ob sich etwas ändert. Des Weiteren hat sie uns auch gesagt, dass das Pferd definitiv viel zu wenig Heu bekommt, eigentlich sollte er das Doppelte bekommen und unbedingt ein Heunetz über Nacht in die Box hängen. Das setzten wir beides direkt um. Der Stall hat dann von uns mehr Geld verlangt, was wir dann natürlich bezahlt haben. Alle anderen Pferde haben weiter so wenig Heu bekommen wie zuvor. Raini hat außerdem eine Akkupunkturbehandlung bekommen. Sie sagte uns aber auch, dass Koliken auch von zu wenig Bewegung herrühren kann. Pferde sind Bewegungstiere und ihre Verdauungsorgane sind darauf angelegt, dass das Pferd sich während des Fressens bewegt. Wenn ein Pferd in der Box gehalten wird ist das einfach nicht natürlich und kann Koliken hervorrufen. Des Weiteren ist das Pferd ein Herdentier und das Pferd einzeln in Boxen zu halten kann Stress bedeuten und auch das kann Koliken verursachen. Sie empfahl uns, dass wir uns mal umschauen ob für uns nicht eine Herdenhaltung im Offenstall in Frage kommt. Die Futterumstellung lief erst einmal gut und zunächst gab es keine weiteren Koliken. Das Kotwasser trat aber immer wieder auf. Wir haben dann nochmal beim Futter ein wenig Dinge ausprobiert. Es fiel aber generell auf, das Rain man immer schlanker wurde. Im Winter dann gab es wieder Tage an denen die Weide gesperrt war oder irgendetwas aufregendes passierte wie ein Tunier und schon hatte Raini wieder eine Krampfkolik. Lies sich wieder mit Buscopan behandeln. Mir klangen noch die Worte der Ärztin in der Klinik mit dem Magen im Ohr. Er hatte auch abgenommen und gähnte dann doch in meinen Augen häufig, leckte immer wieder die Metallstangen in der Box zum Nachbar ab und dann das Kotwasser. Unser Tierarzt meinte wir könnten ihn zur Gastroskopie wieder in die Klinik fahren, was für ihn aber sehr viel Stress bedeuten würde und er dürfte dann auch eine Nacht vorher nichts fressen, was dann natürlich auch wieder auf den Magen schlagen würde. Wir können auch mal mit Gastroguard behandeln und schauen, ob es sich bessert. Das haben wir gemacht. Gastroguard für 4 Wochen und dabei Pronutrin. Danach weiterhin Pronutrin. Mitten in der Behandlung hatte er wieder eine Krampfkolik. War aber deutlich weniger schlimm als die davor. Andere hätten eventuell nicht einmal den Tierarzt gerufen. Auffällig war aber, dass die letzten Koliken immer Montags auftraten und alle 4-5 Wochen. Nach der Gastroguardbehandlung hatte Rainman noch mehr abgenommen und er hat auch das Futter nicht mehr gerne genommen. Wir haben ihn dann erst einmal mit getreidefreiem Mash versucht aufzupäppeln. Dann bekam er zusätzlich zu seinem Futter noch Heucobs. Wir haben auf Anraten der Tierheilpraktikerin ein Blutbild machen lassen, weil das Gastro Guard auch auf die Leber gehen kann. Sie hat uns dann außerdem noch 3 homöopathische Kombinationsmittel zur subkutanen Verabreichung empfohlen, bei denen sie gute Erfahrungen mit Krampfkolik Pferden gemacht hat. Hier sollten wir dann jeweils eine Ampulle verwenden und je 1ml von jedem Mittel aufziehen, so dass sie sich in der Sprite vermischen und dann Subkutan spritzen (unter die Hau). Es bildet sich dann ein Depot unter der Haut. Man kann dann abwarten, ob sich was tut, das Ganze soll sich innerhalb 30 min lösen. Ansonsten natürlich den Tierarzt rufen. Wenn es sich gebessert hat, nach 2h nochmal spritzen. Es handelt sich um folgende Mittel: Nux Vomica -Injeel von Heel, was für den Magen und Darm gedacht ist. Dann Spascupreel von Heel, ein Mittel für den Darm, was krampflösende Wirkung haben soll. Und Carbo Vegetabilis Injeel von Heel, etwas für den Kreislauf, das aber auch für Magen-Darm hilf. 5 Wochen nach der letzten Kolik, die Gastroguard Behandlung war vorbei, wir fütterten noch Pronutrin, war dann mal wieder an einem Montag eine Kolik. Ich war gerade geritten und es war alles normal, stellte Raini in die Box und gab ihm sein heißgeliebtes Mash. Er fasste es nicht an, das war schon ungewöhnlich. Als ich erneut zu seiner Box kam, sah ich Scharr Spuren und er stand wieder apathisch in der Ecke. Ich holte ihn raus und Spritze die 3 Mittel und wir gingen wieder spazieren. Schon nach kurzer Zeit wollte er Grasen und sah auch nicht mehr so angespannt aus. Was ganz Neues. Ich führte ihn zurück zu seiner Box, hatte vergessen, dass sein Futter noch da drin saß. Zur Sicherheit entschied ich mich den Tierarzt zu rufen, sagte ihm aber  nichts von den Homöopathischen Mitteln. Der Tierarzt kam nach ca. 15 min, konnte aber nichts mehr feststellen. Ich stellte da dann auch fest, dass er sein Mash inzwischen gefuttert hatte. Ich blieb die 2 Stunden und spritzte das Mittel danach wieder. Am nächsten Tag war es sehr auffällig, dass er sehr gut drauf war, kein Depri-Tag wie sonst immer nach Kolik & Buscupan. Das war dann seine letzte Kolik. Wir haben nie herausgefunden, was die Ursache war und warum immer Montags und immer nach 5 Wochen. Vermutlich hat ihn da irgendetwas gestresst. Es war inzwischen Sommer und wir haben uns da dann schon mit einem Stallwechsel beschäftigt. Anfangs haben wir Raini bei viel Stress oder extremen Wetterwechseln oder zu Beginn der Weidezeit immer vorsichtshalber die Mittel gespritzt. Aber das vielleicht so 7x. Irgendwann haben wir auch das eingestellt. Inzwischen ist Rain man fast 7 Jahre kolikfrei. Trotzdem vergisst man das Ganze nie. Wenn er mal scharrt, was er wirklich sehr selten tut, bin ich alarmiert. Wenn einer aus dem Stall anruft, bin ich alarmiert. Auch Koliken können PSSM2 Symptome sein. Leider hat er auch immer mal wieder Kotwasser. Wenn er Stress hat, dann bekommt er innerhalb von Minuten Kotwasser. Sein Magen und Darm sind also noch immer empfindlich. Vermutlich hat er nur jetzt im Offenstall eine andere Möglichkeit diesen abzubauen. So erkläre ich mir das Ganze.


Freitag, 6. Januar 2023

Die erste Zeit mit Raini

Viele Jahre hat man vom eigenen Pferd geträumt, was man da alles so machen kann. In der Realität war es aber nie so. Raini war von Anfang an kein einfaches Pferd. Er war immer lieb und ich hatte ja schon von dem ersten Tag an Vertrauen zu ihm und das ist bis jetzt geblieben, aber alles andere ist schwierig.

Er war immer schon triebig und es kam keine Reaktion. Dazu war er stumpf. Eigentlich kam nie eine Reaktion und man will ja nicht brutal werden. Das Ganze war ein Teufelskreis: Das Pferd reagiert nicht, man fängt an dauerhaft zu treiben, das Pferd stumpft noch mehr ab und man treibt noch mehr. Nach einer Stunde auf Raini ist man immer K.O. Richtig Spaß macht das Reiten weder Pferd noch Reiter. Das ist etwas, was mich von Anfang an traurig macht, man will ja am Reiten Spaß haben und Fortschritte machen aber so? Dann läuft Raini eigentlich zu eng, er versteckt sich hinter dem Zügel und man hat eigentlich nichts in der Hand. Und da würde man ein Pferd ja eigentlich vorwärts schicken und in den Zügel herein treiben. Das geht aber bei Raini nicht. Und da kam vermutlich dann der erste grobe Fehler von uns: Der Reitlehrer empfiehlt uns Ausbinder, zumindest dem Mann. Warum wir es gemacht haben? Unerfahrenheit, vielleicht auch ein wenig zu viel Respekt vor dem Reitlehrer, der noch einer von der alten Schule ist. Warum da ein Ausbinder drauf soll hatte sich mir zumindest damals schon nicht erschlossen. Der zweite Fehler waren dann die Sporen, die er mir und unserer Reitbeteiligung empfohlen hatte gegen die Faulheit. 



Raini stand in einem Sportstall, in dem ich jahrelang Schulpferde geritten bin. Sehr viele Stunden steht da ein Pferd in der Box. Wir hatten uns von Anfang an entschieden das Pferd so lange wie möglich auf die Weide zu stellen. Im Winter gab es aber keine, da ging das Pferd maximal 1h am Tag auf ein Klitzekleines Paddock. Bei schlechtem Wetter (Matsch oder gefrorenem Boden), fiel die Stunde Paddock aus. Wir sind dann noch mit dem Pferd spazieren gegangen. Aber mit Spazieren, Paddock und Reiten kam das Pferd vielleicht auf maximal 2-3h Bewegung.  Wobei die meisten auf dem Paddock eh rumstanden und faulenzten. Eigentlich nur eine größere Box. Kurz nach uns hat eine weitere Schulpferdereiterin, Kerstin, ein Schulpferd gekauft, Sansibar. Und mit Ihr haben wir uns über den Sommer zusammen eine Weide zur eigenen Verfügung gebucht. Dann konnten die beiden Pferde zusammen auf die Weide, den ganzen Tag über, nur Nachts standen sie in der Box. Wir waren fast die einzigen, die zwei Pferde zusammen raus stellten, denn alle anderen hatten Schiss, dass die Pferde sich treten. Unsere beiden hatten nie eine Verletzung deswegen. Wir waren auch die Einzigen, die die Pferde bei Wind und Wetter raus stellten. Wenn es dann allerdings zu warm war, hatten die Pferde keinen Schatten, da haben wir dann früh morgens und spät abends raus gestellt und über Mittag rein geholt. Und wenn es stark geregnet hatte und die Weide besonders matschig war oder die Pferde aus welchen Gründen auch immer fiel galoppiert sind, wurden wir angerufen von der Besitzerin der Weide, dass wir die Pferde bitte rein holen. Als es im Sommer einmal länger sehr heiß ist und die Pferde wenig raus kommen, bekommt Raini seine erste Krampfkolik. Für mich sehr viel Stress, weil mein liebstes Schulpferd ein halbes Jahr zuvor an einer Kolik verstorben war. Wir haben Rain man da fast ein Jahr. Der Tierarzt spritzt Buscopan und damit ist es dann auch erst einmal gut. In der Folgezeit treten immer wieder Koliken auf, das werde ich in einem anderen Beitrag beschreiben. Im Winter buchen wir Rain man und Sansibar wieder eine Weide, die darf man dann aber nur 1.5h am Tag nutzen. Danach kann man das Pferd noch auf den Paddock stellen. In dem Winter regnet es viel und dann friert es und dann sind Weide und Paddok gesperrt. Täglich fürchte ich dass die Weide gesperrt ist und Raini wieder eine Kolik bekommt. Wir spazieren mit den beiden Pferden regelmäßig und Kerstin spaziert mit den beiden regelmäßig, wir fahren teilweise 3x am Tag in den Stall. 

Wir wollen außerdem vermehrt mit dem Pferd am Muskelaufbau arbeiten. Zum einen wollen wir longieren und da habe ich extra einen Kurs gemacht inklusive Doppellonge. Aber dann wird man angeschaut wie der letzte Mensch. Der RL ist der Ansicht, dass nur faule Leute longieren, zum Muskelaufbau muss man reiten. Longieren aber nur am Gebiss und auch nur ausgebunden. Das, hatte ich aber gerade gelernt, ist ein NoGo. Kappzaum und Doppellonge geht gar nicht. Ich habe es trotzdem mal versucht. Raini ist auch wirklich fein bei der Longe und reagiert gut auf meine Körperbewegung. Andere im Stall sind dann aber der Meinung, dass das man als Longenfüherer in der Mitte stehen bleiben muss sonst Longiert man das Pferd ja nicht, sondern das Pferd longiert dann den Mensch. In dem Stall longiert man wirklich nur in dem man Pferde im Kreis schleudert und das auch eigentlich nur um das Pferd vor dem Reiten warm zu machen. Eine andere Freizeitreiterin hat sich Dualgassen für die Bodenarbeit gekauft, wir sind begeistert, alle anderen erklären sie für Verrückt. Wenn wir die Dinger verwenden wollen, versuchen wir am Stall zu sein, wenn kein anderer da ist, man fühlt sich fast wie ein Verbrecher. Im Sommer 2016, der wirklich schön ist und die Pferde viel draußen auf der Weide sind und wir den Winter und die Koliken fürchten, entscheiden wir mit Kerstin zusammen, dass wir da weg müssen. Es ist so traurig zu sehen, dass die Pferde eigentlich nur darauf warten auf die Weide zu dürfen. Raini grummelt oder wiehert nie, außer er sieh wenn Sansibar aus dem Stall kommt und ihn für die Weide abholt. Wir suchen und suchen und finden in Overath einen Offenstall mit riesigen Weiden. Die Pferde stehen 24-7 das ganze Jahr über in einer großen Herde draußen und können immer auch auf die Weide. Wir schauen uns das Ganze an und es ist perfekt. Zum 01.11. ziehen unsere beiden in einen Offenstall. Das sollte dann alles Verändern, aber dazu in einem anderen Post.

Donnerstag, 5. Januar 2023

Rainis Einzug

Zwischen AKU und Kauf/Einzug von Raini liegen nur 3 Tage. 3 Tage an denen ich vor Aufregung nicht schlafen kann. Ein eigenes Pferd habe ich mir schon als Kind gewünscht und jetzt endlich, mit 34 wird es wahr. Wir fahren Freitag noch zu Krämer und kaufen das wichtigste wie Halfter, Putzzeug, Leckerli und was wir dachten, was man sonst so noch braucht. Der Tierarzt ist zum Impfen für die Folgewoche eingeladen, ebenso der Hufschmied und wir konnten auch noch einen Termin beim Sattler ergattern. Bis wir einen neuen Sattel haben, können wir den nutzen, den Raini als Schulpferd im Stall hatte. Die Verkäuferin will Bargeld, den Grund kann man sich sicher vorstellen. So viel Geld bekommt man aber nicht auf einmal aus dem Automat. Wir müssen also zu verschiedenen Banken laufen um das Geld zu bekommen.

Raini kommt schon früh, ich meine es ist 9 oder 10 Uhr. Er wird entladen und kommt in seine neue Box. Wir haben uns für eine Außenbox entschieden mit großen Fenstern. Wir regeln alles vertragliche und dann ist es unser Pferd. Und was macht man nun? Erst einmal nix außer angucken. Raini ist genauso nervös wie ich und bekommt erst einmal Zeit seinen Nachbarn kennen zu lernen, dann führen wir ihn nochmal rum. Eigentlich kennt er den Stall ja. 
Am nächsten Tag hat er den ersten Katscher im Gesicht, vermutlich ein kleiner Kampf mit dem Nachbar. Wir stellen direkt fest, dass wir natürlich nichts gekauft haben um Verletzungen zu versorgen. Natürlich gibt es im Stall genug Leute die einem aushelfen können. Pferdebesitzer zu sein lernt man nur dadurch dass man ein Pferd besitzt und auch wenn man schon lange ein Pferd besitzt werden immer wieder Situationen kommen, in denen man nicht weiß was man tun soll, also eigentlich lernt man es nie. Raini ist da ein sehr schwieriges Pferd und es gab so viele Situationen in denen ich verzweifelt bin. Um mich rum habe ich immer glückliche Reiter gesehen, bei denen alles funktioniert und bei uns war immer etwas komisch. Was ich mit den Jahren gelernt habe, ist auf mein Gefühl zu hören. Man lernt das Pferd immer besser kennen und irgendwann versteht man was sie einem sagen wollen. Beim zweiten Pferd fängt man dann aber wieder von vorne an, weil das ja ganz anders ist als das erste :-)


Raini am ersten Tag in seiner neuen Box