Nachdem Raini ca. 1 Jahr bei uns war hatte er seine erste Krampfkolik. Er stand in der Box und scharrte und schaute auch immer wieder zum Bauch. Leckerli wollte er keine mehr nehmen. Nach einer gewissen Zeit hat er sich dann mit dem Kopf in eine Ecke gestellt und einfach nur in einer Sägebockartigen Stellung da gestanden. Er war dann wie weggetreten und auch nicht wirklich ansprechbar. Danach finge es mit dem Scharren wieder von vorne an. Wir haben ihn dann geführt und natürlich auch sofort den Tierarzt gerufen. Geäppelt hat Raini normal. Der Tierarzt hat beim Abhören erhöhte Darmperistaltik festgestellt. Bei der Rektaluntersuchung nichts auffälliges. Er hat Buscopan gespritzt. Wir sollten nach 2h nochmal nach ihm schauen, wenn er dann keine Symptome mehr zeigen sollte, wäre davon auszugehen, dass alles ok ist. Er sollte eine Fressbremse bekommen für die Nacht und dann am nächsten Tag morgens wieder Heu und die nächsten 3 Tage an Stelle von Kraftfutter Mash. Warum eine solche Kolik auftrat, konnte er uns nicht nennen, es kann verschiedene Ursachen haben. Die Fressbremse haben wir bei der ersten Kolik noch drauf getan, aber letzten Endes habe ich das bei einer Krampfkolik nicht verstanden. Wenn man dann noch Fresspausen provoziert, kann das weitere Probleme, wie Magenschleimhautreizungen usw. mit sich führen. Von der Fressbremse hat sich Raini dann leider über Nacht noch eine Wunde an der Nase geholt, weil er vermutlich versucht hat das Teil los zu werden. Die Symptome ließen nach kurzer Zeit nach und blieben dann auch weg. Generell war Raini am nächsten Tag sehr müde und etwas depri. Die nächsten Wochen war dann erst einmal nichts. Dann kam irgendwann die nächste Krampfkolik. Gleiche Symptome, gleiche Behandlung, nur dass wir dieses Mal die Fressbremse weggelassen haben. Von da an hatte ich wirklich Angst, vor allem wenn das Telefon klingelte und jemand vom Stall dran war. Eine Kolik kann vielleicht mal passieren, aber wenn man dann zwei kurz hintereinander hat, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass noch eine kommt, vor allem wenn man die Ursache nicht kennt.
Im Winter gab es einen Tag, da regnete es extrem viel, so dass die Weide ausfiel, Paddock war auch nicht. An dem Tag hatte die Reitbeteiligung eigentlich Unterricht, hatte aber aus irgendeinem Grund, an den ich mich nicht mehr erinnere abgesagt und Raini sollte nur Wellness bekommen. Ich war dann nachmittags am Stall wegen des schlechten Wetters und ging dann mit ihm spazieren. Abends kam dann der Anruf dass er wieder scharrend in der Box steht. Als wir am Stall waren, merkte ich sofort, dass dieses Mal etwas anders war. Er atmete Stoßweise und auch sein Zahnfleisch war sehr hell, der Kreislauf war sonst nie betroffen. Dann wollte er sich, wenn man das Führen unterbrach, hinwerfen und wälzen. Das haben wir aber auf Anraten der anderen nicht zugelassen. Der Tierarzt diagnostizierte eine Milz-Nierenbad Kolik. Er spitzte Buscopan um zu schauen, ob sich das Ganze durch die Entspannung wieder zurück bewegt, wollte aber direkt nach 30 min wieder kommen und sagte uns, wenn es dann nicht besser ist, müssten wir in die Klinik. Das war für uns ein Schock, weil es bisher ja immer recht harmlose Krampfkoliken waren. Es besserte sich in der halben Stunde nicht und der Tierarzt nahm dann noch eine Blutprobe um den Hämatokritwert zu bestimmen. Der war schon nicht mehr so gut, was auf eine Dehydrierung hindeutet, so dass er entschied in die Klinik zu fahren und damit es schneller geht, ist er Raini direkt selbst hin gefahren. Wir haben selbst keinen Hänger und kein Zugfahrzeug, hätten aber natürlich am Stall jemanden orgaisiert, der uns fahren könnte. Aber ja, es war spät abends und natürlich hätte das gedauert. Natürlich haben wir das Angebot vom Tierarzt angenommen und waren sehr glücklich dass er das angeboten hat. Komischerweise hat er uns auch nie etwas dafür in Rechnung gestellt. Ich glaube einfach, dass er den Rain man sehr gerne mochte oder uns die Verzweiflung einfach angesehen hat in dem Moment und uns helfen wollte. Der Hänger war einer ohne Rampe, was Raini nicht kannte, so dass es nicht einfach war ihn da einzuladen. Da war die Angst auf einmal größer als der Schmerz. Aber irgendwann war er drin. Komischerweise hat er in der Zeit schon 2x geäppelt. Wir sind ca. 30 min gefahren. Als Raini da ausstieg war er ein anderes Pferd. Keine Symptome mehr. Er hatte dann noch 2x geäppelt während des Transports. Die Tierärzte in der Klinik wunderten sich, warum so ein Pferd ohne Symptome in die Klinik gefahren würde, entschieden dann aber ihn auf Grund des schlechten Hämatokritwert doch aufzunehmen. Scheinbar kommt es wohl häufiger vor, dass sich eine solche Verlagerung durch die Hängerfahrt löst. Sie haben Raini dann auch eingehend rektal untersucht und haben dann noch einmal den Magen entleert und haben sich das angeschaut. Dann haben sie einmal ne große Menge Wasser in den Magen gefüllt wegen der Dehydrierung und einen Tropf angehängt. Sie wollten sich bei Komplikationen noch in der Nacht melden, sonst erst am Nächsten Tag nach einem Ultraschall und dem Anfüttern. Die Nacht konnte ich nicht schlafen, es kam aber kein Anruf. Auch das Arbeiten am nächsten Tag fiel schwer, bis der Anruf kam. Es war alles ok und wir können ihn abends schon abholen, dann gibt es auch ein Gespräch mit der Ärztin. Die Ärztin informierte uns, dass sie keine wirkliche Ursache finden konnten auch beim Ultraschall nicht, zwei Merkwürdigkeiten haben sie aber festgestellt, die nichts mit der Kolik zu tun hatte. Zum einen war Rainis Blase komplett voll, die mussten sie dann mit einem Katheder entleeren. Raini pinkelt nur da wo er sich zu Hause fühlt, das war uns auch schon mal aufgefallen. Sie sagte, dass so etwas schon sehr ungewöhnlich ist, aber sie haben auch keine körperliche Ursache für die volle Blase gefunden. Das zweite was auffiel war, dass Raini in den Behandlungsräumen so komisch gelaufen wäre, dass sie erst dachten es sei Ataxie, aber als er dann im Stall normal lief, konnten sie sich das erst nicht erklären, dann fiel ihnen aber auf, dass er nur auf dem Gummiboden komisch lief. Auch das kannten wir, Raini hat immer Probleme mit Böden die komisch aussehen. Er geht z.B. nicht über Gullies, die Rampe am Hänger ist ein Problem, wenn die Straße neu geteert wurde, die Pferdewaage usw. Er ist halt einfach komisch. Auch heute wissen wir nicht genau was das ist und ob das auch mit PSSM2 zu tun hat. Die Ärztin sagte uns, dass die Verlagerung wohlmöglich durch eine Krampfkolik ausgelöst wurde, da er diese ja häufiger hat. Eventuell hat er sich gewälzt und es hat sich dadurch verlagert. Dass er jetzt häufiger Krampfkoliken hat, kann mehrere Ursachen haben. Zum einen sagte sie dass am Vortag viele Koliken in die Klinik eingeliefert wurden und dass „Kolikwetter“ herrschte. Manche Pferde sind dann wohl anfällig für Koliken. Dann kann der Magen eine Ursache sein. Sie hatte jetzt auf den ersten Blick nicht den Eindruck dass er ein Magenpferd ist, aber letzten Endes kann da nur eine Gastroskopie Aufschluss geben. Wir sollten eine Futterberaterin kommen lassen, die alles mal anschaut und optimiert. Und wenn dann immer noch Koliken auftreten, sollte man mal eine Gastroskopie machen lassen. Wir sollten Fresspausen von mehr als 4h vermeiden und zusätzlich zu den 2 kg Heu die das Pferd um 19 bekommt noch mindestens ein 4kg Heunetz in die Box hängen. Generell sollte die Heumenge in Frage gestellt werden, die er bekommt (ca. 3x 2kg am Tag geschätzt). Dann muss auf ausreichend Bewegung geachtet werden, auch das kann Koliken bewirken. Und dann natürlich Stress. Auch die Sache mit der vollen Blase und dem komischen Laufen machte bei Ihr den Eindruck, dass er sich generell gerne stressen lässt. Das kann dann aber auch wieder Magen bedeuten. Das waren alle Infos und so haben wir den Raini dann wieder mit nach Hause genommen. Ich habe schon am gleichen Tag eine Tierheilpraktikerin, die auch Futterberatung durchführt, kontaktiert, sie wollte direkt in der Folgewoche kommen.

Die Tierheilpraktikerin hat Rain man einmal komplett gecheckt. Sie sagte auch das was die Ärztin in der Klinik meinte, dass er nicht wie ein Magenpferd wirken würde und auch nicht empfindlich in dem Bereich reagiert. Aber sie glaubt, dass er eines der Futtermittel nicht verträgt, da er auch ab und an Kotwasser hat. Dann kann er nicht alle Mineralien aufnehmen und das wiederum kann zu Koliken führen und auch zu seinem Stress. Denn auch sie hatte den Eindruck er wäre leicht zu stressen. Raini bekam bis dato Hafer und irgendein Mineral, an das ich mich nicht mehr erinnern kann. Sie empfahl uns ein getreidefreies Strukturmüsli und Magnolyth als Mineral. Natürlich alles langsam ein und ausschleichen und dann mal schauen, ob sich etwas ändert. Des Weiteren hat sie uns auch gesagt, dass das Pferd definitiv viel zu wenig Heu bekommt, eigentlich sollte er das Doppelte bekommen und unbedingt ein Heunetz über Nacht in die Box hängen. Das setzten wir beides direkt um. Der Stall hat dann von uns mehr Geld verlangt, was wir dann natürlich bezahlt haben. Alle anderen Pferde haben weiter so wenig Heu bekommen wie zuvor. Raini hat außerdem eine Akkupunkturbehandlung bekommen. Sie sagte uns aber auch, dass Koliken auch von zu wenig Bewegung herrühren kann. Pferde sind Bewegungstiere und ihre Verdauungsorgane sind darauf angelegt, dass das Pferd sich während des Fressens bewegt. Wenn ein Pferd in der Box gehalten wird ist das einfach nicht natürlich und kann Koliken hervorrufen. Des Weiteren ist das Pferd ein Herdentier und das Pferd einzeln in Boxen zu halten kann Stress bedeuten und auch das kann Koliken verursachen. Sie empfahl uns, dass wir uns mal umschauen ob für uns nicht eine Herdenhaltung im Offenstall in Frage kommt. Die Futterumstellung lief erst einmal gut und zunächst gab es keine weiteren Koliken. Das Kotwasser trat aber immer wieder auf. Wir haben dann nochmal beim Futter ein wenig Dinge ausprobiert. Es fiel aber generell auf, das Rain man immer schlanker wurde. Im Winter dann gab es wieder Tage an denen die Weide gesperrt war oder irgendetwas aufregendes passierte wie ein Tunier und schon hatte Raini wieder eine Krampfkolik. Lies sich wieder mit Buscopan behandeln. Mir klangen noch die Worte der Ärztin in der Klinik mit dem Magen im Ohr. Er hatte auch abgenommen und gähnte dann doch in meinen Augen häufig, leckte immer wieder die Metallstangen in der Box zum Nachbar ab und dann das Kotwasser. Unser Tierarzt meinte wir könnten ihn zur Gastroskopie wieder in die Klinik fahren, was für ihn aber sehr viel Stress bedeuten würde und er dürfte dann auch eine Nacht vorher nichts fressen, was dann natürlich auch wieder auf den Magen schlagen würde. Wir können auch mal mit Gastroguard behandeln und schauen, ob es sich bessert. Das haben wir gemacht. Gastroguard für 4 Wochen und dabei Pronutrin. Danach weiterhin Pronutrin. Mitten in der Behandlung hatte er wieder eine Krampfkolik. War aber deutlich weniger schlimm als die davor. Andere hätten eventuell nicht einmal den Tierarzt gerufen. Auffällig war aber, dass die letzten Koliken immer Montags auftraten und alle 4-5 Wochen. Nach der Gastroguardbehandlung hatte Rainman noch mehr abgenommen und er hat auch das Futter nicht mehr gerne genommen. Wir haben ihn dann erst einmal mit getreidefreiem Mash versucht aufzupäppeln. Dann bekam er zusätzlich zu seinem Futter noch Heucobs. Wir haben auf Anraten der Tierheilpraktikerin ein Blutbild machen lassen, weil das Gastro Guard auch auf die Leber gehen kann. Sie hat uns dann außerdem noch 3 homöopathische Kombinationsmittel zur subkutanen Verabreichung empfohlen, bei denen sie gute Erfahrungen mit Krampfkolik Pferden gemacht hat. Hier sollten wir dann jeweils eine Ampulle verwenden und je 1ml von jedem Mittel aufziehen, so dass sie sich in der Sprite vermischen und dann Subkutan spritzen (unter die Hau). Es bildet sich dann ein Depot unter der Haut. Man kann dann abwarten, ob sich was tut, das Ganze soll sich innerhalb 30 min lösen. Ansonsten natürlich den Tierarzt rufen. Wenn es sich gebessert hat, nach 2h nochmal spritzen. Es handelt sich um folgende Mittel: Nux Vomica -Injeel von Heel, was für den Magen und Darm gedacht ist. Dann Spascupreel von Heel, ein Mittel für den Darm, was krampflösende Wirkung haben soll. Und Carbo Vegetabilis Injeel von Heel, etwas für den Kreislauf, das aber auch für Magen-Darm hilf. 5 Wochen nach der letzten Kolik, die Gastroguard Behandlung war vorbei, wir fütterten noch Pronutrin, war dann mal wieder an einem Montag eine Kolik. Ich war gerade geritten und es war alles normal, stellte Raini in die Box und gab ihm sein heißgeliebtes Mash. Er fasste es nicht an, das war schon ungewöhnlich. Als ich erneut zu seiner Box kam, sah ich Scharr Spuren und er stand wieder apathisch in der Ecke. Ich holte ihn raus und Spritze die 3 Mittel und wir gingen wieder spazieren. Schon nach kurzer Zeit wollte er Grasen und sah auch nicht mehr so angespannt aus. Was ganz Neues. Ich führte ihn zurück zu seiner Box, hatte vergessen, dass sein Futter noch da drin saß. Zur Sicherheit entschied ich mich den Tierarzt zu rufen, sagte ihm aber nichts von den Homöopathischen Mitteln. Der Tierarzt kam nach ca. 15 min, konnte aber nichts mehr feststellen. Ich stellte da dann auch fest, dass er sein Mash inzwischen gefuttert hatte. Ich blieb die 2 Stunden und spritzte das Mittel danach wieder. Am nächsten Tag war es sehr auffällig, dass er sehr gut drauf war, kein Depri-Tag wie sonst immer nach Kolik & Buscupan. Das war dann seine letzte Kolik. Wir haben nie herausgefunden, was die Ursache war und warum immer Montags und immer nach 5 Wochen. Vermutlich hat ihn da irgendetwas gestresst. Es war inzwischen Sommer und wir haben uns da dann schon mit einem Stallwechsel beschäftigt. Anfangs haben wir Raini bei viel Stress oder extremen Wetterwechseln oder zu Beginn der Weidezeit immer vorsichtshalber die Mittel gespritzt. Aber das vielleicht so 7x. Irgendwann haben wir auch das eingestellt. Inzwischen ist Rain man fast 7 Jahre kolikfrei. Trotzdem vergisst man das Ganze nie. Wenn er mal scharrt, was er wirklich sehr selten tut, bin ich alarmiert. Wenn einer aus dem Stall anruft, bin ich alarmiert. Auch Koliken können PSSM2 Symptome sein. Leider hat er auch immer mal wieder Kotwasser. Wenn er Stress hat, dann bekommt er innerhalb von Minuten Kotwasser. Sein Magen und Darm sind also noch immer empfindlich. Vermutlich hat er nur jetzt im Offenstall eine andere Möglichkeit diesen abzubauen. So erkläre ich mir das Ganze.
