Samstag, 15. Juli 2023

Warum Akademische Bodenarbeit

Warum gerade die akademische Bodenarbeit nach Branderup? Ich selbst habe beim Neustart mit Rain man gemerkt, dass wir eine viel bessere Verbindung am Boden hatten und wir dort viel besser miteinander kommunizieren konnten. Er reagierte so fein auf alle meine kleinsten Hilfen und war immer super konzentriert und gab auch immer 100%. Daher wollten wir ihm die Basis erst am Boden erklären. Was mir bei den Akademikern besonders gut gefällt ist, dass die Bodenarbeit keine Nebensache ist, sondern mindestens so wichtig wie das Reiten selbst. Marius Schneider hat mit Aramis mindestens ein Pferd, dass er gar nicht reitet, sondern nur am Boden arbeitet und der kann die hohen Lektionen alle. Außerdem haben die Akademiker einen Fokus auf die Gesunderhaltung des Pferdes, es muss erst eine Tragkraft entwickelt werden, bevor man sich drauf setzt, das Pferd wird durch die Lektionen und Aufgaben mehr und mehr darin geschult, seine Kraft aus der Hinterhand zu nehmen, an statt sich mit der Schulter zu ziehen. Es wird immer nach der Balance gesucht, im Pferd und auch zwischen Pferd und Mensch. Die Lektionen sollen nicht spektakulär aussehen, wie bei den Traversalen die man so oft im TV sieht, sondern sie sollen die Gelenke schonen. Es wird alles in kleinen Schritten und über einen längeren Zeitraum aufgebaut, so wie es zu dem Paar passt. Dass man alles erst im Schritt oder gar im Stand ausprobiert, hat uns sehr geholfen, insbesondere auch in den schwierigen Phasen, im Winter oder in einem Schub. Das Pferd wir in alle Aufgaben mit einbezogen und nach Lösungsvorschlägen befragt, es macht nie einen Fehler. Insbesondere das passte gut zu uns, wo Rain man doch ein kleiner Perfektionist ist. 

Wir haben also erst einmal am Boden angefangen und Rain man erst einmal versucht gerade zu bekommen so dass er auf einer Bahn läuft. Das erscheint vielleicht erst einmal komisch, aber Rain man war anfangs nicht in der Lage einen Huf vor den anderen zu setzen. Er klebte mit der äußeren Schulter oft an der Bande und driftete mit der inneren Hinterhand gerne mal in die Bahn. Generell haben wir erst einmal geübt, Vorhand und Hinterhand gezielt anzusprechen und ihm die Hilfen erklärt (innerer & äußerer Schenkel & Zügel). Wir haben das Ganze erst einmal im Stand geübt und dann im Schritt. Man muss hier erwähnen, dass Raini eher hypermobil ist, im Stehen kann er sich wie eine Schlange hin und her bewegen. Da muss man wirklich aufpassen, Hilfen nur minimal zu geben und auch bei Korrekturen sehr vorsichtig zu sein. Wie haben uns da aber mit der Zeit gut aufeinander abgestimmt. Bei ihm war auch immer das Lösen ein Thema. Wir haben hier erst einmal versucht ihn in der Tiefe zu arbeiten, natürlich immer vor der Senkrechten. Später haben wir das Ganze dann wieder hoch korrigiert. 




Ich weiß dass man sich, wenn man akademisch arbeitet, immer fragt, ob man überhaupt irgendwann ans Ziel kommt, wenn man wochenlang nur im Stand/Schritt an Kleinigkeiten arbeitet. Aber es ist erstaunlich was für Fortschritte man irgendwann erreicht, ohne es zu merken. Wir haben während eines Schubs mit Rain mal 3 Monate lang nur im Schritt und im Stand gearbeitet und als dann mal die Osteo da war, ist er auf einmal so schön galoppiert wie nie zuvor, richtig Bergauf und versammelt. Man muss da ein wenig Vertrauen in die Arbeit haben. Sie heißt nicht umsonst Kunst. Man muss es sich wirklich zeitaufwendig erarbeiten und kann es nicht schnell schnell machen.

Das erstaunlichste ist aber, dass wir Rain man mit dieser Arbeit nicht nur für die Arbeit unter dem Reiter vorbereitet haben. Seitdem wir akademisch Arbeiten wird dieses Pferd auf einmal ein richtiges Pferd. Er richtet sich auf und schreitet richtig stolz und das nimmt er mit in die Herde. Mehr und mehr ist er im Rang aufgestiegen und ist nun einer der Chefs. Er geht auch jetzt in der Herde gerade und schlurft nicht mehr, das ein oder andere Mal habe ich ihn auch schon den spanischen Schritt gesehen, als er einen andern Wallach imponieren wollte. Und auch dem Menschen gegenüber ist er aufgetaut, er hat einfach sehr viel Selbstbewusstsein bekommen. Und wir sind nicht die einzigen denen es so ergeht. 

Wir arbeiten inzwischen auch mit Fabi akademisch und gerade einem jungen Pferd, das noch nicht ausgewachsen ist, hilft diese sanfte, pferdefreundliche Ausbildungsweise enorm. Man hat nicht in einem Jahr ein Pferd mit dem man eine L-Dressur gewinnt, aber man hat so eher lange etwas von seinem Pferd.

Mittwoch, 12. Juli 2023

Fabelhafte - AKU die Zweite

 Auf Grund der AKU bei Fürsti war ich mega aufgeregt vor Fabis AKU. Das Theater mit der AKU von Fürsti, habe ich hier beschrieben. Ich hatte sogar zwei Tage Tinitus, so sehr hatte mich das Ganze gestresst. Meistens gibt es ja Dinge, die man in einer AKU findet, aber bei Fürsti haben wir ja erlebt, dass es auch Dinge gibt, die dazu führen dass man das Pferd nicht kauft. Eigentlich dient eine AKU ja auch eher dazu Pferde vom Kauf auszuschließen. Eine bestandene AKU heißt im Umkehrschluss nicht, dass man ein gesundes Pferd kauft, man untersucht schließlich nicht alles. Hinzu kam, dass der Tierarzt, den wir eigentlich haben wollten, der auch bei Fürsti die AKU gemacht hatte, der hatte wenig keinen Termin mehr frei. Wir mussten also eine andere Tierarztpraxis nehmen. Der Tierarzt empfahl uns eine Praxis, mit der wir dann den Termin vereinbart hatten. Die Röntgenbilder hatten wir telefonisch schon vorab mit der Tierärztin besprochen. Die sagte da wäre jetzt nichts gravierendes. Sie würde aber bei zwei Gelenken nochmal aus einem anderen Winkel röntgen, der Vollständigkeit halber. Es kamen zwei Tierärzte, eine Orthopädin und eine Allgemeinmedizinerin und das wirkte schon sehr professionell was die zwei machten. Fabi war wieder sehr ruhig und lieb, was auch den beiden Tierärzten auffiel. Wir hatten auf Grund ihrer ruhigen Art beim ersten Besuch schon überlegt, ob wir eine Blutprobe nehmen würden, aber wir waren ja zwischenzeitlich auch unangekündigt da gewesen und auch da war sie sehr lieb und ruhig gewesen. Also entschieden wir uns gegen eine Blutprobe. Bis auf ein Überbein und irgendwelche Kleinigkeiten, die mir gar nicht mehr einfallen war die AKU einwandfrei. Auch der Rücken  und die zusätzlichen Bilder der Beine waren ohne Befund. In dem Moment fiel alles von mir ab und auch der Tinitus war plötzlich weg. Nun hatten wir endlich unser zweites Pferd. 

Wir zahlten den Rest des Kaufpreis und machten ab, dass Fabi am Samstag 2 Wochen später abgeholt würde. So hatten wir noch Zeit alles am Stall zu Regeln, Termin mit dem Sattler und alles mögliche andere zu Regeln. Der Hufschmied würde in der Zeit auch hinten die Eisen abnehmen. Mit unserer Hufbearbeiterin hatten wir abgemacht, dass wir die Eisen vorne für die ersten 4 Wochen drauf lassen würden und dass sie die dann bei der ersten Bearbeitung runter nehmen würde. In den 2 Wochen hatte Daniel bei der Besitzerin Unterricht, Fabi hatte Beritt und wir sind mit ihr etwas spazieren gegangen. So hatten wir auch noch ein wenig Zeit sie kennen zu lernen und sie konnte uns kennen lernen, bevor sie ins neue zu Hause kommt. Dann passiert nicht alles auf einmal. 


Zwei Wochen später holten wir sie dann zusammen mit Freunden ab. Sie wartete in einer Box und schaute durch ein Fenster in den Hof und wieherte als sie uns sah. Das war doch ein gutes Zeichen. Das Verladen ging relativ einfach. Der Hufschmied war morgens noch dagewesen und hatte hinten die Eisen abgenommen und vorne neue drauf gemacht. Und dann ging es zu uns in den Offenstall. Die Pferde waren zu dem Zeitpunkt gerade auf der Sommerweide und mit Grasen beschäftigt und hatten kaum Zeit sich um ein neues Pferd zu ärgern. Also die beste Zeit ein neues Pferd zu integrieren. Nur ein paar Wallache interessierten sich für die neue, junge Lady, die natürlich gleich rossig wurde. Raini haben wir Fabi gleich vorgestellt, er war aber nicht wirklich amused und hat gleich die Ohren angelegt und rein gebissen. Dass er extrem unter dem zweiten Pferd leiden würde, hätten wir da noch nicht gedacht.



Dienstag, 11. Juli 2023

Futteterberatung Rain man

Wie schon hier beschrieben, führte die erste Futterumstellung nicht wirklich zum Erfolg, eher im Gegenteil, es kamen noch weitere Probleme hinzu, wie z.B. Hautprobleme. Raini ist mit Futter eh etwas schwierig, weil er immer sehr empfindlich mit dem Darm reagiert und Kotwasser und Durchfall bekommt. Wir hatten schon alles an Zusatzfutter gegen Kotwasser durch, es hat nie etwas geholfen. 

Weil ich es zu schwierig fand mit dem Futter, haben wir eine unabhängige Futterberatung bei Raini durchführen lassen und das hat mega viel gebracht. Wir sind auch jetzt noch immer in regelmäßigen Kontakt und werden auch weiter beraten, wenn es einer Anpassung bedarf (Umstellung auf Weide usw.). Unsere Futterberaterin hat zu Beginn eine Anamnese beim Raini gemacht, hat ihn sich angeschaut, abgetastet und in Bewegung angeschaut. Hat sich die Äppel und sein Futter angeschaut, den Stall und hat such alles mögliche über Ihn erzählen lassen, das Ganze hat bestimmt 2h gedauert. Dann haben wir noch Blutbilder geschickt, ebenso Fotos und Videos von ihm früher. Man muss sagen, dass die Dame an dem Tag in der Halle auch noch Raini von seiner sensiblen Seite erleben durfte. Es wurde ein Pferd auf eher strenge weise und laut mit sehr viel Gerteneinsatz im "Piaffieren" trainiert, das Pferd war dabei ausgebunden. Das ist etwas, das weder ich gerne sehe und mich unwohl fühle aber auch Raini gar nicht gerne sieht. Das war aber vermutlich gar nicht so schlecht, dass sie sich mal ein Bild von seinem Nervenkostüm machen konnte.

Generell hat die Futterberatung bei Raini auch einen empfindlichen Magen & Darm festgestellt und er war auch etwas empfindlich in der Niere und Leber. Des Weiteren, aber das ist ja typisch PSSM2 und er kam gerade aus seinem ersten Schub, hinten deutlich weniger bemuskelt als vorne. Er läuft noch zu sehr auf der Vorhand und zu verhalten hinten. Sie hat uns Trainingstipps gegeben, die aber in etwa das widerspiegeln, was wir mit Rain man eh machen, daher werde ich hier nicht darauf eingehen. 

Das Futter haben wir natürlich ganz langsam umgestellt und das hat sich alles mit den Kuren und dem ganzen über ein halbes Jahr gezogen. Rain man bekommt nun zwei Rationen, eine vor der Bewegung und eine danach. Vor der Bewegung gibt es eine Art Schlonzi, das ist gut für Magen und Darm. Vorab können wir dann auch die für die Bewegung notwendigen Zusatzstoffe wie Magnesium und Vitamin E verabreichen, das ganze wird eingeweicht, ca. 15-20 min während wir ihn von der Weide holen und dann frisst er es vor dem Putzen und damit so ca. 45 min vor dem Warm machen. Ich werde hier nicht die genaue Mengenangaben aufschreiben, weil die sind zum einen spezifisch für das jeweilige Pferd und dem Raufutterangebot und werden auch regelmäßig angepasst entsprechend Raufutteranalyse und Blutanalyse bzw. Jahreszeit und Bewegungspensum. Aber zumindest die Zusammensetzung werde ich hier listen, die spezifisch für unser n/pX & n/P2 ist:

Futter vor der Bewegung:

  • Pavo Speedybeets 
  • Goldleinsamen von Louven
  • Magnesium Malat von Drebivet
  • Vitamin E von Horseflex (das Pulver)
  • Hanföl von Urkraft
Futter nach der Bewegung:
  • Marstall Getreidefrei-Mix
  • Marstall Bergwiesen Mash (nur sehr wenig, für den Geschmack)
  • Maroske Komplex 711
  • Masterhorse Mono Mangan
  • Masterhorse Vitamin B Komplex
  • Aminosäurekomplex von Horseflex
  • Bulk Erbsenprotein Isolat.

Bei Fellwechsel füttern wir dann gerne nochmal Monozink von Masterhorse hinzu. Das sollte man aber nicht parallel zum Mangan geben. Entweder wechselt man dann tageweise oder man gibt eines in das Vorfutter und eines dann nach der Bewegung. Das Futter frisst Rain man wirklich gerne und es tut ihm auch gut. Einen großen Unterschied hat das Comples 711 Mineralfutter gemacht sowie die Aminosäuren. Vitamin E ist so eine Sache. Von dem von Hyppolyt hatten wir nichts bemerkt und bei dem von Horseflex kann er schon mal crazy werden, wenn es zu viel ist. Wenn man es weglässt, dann wird er auch wieder etwas verspannter, man muss das gut ausbalancieren. Aber es hat jetzt nicht den mega Durchbruch gebracht, den manche so berichten. Viel bringt auch das Schlonzi, denn den ersten Winter nach der Futterumstellung hatte Rain man kaum Kotwasser. Das war ganz neu, hatten wir gerade im Winter immer wieder mit Kotwasser zu kämpfen. Auch jetzt bekommt er Kotwasser, wenn er sich sehr aufregt z.B. oder es Futterwechsel gibt wie z.B. neues Raufutter z.B. oder beim abgrasen, neue Weide, starke Wetterschwankung usw. Wenn er durch Futterwechsel wieder Kotwasser bekommt, füttern wir für eine Zeit das Equizeolon von PerNaturam dazu. Das hilft dann meist. 
Sicherlich gibt es noch die ein oder andere Sache die ich mal ausprobieren würde aber da er aktuell wirklich gut drauf ist, habe ich gerade keinen Anlass etwas am Futter anzupassen. 
Da es wirklich viele Pülverchen sind, bereiten wir das Futter 1x die Woche vor. Mehr macht keinen Sinn, damit man auch kurzfristig noch Dinge anpassen kann falls notwendig. Wir mischen die Zusätze in kleine Dosen von Ikea und nehmen die mit an den Stall. Das Müsli, was natürlich in größeren Mengen dazu kommt sowie das Öl mischen wir dann erst kurz vorher drunter und beides wird dann eingeweicht. 


*Dieser Post enthält Werbung, da ich die genaue Bezeichnung und die Herstellernamen der Futter benenne*

Futteranpassung die erste

Nach dem Ergebnis des PSSM2 Test habe ich erst einmal ein Webinar zur Fütterung besucht und viel in Facebook Gruppen gesucht und auch einiges gelesen. Mir war schnell klar, dass es nicht das perfekte Futtermittel für die Pferde gibt, nicht einmal für Pferde mit der gleichen Kombination, sondern dass es viel Probieren ist. Wir haben es daher wie viele andere gemacht und einfach rum probiert. Da Rain man zu der Zeit eher ein wenig zu viel auf den Rippen hatte und ja auch gerne mal schlechtere Leberwerte zeigt seitdem er einmal eine Lebervergiftung hatte, haben wir es mit den Proteinen eher gering gehalten. 

Raini ist ja wie beschrieben n/P2 & n/Px und wir haben veruscht das Futter darauf abzustimmen. Wir machen regelmäßig Blutanalysen um die Fütterung zu überprüfen.

Zu dem Zeitpunkt als der Test kam, hatte Rain man als Futter von Agrobs die Haferwiese, ca. 200g und 200g Heucobs von Agrobs, dazu hat er von Natural Horsecare das Mineral Plus seinen halben Becher (50g). Das war es auch schon. Wir haben dann zunächst einmal die Haferwiese gegen Marstall getreidefrei gewechselt und die Heucobs gegen Proteinflakes. Das war sozusagen das Grundfutter, jeweils ca. 200g.

Als Mineralfutter hat er 200g WES Bodyguard erhalten. Das haben wir mit eingeweicht, sonst hat er das nicht genommen. Dann haben wir außerdem noch ca. 100 g Sojaschrot gefüttert. Dazu kamen dann nach und nach das Mono Mangan von Masterhorse (2 Becher bzw. 40 g), Vitamin B Komplex von Masterhorse  (2 Becher bzw. 40 g) und das Magnesium Malat von Debrivet (1/2 Messlöffel bzw. 8g). Dazu gab es 20 ml Leinöl. Später kam dann noch das Nano Shot vitamin E von Hyppolyt ca. 5ml. 

Bei der Futterumstellung haben wir nicht super viel gemerkt zu Beginn. Eventuell wurde es etwas besser, vermutlich durch Mangan und Magnesium aber dann kam Rain mans Muskelfaserriss und auch gleich der erste Schub und da war es sehr schwer irgendetwas von der Fütterung zu bemerken. Er hatte außerdem viel Kotwasser (das hatte er aber früher auch immer mal wieder) und dann irgendwann auch noch ein Regenekzem. Irgendwann hat er dann auch aufgehört das Wes und das Soja zu fressen. Wir schlossen daraus dass er das Soja nicht verträgt und haben dann erst einmal das Wes Bodyguard durch das Maroske Complex 711 substituiert und das Soja einfach weggelassen. Dann wurde es in jedem Fall schon etwas besser und er schien das Futter auch viel besser zu mögen. Dann war ich aber ehrlich gesagt doch schon müde vom rum probieren und habe mich an eine PSSM2 erfahrene. unabhängige Futterberaterin gewandt, die ganzheitlich arbeitet und uns sehr geholfen hat. Das werde ich in einem zweiten Beitrag berichten.

Zwei Dinge habe ich bei der PSSM2 Futter Umstellung gemerkt: Ja, es gibt Dinge die merkt man vielleicht schnell, vielleicht auch nur bei manchen Pferden, bei uns hat es aber wirklich länger gedauert. Man muss also nicht unbedingt schon nach 2 Tagen mit Ergebnissen rechnen. Und es macht wirklich Sinn, sich eine Futterberatung zu suchen, die sich mit PSSM2 auskennt. die können auch den Bedarf eines Offenstall mit Heu ad. Libidum berechnen für das spezifische Heu und Gras, das die Pferde fressen und kann einem dann auch bei spezifischen Problemen wie Kotwasser, einem Schub, anweiden, schlechten Leberwerten usw. aushelfen. Und nicht wundern, eine gute Beratung die ganzheitlich und unabhängig ist kostet viel Geld, aber ich finde sie ist es wert.


*Dieser Post enthält Werbung, da ich die genaue Bezeichnung und die Herstellernamen der Futter benenne*

Px - Die etwas spezielle Variante

Überall wo man etwas über pX liest, erscheint diese Variante/Mutation etwas besonderes zu sein. Einmal wird diese Mutation mit der Erkrankung Recurrent Exertional Rhabdomylysis (RER), was als Symptom Kreuzverschläge aufweist, assoziiert. Die pX Mutation erscheint im CACNA2D3 Gen, ist aber eine Stille Mutation, das heißt die Aminosäuresequenz bleibt gleich wie beim Wilttyp. Im Codon 525 ist die Base Guanin durch Adenin substituiert, sowohl GCG als auch GCA kodieren für die Aminosäure Alanin.
Das zu kodierende Protein, alpha(2)delta Untereinheit, ist ein regulatorischer Teil des transmembranen Calciumkanal. Der Kanal reguliert den Calcium Transport in Zellen basierend auf neuronale Signalen. Die  Mutation führt bei pX also nicht zu einer Veränderung des Proteins und der Struktur der Muskeln. Stille Mutationen können einen Einfluss haben auf das Splicing, also das Abtrennen der Introns von den Exons (hier ein kleiner Genetischer Exkurs) und damit auch auf die Proteinexpression, also die Synthese des relevanten Proteins. Es wird vermutet dass die pX Mutation allein nicht unbedingt eine Auswirkung hat und noch weitere Mutationen im Komplex vorhanden sein müssen um einen Phänotyp (Symptome) zu entwickeln. Daher wird häufig vermutet das pX die anderen Varianten, wie p2 z.B., verstärkt.
Generell wird beobachtet dass pX Pferde mehr ein nervliches Problem haben, sie sind schreckhaft, vor allem bei Veränderungen, sie haben eine sehr kurze Zündschnur und fahren oft von 0 auf 180 hoch ohne irgendeinem erkennbaren Grund. Sie setzen ihre nervliche Anspannung dann aber auch sehr schnell in eine muskuläre Anspannung um. Raini ist typisch pX, er ist sehr schreckhaft, insbesondere bei Geräuschen und lässt sich auch nicht mehr beruhigen. Man sieht das dann daran, dass er riesig wirkt, Kopf geht ganz hoch, Ohren vor, alle Muskeln anspannt und dann teilweise auch anfängt an den Muskeln zu zittern. Auf den beiden Bildern sieht man Rain mans typische Haltung bei einem "merkwürdigen" Geräusch und bei beiden Bildern ist er nicht auf 180 und zittert nicht. Es geht also noch schlimmer. Oft faucht er dabei auch laut. 



Und er hat das nicht nur bei Geräuschen auch z.B. Böden, die komisch aussehen, wie z.B. Lichtreflektionen oder Schatten, Folie, Gullies usw. lassen ihn eskalieren. Er ist aber trotzdem sehr kooperativ, möchte arbeiten und ist Perfektionist. Wie  sein Name vermuten lässt hat er autistische Züge. Er braucht absolute Routine und wir haben auch gemerkt dass er ein "Einpersonenpferd" ist. Druck hilft bei ihm gar nicht und führt nur zu noch mehr Stress. Letzten Endes ist Raini dann aber eher in sich gekehrt und blockiert komplett. Er legt dann die Handbremse ein und ist komplett untertourig unterwegs oder eben "eingefroren" und reagiert gar nicht.
Bei der Fütterung sollte bei pX darauf geachtet werden, dass Calcium niedrig ist, da die Ursache ja im Bereich des Calciumkanals liegt. Das kann man unter anderem durch hohe Zugaben von z.B. Mangan erreichen. Man sagt auch, dass Luzerne gerade bei pX Pferden ein Problem sein kann. Des Weiteren sollten B-Vitamine und Magnesium für die Nerven gefüttert werden. 



P2 - Myotillin

n/P2 ist eine der beiden Mutationen von Rainman. Bei n/P2 ist das MYOT Gen betroffen, bei dem die Base Adenin (A) zu Guanin (G) mutiert ist bei Codon 232. Dies führt bei dem Protein das dieses Gen kodiert, Myotillin, zu einem Austausch der Aminosäure Serin zu Prolin.
Schaut man sich die beiden Aminosäuren an, sieht man schon sehr große unterschiede. Prolin ist deutlich größer und durch den Ring auch sehr rigide. Serin hingegen ist kleiner und flexibler. Außerdem weist Serin eine OH-Gruppe auf, die sowohl elektronisch andere Eigenschaften hat als die reinen Kohlenstoffreste im Prolin, aber die OH-Gruppe geht auch gerne Bindungen zu anderen Gruppen ein, was der Ring im Prolin weniger macht. 




Strukturformel der Aminosäure Serin von NEUROtiker - Eigenes Werk, Gemeinfrei: Original



Strukturformel der Aminosäure Prolin von NEUROtiker - Eigenes Werk, Gemeinfrei: Original


Myotillin ist ein Muskelprotein und Teil des Sarkomers. Es bindet an die Z-Scheibe aber auch an Aktin und ist damit für die Muskelstruktur und ihre Funktion wie die Kontraktion verantwortlich. Das Serin, was zu Protlin mutiert ist bei der P2 Mutante befindet sich in der hoch variablen N-terminalen Region. Was genau diese Mutation beim Pferd verursacht ist nicht bekannt, aber beim Menschen und bei Versuchen in Mäusen verursacht eine vergleichbare Mutation ein Verlust von Muskelstruktur und dadurch auch eine Einschränkung in der Muskulatur [1][2]. Daher kann davon ausgegangen werden, dass auch bei Pferden, die diese Genmutation tragen eine Schwächung der Muskulatur auftreten kann, vor allem wenn äußere Umstände dies begünstigen wie zum Beispiel eine Verletzung, Stress, Futter usw. Eine Schwächung ist vermutlich wahrscheinlicher bei einer homozygoten Variante aber auch wenn noch andere Muskulatur-schwächende Faktoren wie z.B. eine weitere PSSM2 Variante, vorliegen. Aber auch das ist wissenschaftlich noch nicht belegt. 


Schematische Darstellung des humanen Myotillin Proteins von Pleiotrope: Original

Bei der Fütterung von P2 ist ein hoher Proteingehalt bzw. vor allem die drei Aminosäuren Methionin, Threonin und Lysin wichtig. Des Weiteren brauchen die Pferde viel Mangan. Vitamin E kann helfen, muss es aber nicht. Wir füttern es zu, sehen mal Effekte und mal nicht. 


[1]Garvey SM, et al. (2006). "Transgenic mice expressing the myotilin T57I mutation unite the pathology associated with LGMD1A and MFM"Hum Mol Genet15 (15): 2348–62.
[2]: Selcen D (Mar 2011). "Myofibrillar myopathies"Neuromuscular Disorders21 (3): 161–71.

Sonntag, 9. Juli 2023

Liberty

Wir haben mit Raini sehr schnell angefangen line-free am Boden zu arbeiten. Raini ist sehr fein in der Kommunikation, manchmal habe ich das Gefühl er kann meine Gedanken lesen. Da lag die Linerty Arbeit nahe. Zum anderen gab diese Form der Arbeit Rain man noch mehr Entscheidungsfreiheit, was ihm sehr gut gefiel. Er hatte immer die Chance zu gehen, was er tatsächlich nur sehr selten mal gemacht hat. Ich musste bei dieser Teamarbeit nochmal mehr Präzision in der Hilfengebung lernen, fehlte ja jetzt die Möglichkeit etwas am kappzaum zu korrigieren. Man lernt aber so auch wieder mehr mit Körpersprache zu kommunizieren. Es machte uns beiden sehr viel Spaß und es war lange Zeit Rainis Lieblingsdisziplin. Wir hatten hier auch ganz interessante Momente. Zum Beispiel sagte Melli einmal zu mir, ich müsste atmen. Erst da merkte ich, dass ich länger die Luft angehalten hatte und Raini schnaubte sofort ab und lief viel lockerer. Als ich Melli fragte woher sie das wusste, sagte sie dass Raini das zeigt weil er dann verspannt. Mein Pferd registriert offenbar ob ich atme, während ich neben ihm her laufe und reagiert so, dass ein außenstehender es sieht. 


Unsere ersten Übungen war das Bewegen von Vor- und Hinterhand. Dann kam das Folgen, also ich laufe rückwärts vor ihm her. Dann haben wir das nebenher laufen geübt und dann auch in allen Gangarten. Raini blüht richtig auf in der Freiarbeit. Er ist mega entspannt und aber gleichzeitig hoch konzentriert. Er hat richtig Spaß und freut sich über jede Aufgabe die er zu unserer Zufriedenheit löst und er scheint richtig stolz zu sein bei jedem Lob das er bekommt. Sein Blick ist ein komplett anderer und auch seine ganze Körperspannung und sein Ausdruck. Er ist in der Bodenarbeit und speziell in der Freiarbeit ein ganz anderes Pferd. 




Mit der Freiarbeit zu unserem Beginn der Bodenarbeit anzufangen erscheint ungewöhnlich. Aber für Rain man war es der beste weg. Er hatte so immer die Freiheit "Nein" zu sagen oder weg zu gehen und das war etwas das er überhaupt nicht kannte und ich denke das hat ihm letzten Endes das Vertrauen in uns und in den Menschen im Allgemeinen wieder gegeben.
Wir haben dann irgendwann mit der akademischen Bodenarbeit angefangen und das auch erst einmal am Kappzaum. Aber immer wenn er eine Lektion verstanden hat, erarbeiten wir uns die auch wieder im Liberty. Inzwischen arbeitet er am Kappzaum oder auch Liberty gerne, er liebt beides. 
Ich kann jedem empfehlen einmal Liberty zu probieren, es ist das ehrlichste Feedback, dass einem der Partner Pferd geben kann. Und in meinen Augen ist es einfach toll, wenn das Pferd einfach durch die Bewegung meiner Hüfte ein Kruppe herein anbietet. Manche Kommunikationsschwierigkeiten mit dem Pferd zeigen sich auch erst im Liberty und lassen sich da dann einfacher lösen.

Mittwoch, 5. Juli 2023

Kurzer Genetik Exkurs

Ich muss zugeben, dass für mich die Genetik oder Molekularbiologie immer das nervigste am Studium war, irgendwie hat es mich nie interessiert. Ich musste im Labor auch molekularbiologisch Arbeiten und habe PCR durchgeführt und auch Gensequenzierungen gemacht, war aber letzten Endes immer nur das Werkzeug um Proteine zu erzeugen. Als Chemiker fehlt einem da vielleicht auch ein bisschen die Basis. Um es kurz zu machen: Ich bin also nicht der große Genetiker. Dennoch glaube ich, dass ein wenig Wissen über Genetik notwendig ist, um PSSM2 zu verstehen und ich möchte es Euch möglichst einfach vermitteln:

Proteine übernehmen wichtige Funktionen im Organismus: Enzyme sind zum Beispiel Proteine, sie Katalysieren wichtige chemische Vorgänge im Körper wie zum Beispiel bei der Verdauung und der Spaltung der Nahrung in wichtige Bausteine und Energie. Es gibt auch Signalproteine wie Hormone, die Vorgänge im Körper regulieren. Antikörper im Immunsystem sind ebenfalls Proteine. Und ein Großteil der Proteine sind Strukturproteine wie zum Beispiel im Muskel: Myosin und Actin zum Beispiel sind maßgeblich an der Bewegung der Muskulatur beteiligt. Proteine sind aus Aminosäuren aufgebaut. Es gibt hauptsächlich 20 Aminosäuren aus denen alle Proteine aufgebaut sind. Bei der Synthese der Proteinen wird eine Aminosäure an die nächste gehängt. Die meisten Proteine bestehen aus 100-500 Aminosäuren, aber es gibt auch welche die aus 1000 Aminosäuren aufgebaut sind. Aber woher weiß eine Zelle welche Aminosäuresequenz ein bestimmtes Protein besitzt? Da kommt die DNA bzw. das Erbgut ins Spiel. Sie ist sozusagen die Bauanleitung für Proteine. Jede Zelle hat im Zellkern die DNA und somit die Bauanleitung für die Proteine gespeichert. Der Code der DNA wird dann in den Aminosäure Code des Proteins übersetzt, das nennt man die Translation. Das Ganze ist etwas komplizierter, da die DNA selbst nicht direkt zur Proteinsysnthese verwendet wird, sondern zunächst in RNA umgewandelt wird, da die DNA den Zellkern nicht verlassen kann, aber das wäre jetzt zu kompliziert, daher lassen wir den Schritt mal weg. Es gibt insgesamt 4 Basen aus denen die DNA aufgebaut ist. Ein Code aus 3 Basen ergibt immer eine Aminosäure. Man nennt die drei Basen, die eine Aminosäure vorgeben, ein Codon. Insgesamt gibt es 61 Codons für die 20 Aminosäuren, eine Aminosäure wird also meist von mehr als einem Codon vorgeben. Außer die Aminosäure Metheonin, die wird nur von einem Codon kodiert. Diese Aminosäure ist gleichzeitig das Start Codon. Sie zeigt an, dass hier ein Protein anfängt. Dann gibt es noch drei Stopcodons, also die Sequenz die vorgibt, dass das Ende eines Proteins erreicht ist. Und das ist es auch fast schon. Aus der DNA Blaupause wird somit das Protein gebaut. Ist nun aber ein Fehler in der DNA Sequenz, kann das auch ein Fehler in der Proteinsequenz bedeuten. Und da kommen wir nun zum PSSM2. Es ist eine Generkrankung, die durch eine bestimmte Mutation in der DNA verursacht wird. Man muss an dieser Stelle wissen dass es drei verschiedene Mutationen gibt: Es gibt Mutationen im nicht kodierenden Bereich. Nicht die gesamte DNA ist eine Blaupause für Proteine, es gibt auch Teile der DNA, und das sind mehr als 50% die keine Proteinsequenz vorgibt. Das sind die sogenannten Introns. Die genaue Funktion der Introns ist noch nicht bekannt, mir zumindest nicht :-). Die Protein kodierenden Sequenzen sind die sogenannten Exons. Da de Funktion der Introns noch nicht voll verstanden sind, kann man auch nicht wirklich etwas zu Mutationen in dem Bereich sagen. Dann gibt es noch Mutationen in den Exons, die zwei unterschiedliche Konsequenz haben: Eine Mutation einer einzigen Base können dazu führen, dass in dem Protein eine andere Aminosäure eingebaut wird als eigentlich vorgesehen. Das kann erhebliche Auswirkungen haben. Die 20 Aminosäuren sind alle unterschiedlich aufgebaut, sie haben unterschiedliche chemische und elektrochemische Eigenschaften und sind auch unterschiedlich groß und Sperrig. Die Sequenz der Aminosäureabfolge gibt nicht nur die Struktur des Gesamtproteins vor, sondern auch die Interaktion mit anderen Proteinen oder sonstigen Bestandteilen einer Zelle. Bei einem Enzym kann es zum kompletten Verlust der Funktion führen. Bei einem Hormon kann es zum Bindungsverlust an die Rezeptoren führen, was eine Signalweiterleitung verhindert. Bei Strukturproteinen kann es zum Verlust der Struktur kommen. Und dann gibt es noch die Stille Mutation: Wie oben erwähnt gibt es verschiedene Codons, die alle eine Aminosäure kodieren (bis zu vier). Es kann also auch sein, dass eine Base durch eine andere ausgetauscht (mutiert) wurde, die Aminosäure bleibt aber die gleiche. Bei einer stillen Mutation ist die Konsequenz nicht immer bekannt, in einigen Fällen führt eine solche Mutation zu einer Veränderung in der Regulation der Translation des jeweiligen Proteins, also die Häufigkeit in der es hergestellt wird. 

Das ist erst einmal das wichtigste, was man wissen muss um die Genetik hinter PSSM2 zu verstehen.

Abbildung der Code-Sonne, In bunt von innen nach außen gelesen, die Codons bestehend aus jeweils 3 Basen (jede Base dargestellt durch einen Buchstaben, G, A, U und C). Außen in grau die jeweilige Aminosäure die aus dem Codon erstellt wird, dargestellt im Dreibuschstaben Code. Start und Stopcodons sind angezeigt. Quelle: Mouagip.