Montag, 16. Juni 2025

Was ist IMMK?

Was genau ist eine IMMK? Die Abkürzung steht für Immune-Mediated Keratitis, eine durch das Immunsystem ausgelöste Entzündung der Hornhaut, sie ist somit nicht infektiös. Die IMMK ist meist durch eine Trübung im Auge erkennbar. Manchmal entstehen Einsprossungen, also Blutgefäße die zur Hornhaut verlaufen, manchmal aber auch nicht. Die IMMK ist meist nicht schmerzhaft und es gibt auch häufig wenig Entzündungsanzeichen wie tränende Augen, oder Schwellungen. Auch die Sicht muss nicht immer von der IMMK betroffen sein. In den meisten Fällen tritt die IMMK unilateral auf, also betrifft nur ein Auge, kann aber auch bilateral sein. Häufig sind es wiederkehrende Symptome in Schüben. 



Die genaue Ursache der IMMK ist gar nicht wirklich bekannt und vermutlich sind verschiedene Krankheitsprozesse beteiligt, daher spricht man auch von einem Syndrom. Ausschlaggebend ist eine Reaktion des Immunsystems ohne eine Anwesenheit von infektiösen Antigenen wie Bakterien oder Pilzen oder ähnliches. Es gibt teilweise die Vermutung dass EHV2/5 ein Auslöser sein könnte aber das ist umstritten. Zumindest für die Schübe. Also es gibt eine Reaktion des Immunsystems ohne dass es ein pathogen gibt und oft helfen Immunsuppressiva. Theorien zur Ursache habe ich hier etwas genauer beschrieben. Wichtig für eine IMMK und dessen Behandlung ist die genaue Diagnose. Zum einen muss die IMMK eindeutig von anderen Hornhautentzündungen abzugrenzen, eine infektiöse Keratitis zum Beispiel müsste ganz anders behandelt werden. Am besten kann dies ein Tierarzt mit Erfahrung im Bereich Ophthalmologie. Man kann dies symptomatisch und durch Anfärben diagnostizieren. Eine Eindeutige Diagnose ist aber durch eine Histologie möglich. Hier werden betroffene Zellen entnommen und im Labor auf die tatsächliche Zusammensetzung durch Anfärbung diagnostiziert. Im Falle einer IMMK werden sogenannte T-Zellen, auch T-Lymphozyten genannt, gefunden. T-Zellen sind weiße Blutkörperchen und sind ein Teil der Immunabwehr., die Antigene erkennen, Immunantworten regulieren und auch "erkannte" Zellen töten können. Auch wenn eine IMMK eindeutig diagnostiziert wurde, sollte man unbedingt eine Sekundärinfektion ausschließen. Denn wenn man mit Immunsuppressiva behandelt sollte es ausgeschlossen sein, dass nicht doch Keime im Auge vorliegen. Die IMMK wird in verschiedene Sub-typen eingeteilt, die alle entsprechend der Lokalisation der Immunzellen typisiert werden. Die Diagnose des Typs der IMMK kann bei der Art der Behandlung hilfreich sein. Bei der Histologie ist dies möglich. Dennoch muss auch bedacht werden, dass eine Histologie eine weitere Stand OP bedeutet und sie kann auch Narben in der Hornhaut verursachen die dann wiederum eine Ursache für eine Trübung sein kann. Bei unserer Stute war dies der Fall. 

Die Hornhaut besteht jedenfalls aus mehreren Schichten, wie hier beschrieben. Und je nachdem in welcher Schicht sich die Immunzellen befinden, wird die IMMK in die folgenden Typen eingruppiert: Epitheliale IMMK, die Stromale IMMK, die man noch in die "anterior stromale" form (auch "chronic superficial keratitis" genannt) und tiefere bzw. mid-stromale IMMK (auch "chronic recurrent keratitis" genannt) und endotheliale IMMK bzw. Endotheliitis. Und dann gibt es außerdem noch eine eosinophile Keratitis bei der Eosinophile Zellen nachgewiesen werden. Eosinophile sind auch weiße Blutkörperchen des Immunsystems, die wichtig sind bei der Abwehr von Parasiten aber auch bei allergischen Reaktionen auftreten.

Die Wahl der Behandlung und auch der Erfolg liegt an der Lokalisation der T-Zellen und damit der Klasse der IMMK. Je tiefer die Zellen in der Hornhautschicht liegen, desto weniger Wirksam wird eine Behandlung mit lokal applizierten Wirkstoffen wie Glukokortikosteroide oder anderen Immunsuppressiva wie Cyclosporin. Die Epitheliale IMMK, welche die oberflächlichste Form darstellt, kommt eher selten vor. Man muss hier unbedingt von der Keratitis superficialis punctata abgrenzen, von der angenommen wird, dass sie durch Herpes Viren ausgelöst wird. Am häufigsten tritt die superficial stromal IMMK und dann die mid-stromale IMMK auf. Dann etwas seltener die Endotheliale IMMK. Die chronisch superficial stromale IMMK started meist mit einer kleineren Trübung unter dem oberen Augenlid, die sich von da aus ausdehnt. Die Trübung ist oft weißlich-gelblich. Oft sind Einsprossungen sichtbar. Die mid-stromale IMMK weißt eine mehr zentrale Trübung auf, oft auch direkt größer als die superficiale. Die Trübung erscheint mehr opaque weißlich, erscheint vielleicht auch bläulich weiß. Hier sind oft weniger Einsprossungen zu sehen oder weniger verzweigte Einsprossung. Während die superficiale IMMK relativ gut auf topische Wirkstoffanwendung anspricht, ist es bei der mid-stromalen eher schwierig mit cremes. Eine Endotheliale Keratitis sitzt am "tiefsten" im Auge und ist schwieriger zu behandeln, mit creme ist dies nicht möglich. Bei dieser Form der IMMK ist die Trübung meist diffus und betrifft das ganze Auge. Hier ist es wichtig die Erkrankung gut von der Uvetits (Mondblindheit, ERU) abzugrenzen, bei der eine vergleichbare Trübung entstehen kann. Bei der Endothelialen IMMK ist der Augeninnendruck normal und die Pferde haben normalen Tränenfluss und normalerweise auch keine Schmerzen. Eosinophile Keratitis tritt häufig im Frühling oder Herbst auf, es bilden sich kleinere weiße Plaques, meist unter dem dritten Augenlid. Behandlung mit lokalen Cremes möglich und teilweise hilft eine Unterstützung mit Anti-Histaminika. 

Das sind alles recht viele Infos die einem vielleicht nicht wirklich etwas sagen oder weiter helfen aber es zeigt sich in jedem Fall wie komplex das IMMK Syndrom ist. Wirklich wichtig ist eine klare Abgrenzung zu anderen Erkrankungen die entweder infektiös sind oder aber auch zu Hornhauttumoren. Eine Behandlung mit Immunsuppressiva ist bei einer infektiösen Erkrankung kontra Indikativ und kann im schlimmsten Fall dazu führen dass das Auge entfernt werden muss. Auch sollten Verletzungen der Hornhaut ausgeschlossen werden, weil man hier dann nicht mit Cortison behandeln sollte. Eine gute Diagnose ist hier angebracht, die meiner Erfahrung nach nur ein Tierarzt mit Ophthalmologischer Erfahrung gut kann. Eine richtige Diagnose auch der Art der IMMK ist die Basis für eine erfolgreiche Behandlung.


Hier eine Literaturliste zu IMMK: IMMK Literatur 

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