Montag, 26. Mai 2025

PSSM2 Pferde im Training

Ich habe schon mit einigen MIM Pferden gearbeitet und ja sie sind auch da "Special" und eventuell würde jemand das mit einem gesunden Sportpferd nicht einmal Training nennen. Bei uns am Stall nannte man es schon mal "Hokus Pokus". Aber gerade mit Rain man arbeiten wir vor allem beim Aufwärmen gerne vom Boden aus. Reiten tun wir dann wenn er warm ist. Wir Reiten nicht so oft die Woche, vielleicht im Durchschnitt an 3 Tagen die Woche. Wichtig finde ich, dass ich das Pferd sehr gut beobachte, schon wenn ich es von der Weide hole, Putze und warm mache und basierend darauf entscheide ich, was wir machen. Ich weiß dass man immer sagt man soll mit einem Plan ins Training gehen, was man genau machen will, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass genau das für ein so sensibles Pferd wie Rain man schwierig sein kann wenn man spezifische Erwartungen hat und es ist dann oft frustrierend für Mensch und Pferd. 

Ich finde dass insbesondere pX Pferde schon mal schwieriger im Training sind weil es da eine so große nervliche/psychische Komponente gibt. Die meisten MIM Pferde mit denen ich gearbeitet habe, haben eine pX Variante. Daher könnte es ganz anders sein bei MIM Pferden ohne n/PX. 

Bei pX versuche ich, soweit möglich eine gewisse Routine einzuhalten, aber ja das ist nicht immer möglich. Aber man sollte vielleicht nicht ganz viele Dinge am selben Tag wechseln/anpassen. Wenn ich Raini putze und fertig mache, versuche ich schon ihn mit zum Beispiel Massagen zu lockern, gerne nutze ich das Nova Fon. Bemern mache ich bei ihm eher nach der Arbeit, da kann er sich super mit entspannen. Ich mache mit ihm auch immer Kauübungen vor der Arbeit, das lockert ihn auch. Ich habe dazu hier schon mal etwas geschrieben. So kann ich auch schon feststellen ob er irgendwo auffällige Verspannungen hat. Ich brauche immer so mindestens 1h für putzen und all dem, gerne mache ich aber, wenn ich die Zeit habe, auch mehr. Er bekommt Vitamin E und Q10 direkt wenn ich ihn geholt habe und das braucht ja auch gewisse Zeit bis es den Zellen zur Verfügung steht und daher ist es auch ganz gut, wenn das Ganze etwas dauert.

Wie schon beschrieben starte ich so gut wie immer mit Bodenarbeit. Meiner Erfahrung nach sind pX Pferde Perfektionisten und brauchen viel Lob bzw. sind schnell frustriert/emotional wenn es mal nicht klappt und es nicht schnell ein Lob gibt. Daher versuche ich zu Beginn schnell heraus zu finden was er leisten kann und was nicht um nicht in eine Situation zu kommen wo er schnell frustriert ist. Ich gehe auf beiden Händen mit ihm in Longenposition eine Runde und schaue wie er sich bewegt, ob etwas Verspannt ist, er kürzer tritt oder irgendetwas nicht verspannt ist. Und dann starte ich mit einer Aufgabe, von der ich sicher bin, dass er sie gut leisten kann um ihn loben zu können und ihn damit zu motivieren. Oft, weil er das Prozedere kennt, bietet er hier auch etwas von sich aus an, meist seine aktuelle Lieblingsübung. Das lobe ich natürlich auch ausgiebig und das freut ihn dann immer am meisten und macht ihn Stolz, wenn das komplett seine Idee ist. 

Danach fange ich mit Seitengängen an wie Schulter herein, Kruppe herein, Renvers, Traversalen und Pirouette, je nachdem wie er drauf ist. Raini hilft es sehr mit den Seitengängen um in Balance zu kommen und auch um etwas lockerer in der Hinterhandmuskulatur zu werden. Wir achten hier auf seine Form und da kann ich auch gleich feststellen, ob er mir auf eine Schulter fällt und bei ihm muss man auch sehr auf die Rotation des Brustkorbs achten, sowie seine Stellung. Denn er verwirft sich auch gerne mal. Erst wenn das alles sitzt, achte ich auf Tempo. Raini braucht manchmal etwas und man muss ihm anfangs sein Tempo lassen. Danach kann man ihn dann animieren. 


Raini ist eher hyperflexibel und kann sich gefühlt in alle Raumrichtungen gleichzeitig bewegen. Ihm hilf wirklich etwas Spannung zu bekommen. Diese bauen wir bei ihm gerne im Tran oder Galopp auf. Das ist immer so ein zweischneidiges Schwert, Raini braucht Trab und Galopp um in eine Form zu kommen mit der man arbeiten kann, aber man will natürlich auch nicht mit einem unaufgewärmten Pferd schon traben. Daher beobachte ich das Pferd vorm Traben genau und schaue, ob seine Bewegungen fließend sind und auch wie er mental so drauf ist. Außerdem muss man sagen, dass unsere Pferde ja den ganzen Tag im Offenstall und der Weide unterwegs sind, die stehen nicht in der Box und das ist daher auch nochmal etwas anderes. Ich lasse ihn erst einmal vorwärts abwärts etwas traben und hier auch sein Tempo drin finden. Und dann wechseln wir zwischen den unterschiedlichen Gangarten oder aber auch das Tempo in einer Gangart. Raini baut am ehesten Spannung auf, wenn man ihn im Trab versammelt für 2-3 Schritte und dann wieder darauf vor schickt. Oder aus dem Trab anhält, ihn zurück schaukeln lässt und daraus wieder antrabt. Und danach kann man dann das eine oder andere erarbeiten. Natürlich machen wir da nicht super lang, denn auch das Aufwärmen ist bei uns ja schon ein anstrengendes Programm, auch für den Kopf. 

Was mir bei Raini und anderen MIM Pferden aufgefallen ist, und die sind alle irgendeine Kombination mit pX:

- Raini braucht viele Pausen um in sich rein zu fühlen und auch um die Dinge zu verstehen/verarbeiten und meinem Gefühl nach müssen diese Pausen auch etwas länger sein. Er kaut dann auch gerne ab. Das zeigt er nicht nur in der Arbeit, sondern auch zum Beispiel während einer Masterson Behandlung.

- Bei so lethargischen Pferden neigt man gerne dazu viel Hilfe zu geben und "laut" zu werden oder viel Action zu machen. Weil man erwartet, dass das notwendig ist. Aber meinem empfinden nach, sind gerade MIM und vor allem pX Pferde sehr sensible. Ich habe das Gefühl, dass sie die Hilfe verstehen und nur eine Art "längere Leitung" haben und etwas später reagieren. Wenn ich dann aber die Hilfe schon verstärkt habe, ist das Stress oder es kommt dann verspätet eine Überreaktion oder das Pferd versteht gar nicht mehr was man will. Daher kann ich sehr empfehlen einfach mal etwas länger zu warten und es dann einfach 2-3 mal in Reihe zu probieren und dann funktioniert es oft besser. 

- Losgelassenheit ist sehr wichtig. Das funktioniert aber nur, wenn man als Mensch auch losgelassen ist und sich auf das Pferd und die gemeinsame Aufgabe fokussiert. Wenn ich abgelenkt bin durch irgendetwas in der Halle/neben der Halle, auf dem Handy oder wenn ich gestresst bin durch die Arbeit, wird er niemals losgelassen sein können. 

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