Donnerstag, 29. Mai 2025

Warum Bodenarbeit

Ich hatte hier schon einmal geschrieben warum wir uns für die akademische Bodenarbeit entschieden haben. Hier geht es mehr darum, warum die Bodenarbeit bei uns einen so hohen Stellenwert hat. Wir machen bei unseren Pferden tatsächlich mehr vom Boden aus, als vom Sattel aus. Und wir arbeiten mit anderen Pferden tatsächlich nur vom Boden aus. 




Warum?

Meiner Erfahrung nach hat die Bodenarbeit viele Vorteile: Zum einen lernen Pferde sehr viel durchs Spiegeln. Also gerade junge Pferde haben es bei Übungen, Lektionen und Bewegungsmuster einfacher wenn man es ihnen erst am Boden zeigt. Das hat auch einen Vorteil für uns als Menschen: Wenn das Pferd durch spiegeln lernen soll bekommt man selbst auch ein viel besseres Bewusstsein über die eigene Haltung und Bewegung. Das wird sich auch auf die Bewegung und Haltung im Alltag auswirken.

Wenn dem Pferd Tragkraft und essentielle Muskulatur fehlt, dann sollte man sich nicht noch als Reiter mit zusätzlichem Gewicht auf den Rücken setzen. Bei der Bodenarbeit kann das Pferd ebenso Tragkraft und Muskulatur aufbauen ohne dass ich es mit meinem Gewicht belaste. 

Für das Reiten brauche ich meist zusätzliches Equipment wie zum Beispiel einen Sattel, der potentiell nicht passt. Gerade bei einem jungen Pferd im Aufbau oder bei einem Reha Pferd im Aufbau macht es Sinn erst einmal ohne einen Sattel/Sattelanpassung zu arbeiten. 

Ich selbst als Reiter bin auch erst einmal etwas "störendes" für das Pferd. Gerade junge Pferde oder Pferde denen es noch an Balance fehlt, werden durch den Reiter in ihrer Bewegung "gestört". Pferde werden schneller eine Balance finden ohne dass ein Reiter drauf sitzt.

Viele schwierige Lektionen kann man am Boden gut in einzelne, einfache Teile aufteilen und so lernt ein Pferd auch leichter und schneller.

Ich persönlich finde es leichter Dinge zu sehen als zu fühlen. Also wo genau jetzt welcher Fuß hin fußt, unter dem Schwerpunkt oder daneben etc. Ich bin einfach ein Mensch der besser sieht als fühlt. Das liegt natürlich an jedem selbst. 

Um ein neues Pferd besser kennen zu lernen und auch um dem neuen Partner die Chance zu geben den Menschen besser kennen zu lernen. Ich finde das ist einfacher vom Boden aus weil man da auch schneller reagiert finde ich. Das heißt die "Hilfe" kann schneller und präziser kommen und man kann dadurch auch dosierter und damit fairer sein. Und auch gerade bei "ängstlichen" Reitern und vielleicht auch "ängstlichen" Pferden und Energiereichen Pferden eine gute Alternative fürs Reiten bis man sich besser kennengelernt hat. 

Bodenarbeit ist auch eine tolle Methode um das Pferd aufzuwärmen. Sowohl bei gesunden Pferden sollte man sich nicht drauf setzen, wenn das Pferd noch nicht warm ist. Zum einen ist dann die Rückenmuskulatur die einen trägt noch nicht warm und bereit einen zu tragen und zum anderen belastet man die kalten Gelenke vermehrt. Und bei Pferden die dazu noch erkrankt sind wie Arthrose oder MIM oder etwas ähnliches, sollte man sich erst recht nicht drauf setzen, so lange die noch nicht aufgewärmt sind. Dazu kommt, dass der Mensch sich am besten auch aufwärmt. Mit der Bodenarbeit kann man die Aufwärmphase aber sinnvoll nutzen.

Und dann kommt da noch die psychische Komponente und das war einer der wichtigsten Punkte bei Raini z.B.: Meiner Erfahrung nach, kann man nicht mit einer Methode Dinge wieder aufbauen, die man mit der gleichen Methode kaputt gemacht hat. Raini ist zum Beispiel beim Reiten, aber sicherlich auch beim longieren, sehr eng gearbeitet worden, er hat sich praktisch in den Hals gebissen. Er hatte einen krassen Unterhals, Axthieb, hat sich nur aus der Schulterheraus gezogen und nicht geschoben, wurde mit viel Hand und sehr viel Bein und Sporen und Gerte geritten. Dazu kam dann noch MIM. Trotzdem war er lieb und hat einfach alles über sich ergehen lassen. Das Beispiel für erlernte Hilfslosigkeit. Da kann man einfach nicht gegen an reiten oder drüber hinweg reiten. Das geht einfach nicht. Da half nur noch ein "Reset". Am Boden konnten wir ihm erst einmal beibringen, dass die Gerte eine Zeige Hilfe ist für das Bein und den Zügel und kein Gegenstand zum Schlagen. Wir haben ihm Bewegungsmuster beigebracht ohne viel Manipulation. Weil ein Annehmen am Zügel oder eine treibende Hilfe mit dem Bein bei ihm sofort zum Einrollen und Verwerfen geführt hat, mussten wir wirklich auf jegliche Manipulation/Berührung verzichten. Bei der Bodenarbeit hat er gelernt, dass die Arbeit mit dem Menschen auch "auf Augenhöhe" statt finden kann. Dass auch sein Input gefragt ist und dass er auch "Nein" sagen kann. 

Sicherlich sind Pferde nicht alle gleich und man muss die Methodik für jedes Pferd anpassen. Bei Raini muss ich es auch an die Tagesform anpassen. Manchmal arbeitet es sich besser bei ihm im Rückwärtsführt, manchmal besser in den Longenposition, manchmal besser Linefree und es gibt auch Tage, da funktioniert es im Reiten besser. Und dann gibt es Tage da gehen wir besser Ausreiten oder spazieren. Und dann haben wir auch den einen oder anderen Kandidaten bei dem Funktiniert die Handarbeit besser. Gerade bei Pferden die gerne in den Schultern hängen ist letzteres oft die bessere Trainingsmethode.  



Montag, 26. Mai 2025

PSSM2 Pferde im Training

Ich habe schon mit einigen MIM Pferden gearbeitet und ja sie sind auch da "Special" und eventuell würde jemand das mit einem gesunden Sportpferd nicht einmal Training nennen. Bei uns am Stall nannte man es schon mal "Hokus Pokus". Aber gerade mit Rain man arbeiten wir vor allem beim Aufwärmen gerne vom Boden aus. Reiten tun wir dann wenn er warm ist. Wir Reiten nicht so oft die Woche, vielleicht im Durchschnitt an 3 Tagen die Woche. Wichtig finde ich, dass ich das Pferd sehr gut beobachte, schon wenn ich es von der Weide hole, Putze und warm mache und basierend darauf entscheide ich, was wir machen. Ich weiß dass man immer sagt man soll mit einem Plan ins Training gehen, was man genau machen will, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass genau das für ein so sensibles Pferd wie Rain man schwierig sein kann wenn man spezifische Erwartungen hat und es ist dann oft frustrierend für Mensch und Pferd. 

Ich finde dass insbesondere pX Pferde schon mal schwieriger im Training sind weil es da eine so große nervliche/psychische Komponente gibt. Die meisten MIM Pferde mit denen ich gearbeitet habe, haben eine pX Variante. Daher könnte es ganz anders sein bei MIM Pferden ohne n/PX. 

Bei pX versuche ich, soweit möglich eine gewisse Routine einzuhalten, aber ja das ist nicht immer möglich. Aber man sollte vielleicht nicht ganz viele Dinge am selben Tag wechseln/anpassen. Wenn ich Raini putze und fertig mache, versuche ich schon ihn mit zum Beispiel Massagen zu lockern, gerne nutze ich das Nova Fon. Bemern mache ich bei ihm eher nach der Arbeit, da kann er sich super mit entspannen. Ich mache mit ihm auch immer Kauübungen vor der Arbeit, das lockert ihn auch. Ich habe dazu hier schon mal etwas geschrieben. So kann ich auch schon feststellen ob er irgendwo auffällige Verspannungen hat. Ich brauche immer so mindestens 1h für putzen und all dem, gerne mache ich aber, wenn ich die Zeit habe, auch mehr. Er bekommt Vitamin E und Q10 direkt wenn ich ihn geholt habe und das braucht ja auch gewisse Zeit bis es den Zellen zur Verfügung steht und daher ist es auch ganz gut, wenn das Ganze etwas dauert.

Wie schon beschrieben starte ich so gut wie immer mit Bodenarbeit. Meiner Erfahrung nach sind pX Pferde Perfektionisten und brauchen viel Lob bzw. sind schnell frustriert/emotional wenn es mal nicht klappt und es nicht schnell ein Lob gibt. Daher versuche ich zu Beginn schnell heraus zu finden was er leisten kann und was nicht um nicht in eine Situation zu kommen wo er schnell frustriert ist. Ich gehe auf beiden Händen mit ihm in Longenposition eine Runde und schaue wie er sich bewegt, ob etwas Verspannt ist, er kürzer tritt oder irgendetwas nicht verspannt ist. Und dann starte ich mit einer Aufgabe, von der ich sicher bin, dass er sie gut leisten kann um ihn loben zu können und ihn damit zu motivieren. Oft, weil er das Prozedere kennt, bietet er hier auch etwas von sich aus an, meist seine aktuelle Lieblingsübung. Das lobe ich natürlich auch ausgiebig und das freut ihn dann immer am meisten und macht ihn Stolz, wenn das komplett seine Idee ist. 

Danach fange ich mit Seitengängen an wie Schulter herein, Kruppe herein, Renvers, Traversalen und Pirouette, je nachdem wie er drauf ist. Raini hilft es sehr mit den Seitengängen um in Balance zu kommen und auch um etwas lockerer in der Hinterhandmuskulatur zu werden. Wir achten hier auf seine Form und da kann ich auch gleich feststellen, ob er mir auf eine Schulter fällt und bei ihm muss man auch sehr auf die Rotation des Brustkorbs achten, sowie seine Stellung. Denn er verwirft sich auch gerne mal. Erst wenn das alles sitzt, achte ich auf Tempo. Raini braucht manchmal etwas und man muss ihm anfangs sein Tempo lassen. Danach kann man ihn dann animieren. 


Raini ist eher hyperflexibel und kann sich gefühlt in alle Raumrichtungen gleichzeitig bewegen. Ihm hilf wirklich etwas Spannung zu bekommen. Diese bauen wir bei ihm gerne im Tran oder Galopp auf. Das ist immer so ein zweischneidiges Schwert, Raini braucht Trab und Galopp um in eine Form zu kommen mit der man arbeiten kann, aber man will natürlich auch nicht mit einem unaufgewärmten Pferd schon traben. Daher beobachte ich das Pferd vorm Traben genau und schaue, ob seine Bewegungen fließend sind und auch wie er mental so drauf ist. Außerdem muss man sagen, dass unsere Pferde ja den ganzen Tag im Offenstall und der Weide unterwegs sind, die stehen nicht in der Box und das ist daher auch nochmal etwas anderes. Ich lasse ihn erst einmal vorwärts abwärts etwas traben und hier auch sein Tempo drin finden. Und dann wechseln wir zwischen den unterschiedlichen Gangarten oder aber auch das Tempo in einer Gangart. Raini baut am ehesten Spannung auf, wenn man ihn im Trab versammelt für 2-3 Schritte und dann wieder darauf vor schickt. Oder aus dem Trab anhält, ihn zurück schaukeln lässt und daraus wieder antrabt. Und danach kann man dann das eine oder andere erarbeiten. Natürlich machen wir da nicht super lang, denn auch das Aufwärmen ist bei uns ja schon ein anstrengendes Programm, auch für den Kopf. 

Was mir bei Raini und anderen MIM Pferden aufgefallen ist, und die sind alle irgendeine Kombination mit pX:

- Raini braucht viele Pausen um in sich rein zu fühlen und auch um die Dinge zu verstehen/verarbeiten und meinem Gefühl nach müssen diese Pausen auch etwas länger sein. Er kaut dann auch gerne ab. Das zeigt er nicht nur in der Arbeit, sondern auch zum Beispiel während einer Masterson Behandlung.

- Bei so lethargischen Pferden neigt man gerne dazu viel Hilfe zu geben und "laut" zu werden oder viel Action zu machen. Weil man erwartet, dass das notwendig ist. Aber meinem empfinden nach, sind gerade MIM und vor allem pX Pferde sehr sensible. Ich habe das Gefühl, dass sie die Hilfe verstehen und nur eine Art "längere Leitung" haben und etwas später reagieren. Wenn ich dann aber die Hilfe schon verstärkt habe, ist das Stress oder es kommt dann verspätet eine Überreaktion oder das Pferd versteht gar nicht mehr was man will. Daher kann ich sehr empfehlen einfach mal etwas länger zu warten und es dann einfach 2-3 mal in Reihe zu probieren und dann funktioniert es oft besser. 

- Losgelassenheit ist sehr wichtig. Das funktioniert aber nur, wenn man als Mensch auch losgelassen ist und sich auf das Pferd und die gemeinsame Aufgabe fokussiert. Wenn ich abgelenkt bin durch irgendetwas in der Halle/neben der Halle, auf dem Handy oder wenn ich gestresst bin durch die Arbeit, wird er niemals losgelassen sein können. 

Mittwoch, 7. Mai 2025

Faszien und MIM

Über MIM und die damit zusammenhängende Muskelproblematik hatte ich hier schon geschrieben. Ein aus meiner Sicht nicht zu unterschätzender Faktor bei MIM Pferden sind aber auch die Faszien.

Aber was sind Faszien eigentlich? Sie Bestehen aus Bindegewebe und sie Umgeben und verbinden Organe und auch Muskeln. Sie sind praktisch über den ganzen Körper verteilt. Sie beinhalten auch Nerven, Blutgefäße und Flüssigkeit wie zum Beispiel Hyaluronsäure. Die Flüssigkeit führt zu einem besseren gleiten der Faszien und umliegenden Gewebe. Faszien haben viele Funktionen: Zum einen umhüllen sie Organe und geben Ihnen Struktur. Außerdem Speichern sie Energie und halten Spannung und Unterstützen damit die Muskulatur. Dann sind dienen sie außerdem der Schockabsorption und schützen damit Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bänder vor Verletzung. Außerdem sind die Faszien auch mit dem Cranio Sakralem System verbunden, sie leiten den Rhythmus in den gesamten Körper. 

Faszien weisen bis zu 6-10x mehr Rezeptoren auf als Muskeln und daher sagt man auch dass sie eine Art Sinnesorgan sind. In der Bewegung können Faszien daher Dinge wahrnehmen als auch die Information weiter leiten so dass der Körper entsprechend reagieren kann, zum Beispiel wo kann Last aufgenommen werden. Auch das ist ein Schutz vor Verletzungen. 

Wichtige Informationen die ich aus Seminaren mitgenommen habe sind die folgenden:

  • Faszien sind wie in einem 3D System über den ganzen Körper verteilt und man spricht hier auch von dem Tensegrety Modell. Dieses besagt, dass wenn man an einer Stelle eine Beeinträchtigung hat, wirkt sich das auf alle anderen Punkte im System aus. Daher kann ein Problem im Kiefer auch in der Hinterhand sichtbar werden.
  • Wenn man sich das Modell von Vibeke S. Elbrond anschaut, dann treffen sich alle Linien am Pferd am Kiefer. 
  • Verletzungen im Gewebe, also Narben, beeinträchtigen die Bewegung von Faszien, oft kommt es hier zu Verklebungen und einer verminderten Bewegung. 
  • Wenn Muskeln nicht in der Lage sind ihre Funktion korrekt auszuführen, können Faszien dies übernehmen.
  • Sind Muskeln stark und oft verspannt wie bei einem MIM Pferd, werden auch die Faszien beeinträchtigt, es können sich Verklebungen bilden, die wiederum die Beweglichkeit der Muskeln beeinträchtigt, ein Teufelskreis entsteht
  • Faszien und das umliegende Gewebe wie Muskeln zum Beispiel müssen hydriert bleiben. Bei einer normalen Funktion der Faszien verteilt die Flüssigkeit sich durch die Bewegung. Gibt es jedoch irgendwo eine Beeinträchtigung, kann diese Flüssigkeitsverteilung gestört sein. Dadurch kann es zu Verklebungen kommen was wiederum zu Anspannung und Schmerzen führen kann.
 

Aus diesen Punkten geht für mich klar hervor, dass MIM Pferde, die Verspannungen der Muskulatur aufweisen sicherlich auch Faszienverklebungen haben. Raini hat oft eine Thematik mit der dorsalen Linie. Zudem hatte er einen Muskelriss im gluteus wo eine sehr dicke Narbe verblieben ist. Wenn der Muskel verspannt ist, vor allem in der Kälte im Winter, dann fängt Raini an mit dem Bein kürzer zu treten. Ist der Muskel warm, ist dieses Ticken weg. In diesem Bereich verlaufen auch die dorsale Linie wie auch die laterale Linie und die spirale Linie, die auch in die Hinterhand führen. Ich arbeite bei Raini vor dem Training bei diesen Linien, vor allem der dorsalen, mit manueller Massage oder dem Novafon. Das genießt er und das hilft ihm sehr. Außerdem mache ich mit ihm sehr gerne Kauübungen. Am Kiefer treffen sich alle Faszien und daher führt das Kauen bei Pferden auch zu Entspannung. Die Kauübung mache ich auf beiden Seiten indem ich den Finger unter die Zunge lege hinter der Zahnreihe und dann aktiviere ich das Kauen durch berühren der Zunge bis er diese nicht nur vor und zurück bewegt, sondern auch rotiert. Dann lockert das auch das Zungenbein.
Ein weiteres Problem bei Raini sind Decken jeder Art. Sobald man eine Decke vorne an der Brust verschließt ist er komplett angespannt. An der Brust verläuft die Front limb line die auch in die Vorhand führt. Mit verschlossener Decke läuft Raini ganz komisch, er kann dann die Vorhand nicht mehr richtig vorführen. Außerdem fängt er an zu husten. Macht man die Decke auf vorne, geht er wieder normal und das Husten hört auf. Auch hier hilft eine Behandlung mit dem Novafon an der Brust. 
Viele MIM Pferde haben außerdem Probleme beim Gurten. Im Gurtbereich verläuft die Superficial ventral Faszie. Hier haben viele Pferde Verklebungen. Diese Linie führt den Unterhals entlang bis zum Kiefer sowie zur Hinterhand. Gurtzwang kann also sowohl zu einem Verspannten Hals und zu Problemen mit Biegung haben und ebenso mit dem Vorführen der Hinterhand. Auffallend finde ich außerdem dass Pferde mit Gurtzwang gurtet, dass diese sehr oft Gähnen, eventuell auch ein versuch über den Kiefer und den Ansatz der Linie den Bereich am Gurt zu entspannen. Bei Gurtproblematik hilft ebenso, wenn man diesen Bereich zur Palpation oder dem Novafon behandelt und damit die Fluidität der Faszien in dem Bereich wieder erhöht. 



Montag, 5. Mai 2025

Alpha-Liponsäure

 Alpha-Liponsäure (ALA) ist ein weiteres Anti-Oxidans, das gerne auch als Ernährungsergänzungsmittel oder im Bodybuilder Shop angeboten wird. Das Molekül kommt in den Mitochondrien aller Eukaryoten vor und spielt als Anti-Oxidans eine wichtige Rolle im oxidativen Stress.  Es ist ein Co-Faktor für einige Redoxreaktionen, es kann andere andere Anti-Oxidantien regenerieren und es repariert außerdem oxidierte Proteine. Biologisch aktive ist nur das R-Enantiomer.


 Strukturformel von ALA von Jü- Eigenes Werk, Gemeinfrei: Original

Weiterhin ist ALA mit dem Glucose- sowie Fett-Stoffwechsel assoziiert und wird daher auch bei Diabetespatienten eingesetzt. In diesem Zusammenhang wird auch der Schutz von Nervenzellen durch ALA beschrieben. Auch anti-inflammatorische Eigenschaften werden für ALA beschrieben, da es die Ausschüttung von Zytokinen reduzieren kann. Und es kann als Chelator agieren und so zum Beispiel zweiwertige Schwermetallionen binden und so toxische Ionen wie zum Beispiel Blei, Cadmium, Quecksilber neutralisieren. 

Interessanterweise gibt es außerdem Studien, die ALA und Q10 gemeinsam einsetzen, zum Beispiel im Bereich Long Covid oder aber bei Diabetes Patienten.

Im Humanbereich gibt es Studien die zeigen, dass ALA die Muskelregeneration nach Beanspruchung fördern kann. Auch bei der Energieproduktion im Muskel kann ALA unterstützen. 

Ich fand ALA sehr interessant, da es nicht nur einen positiven Effekt auf Muskeln, sondern auch auf Nervenzellen haben kann und außerdem auch der Fakt, dass es gemeinsam eingesetzt wird. Ich habe es bei Raini zunächst mit einem Pulver von reinem R-Enantiomer eingesetzt. Ich bin bis auf 1g hochgegangen. Ich habe nicht einen so großen Effekt festgestellt wie bei Q10 zum Beispiel, hatte aber den Eindruck dass er etwas besser drauf war, so mental meine ich. 

Leider war Raini dann eine Zeitlang verletzt und das Pulver reichte nur für 30 Tage und wir haben auf die Weide umgestellt, so dass ich es nicht weiter verfolgt habe. Ich werde jetzt aber demnächst oder spätestens im Winter nochmal mit Kapseln testen. 

 Ich werde weiter berichten, wenn wir die Kapseln getestet haben.


Literatur:

  • K. Shay et. al: Alpha-lipoic acid as a dietary supplement: molecular mechanisms and therapeutic potential. Biochim Biophys Acta. (Volume 1790, 2009).
  • H. Kahn et. al: α-Lipoic Acid, an Organosulfur Biomolecule a Novel Therapeutic Agent for Neurodegenerative Disorders: An Mechanistic Perspective. Neurochem Res. (Volume 47, 2022).
  • B. Salehi et. al: Insights on the Use of α-Lipoic Acid for Therapeutic Purposes. Biomolecules. (Volume 9, 2019).
  • R. Hsieh: Effects of Oral Alpha-Lipoic Acid Treatment on Diabetic Polyneuropathy: A Meta-Analysis and Systematic Review. Nutrients. (Volume 15, 2023).
  • M.A. Barletta: Coenzyme Q10 + alpha lipoic acid for chronic COVID syndrome. Clin Exp Med. (2022)
  • N.S. Galeshkalami: Alpha-lipoic acid and coenzyme Q10 combination ameliorates experimental diabetic neuropathy by modulating oxidative stress and apoptosis. Life Sciences. (Volume 216, 2019).


Donnerstag, 1. Mai 2025

Kreatin

Kreatin haben wir auch getestet. Man liest es immer wieder in den Facebook Gruppen und auf Instagram und es ist inzwischen auch als Pferdefutter bekannt. Und ja, es wird auch im Bodybuilder Shop angeboten. 

Aber was ist Kreatine überhaupt und was hat es für eine Funktion? Kreatin ist eine Guadinium Verbindung die aus den Aminosäuren Glycin, Methionin und Arginin in den Nieren, der Leber und Bauchspeicheldrüse gebildet wird. 



 Strukturformel von L-Carnitin von Armobarbytal - Eigenes Werk, Gemeinfrei: Original

Kreatin ist am ATP Recycling beteiligt, hauptsächlich in Muskel- und Hirnzellen. Es wird vor allem bei hoch-intensiver Nutzung der Muskulatur gebildet. Kreatin selbst kann ein Phosphat übernehmen mit seiner Carboxyfunktion (COOH-Gruppe, im Bild links) und wird dabei selbst zum Kreatinphosphat. Ebenso kann Kreatinphosphat die Phosphatgruppe wieder abgeben auf ADP, wobei ATP entsteht. Das Enzym was diese Reaktion katalysiert ist die Kreatin Kinase (CK). 

 Chemische Reaktion der Phosphorylierung von Kreatin von Hbf878 - Eigenes Werk, Gemeinfrei: Original

Die CK ist vermutlich jedem Pferdebesitzer bekannt, der sich schon einmal ein Blutbild vom Pferd angeschaut hat. Der Wert taucht hier nämlich auf, weil er ein Muskelwert darstellt, insbesondere für die Herz- und Skelettmuskulatur. Ist der CK Wert signifikant erhöht, deutet dies auf eine Schädigung dieser Muskulatur hin. Bei Kreuzverschlägen oder aber bei PSSM2 Pferden im Schub ist der CK gerne mal erhöht. Eine Supplementierung von Kreatin soll zur Ausbildung der Muskulatur helfen sowie bei der Regeneration. Wir haben es bei Rain man getestet und sind bis zu 25 g hoch gegangen. Wir haben wenig Effekt gesehen oder zumindest nicht einen solchen Effekt wie bei Carnitin oder gar bei Q10. Eventuell müsste man noch höher dosieren, allerdings sagt man im Humanbereich, dass das schon mal auf die Nieren gehen kann, zumindest bei Menschen mit Vorerkrankung der Nieren. Das Ganze ist umstritten, aber da Raini schon mal Probleme mit Leber und Nieren hatte, war mir das Ganze zu heikel. Daher füttern wir es jetzt nicht mehr.

Literatur:

  1. M. Hall et.al.: Creatine Suppplementation: An updateCarr Sports Med Rep. (Volme 20, 2021)
  2. F. Farshidfar et. al.: Creatine Supplementation and Skeletal Muscle Metabolism for Building Muscle Mass- Review of the Potential Mechanisms of Action. Curr Protein Pept Sci  (Volume 18, 2017).

  3. J. Vega et. al: Effects of creatine supplementation on renal function. Rev Med Chil. (Volume 147, 2019).