Montag, 13. Februar 2023

PSSM2 Diagnose

 "Wie habt Ihr gemerkt das Rain man PSSM2 hat?" ist die häufigste Frage die mit in Verbindung mit der Krankheit gestellt wird. Die ehrliche Antwort: Gar nicht. Er war immer schon komisch, anders als andere Pferde, im Verhalten und auch beim Reiten. Das war aber alles nichts wo man jetzt unbedingt sagen würde dass er chronisch krank wäre. Er hatte bis dato nie gelahmt. Vieles hatten wir uns immer damit erklärt, dass er eben falsch ausgebildet wurde und auch misshandelt wurde. Die Idee dass er PSMM2 haben könnte, kam von einer anderen Einstallerin, die auch ein PSSM2 Pferd hat (PRE). Aber auch da glaubte ich nicht daran. Das was man da so über PSSM2 las war mehr in die Richtung Lahmheiten, Kreuzverschlag oder ähnliches, das hatte er alles nicht. Dann hatte aber noch ein weiteres Pferd im Stall PSSM2, dieses mal ein Warmblut, das auch von Rubinstein abstammt. Und dieses Pferd war Raini im Verhalten doch ähnlich. Das lies mir dann keine Ruhe mehr, also testeten wir. Und obwohl ich eigentlich der festen Überzeugung war der Test kommt negativ zurück, war es dann n/P2 & n/Px. Die häufigste Kombination. Interessant war, dass die Stute, die auch von Rubinstein abstammt mit n/P2, n/P8 & n/Px eine sehr ähnliche Kombination aufweist. "Wart ihr erleichtert als das Ergebnis kam?", die zweite Frage, die eigentlich fast immer kommt. Nein, war ich nicht. Mein Pferd war da dann auf dem Papier chronisch krank, er war nicht einfach nur komisch. Und es gibt ja auch Fälle da muss das Pferd dann irgendwann auf Grund der Symptomatik eingeschläfert werden. PSSM2 ist eine chronische Krankheit und wenn das Pferd irgendwann mal Symptomatisch wird, dann kann man es nicht heilen. Man kann versuchen durch Futter und Training die Symptome abzustellen oder zu verbessern. Aber PSSM2 ist eine unheilbare Erkrankung die in vielen Fällen mit dem Alter schlimmer wird. Nein, darüber habe ich mich nicht gefreut. Aber natürlich hat es einiges erklärt. Als ich mich dann eingelesen habe und in Webinaren saß, wunderte ich mich noch, dass ich anfangs gezweifelt habe, dass er die Krankheit haben könnte. Die da aufgezählten Symptome passten so gut und ließen sogar auf die Varianten n/P2 und n/Px schließen. Rainis Symptome habe ich hier gelistet:

Wir konnten jetzt natürlich einiges anpassen wie das Futter und das Training und nachdem wir uns eigentlich sicher waren, dass er es auch trotz PSSM2 auch ohne Decke durch den Winter schaffen würde, hat er dann im zweiten Winter auch eine Decke bekommen. 

"Wie schnell habt ihr die Futterumstellung gemerkt?" Naja, leider hat das bei uns sehr lange auf sich warten lassen. Wir hatten die Diagnose und dann das Futter umgestellt genau zu dem Zeitpunkt als wir Fabi gekauft hatten. Fabi war ein großes Problem für Raini, er wurde unsicher und verletzte sich dann noch, für PSSM2, relativ schwer mit zwei Muskelfaserrissen. All das führte vermutlich dazu dass die Futterumstellung nicht anschlug. Dann verweigerte er das Futter auch noch und vertrug auch das Soja nicht, so dass wir nochmal von vorne anfangen mussten. Am Ende haben wir aber auch mit der Hilfe einer Futterberatung eine gute Lösung gefunden und dann wurde auch alles irgendwann besser. Aber generell sind da sicher nicht alle Pferde gleich, bei den einen bringt die Futterumstellung sofort Besserung, bei den anderen dauert es vielleicht auch etwas. Und ich glaube letzten Endes ist man damit auch nie fertig. Irgendetwas liest man hier oder hört man da und will man dann doch ausprobieren. Es ist einfach wie ein Experiment. Rainis Futterumstellung erkläre ich nochmal in einem anderen Beitrag. Durch PSSM2 habe ich allerdings schon einige Menschen und Pferde kennen gelernt, die alle einen ähnlichen Leidensweg hatten. Pferde die als faul oder gar bösartig abgestempelt wurden, obwohl sie einfach körperlich nicht konnten, teilweise trotz Diagnose. Das ist traurig und für mich völlig unverständlich. Generell ist ein Pferd mir nichts schuldig, dass ich auf seinem Rücken sitzen darf ist ein Privileg. Pferde sind so freundliche, kooperative und liebenswerte Lebewesen, die trotz Schmerzen dann immer noch versuchen ihr bestes zu geben. Wie oft ich gehört habe dass Rain man Glück hat bei uns gelandet zu sein und dass er überall anders schon in der Wurst gewesen wäre. Das ist Grauenvoll und zeigt, dass es einem Teil der Reiter nur ums Reiten geht oder um Turniere und Schleifen und Anerkennung. Ja, ich habe mich auch immer gefragt, warum es bei uns immer viel schlechter lief als bei allen anderen um uns herum aber da ging es mir am meisten um das Wohlbefinden des Pferdes. Seitdem er im Offenstall steht, weiß ich es geht ihm schon mal viel besser. Und ich selbst habe einfach auch Spaß an der Zeit mit meinem Pferd, auch wenn ich nicht drauf sitze. 





PSSM2

PSSM2 ist praktisch das Thema, was uns beim Rain man rund um die Uhr beschäftigt. Es ist immer da und das wird vermutlich auch immer so sein. Auch wenn es Menschen gibt, die das als Mode-Diagnose betiteln oder Menschen, die meinen, dass das normale Pferde sind, wenn man sie entsprechend füttert, ist es für Besitzer eines symptomatischen Pferdes und für das Pferd selbst natürlich ein großes Problem. 

Ja, ich würde mir Rain man immer wieder kaufen, er ist mein Traumpferd mit all seinen Paketen, die er so mitbringt. Aber für ihn wäre es natürlich schöner nicht immer wieder Schmerzen zu erleiden, weil er wieder Verspannungen hat, weil es zum Beispiel wieder mal zu kalt ist oder es regnet usw. 

PSSM2 ist ein so großes Thema bei uns, dass ich hier mehrere Posts verfassen werde und die alle hier verlinken werde.





Sonntag, 5. Februar 2023

Raini und die Turniere

 Ich war nie ein Turnier Mensch, bei mir hat das immer Stress verursacht, so dass das gar keinen Sinn ergeben hat. Bei unserem alten Stall hatte Rain man eine Reitbeteiligung, die ihn 1-2 Mal die Woche geritten ist. Das hatte den Grund, dass Raini dann eine Betreuung hatte, wenn wir im Urlaub waren oder mal krank waren und sie war generell auch zu anderen Uhrzeiten am Stall und konnte ihn dann vor allem auch im Winter zusätzlich mit Spazieren und Grasen bewegen. Außerdem hatten wir so auch mal gemeinsam stall frei an mindestens einem Tag der Woche. Sie ritt auf A bzw. L Niveau und hat 2014 im Winter dann mit Rain man mal an einem Spaß Turnier teilgenommen und da war Raini in der E gleich 2. und in der A gleich 4. Auch mit dem Mann hat an einem einfachen Reiterwettbewerb teilgenommen und wurde zweiter.



Rainis erstes Turnier auf dem eigenen Hof

2015 ist er dann auch auf offizielle Turniere gegangen, auch auswärts. Es schien ihm sogar Spaß zu machen. Er schien auf dem Turnier gleich eine Schippe drauf zu legen und lief dann auch immer ganz nett. Auch wenn er nicht reell läuft, scheint seine “nette” Haltung den Richtern oft ganz gut zu gefallen und wenn er in einer Abteilung nicht an erster Stelle läuft, dann lässt er sich ziehen und hat auch ein gutes Tempo. Wenn die Pferde aber zu nah an dem Richtertisch vorbei müssen, dann hören sie seinen Ton und er bekommt dann immer deutlich schlechtere Noten.

Raini beim ersten Auswärtstunier

Generell fällt auch auf, dass er auch hier eine ausreichende Arbeitszeit benötigt, um warm zu werden, aber die Reithalle müsste möglichst leer sein, damit er nicht gestresst ist. Zu lange Abreiten ist aber dann auch nicht mehr gut, dann ist er irgendwann müde und rollt sich vermehrt ein. 2015 geht er also einige Turniere und bekommt auch in A-Dressuren gute 7er-Noten und wird auch einige Male plaziert. Auch der Mann nimmt mal ab und an Turnieren auf unserem Hof teil und auch da wird Rain man plaziert. Weil er das immer sehr schön macht und so brav ist, bekommen wir auch mal Angebote für ihn, wir sind also doch sehr stolz auf unser Pferd. Dann kommen aber ja die Koliken und so nehmen wir ihn 2016 aus dem Turniersport, weil das für Magenpferde ja auch ein Nogo ist. 

Schleifen der Reitbeteiligung 2015


Schleifen der Reitbeteiligung auf Rainis letztem Turnier 2016


Auch wenn er die Turniere sehr fein gemacht hat und auch immer entspannt dabei aussah, hat ihn das rückblickend sicher sehr doll gestresst. Gerade ein Px-Pferd braucht Routine und ihn auf einen fremden Hof zu karren und mit total fremden Pferden in eine Aufgabe zu schicken, muss ihn extrem gestresst haben. 

Mir ergibt auch das Ganze keinen Sinn, die Pferde werden dort nicht ihrer Leistung nach beurteilt. Wenn taktunreine und nicht gelassene Pferde eine EM gewinnen, sagt das doch einiges über unsere Turniere aus. Will man von solchen Richtern überhaupt bewertet werden? Warum muss man in irgendwelchen Klassen auf Kandare oder mit Sporen reiten oder warum darf ich in manchen Klassen mit Ausbindern reiten? Warum ist es noch immer erlaubt, ein Pferd mit irgendeiner Stange gegen die Beine zu schlagen, so lange die Stange nicht ein bestimmtes Gewicht/Länge überschreitet. Ein Tier, dass selbst eine Fliege auf der Haut spürt mit einer Stange zu schlagen ist so oder so total sinnfrei und Tierquälerei. 

All das zeigt doch, dass es hier nicht darum geht ein Pferd gesunderhaltend und in einer möglichst pferdefreundlichen Art mit möglichst feinen Hilfen zu reiten. Ein Verband, der bei all diesen Tierquälereien nicht nur zuschaut, sondern diese noch belohnt, sollte man so oder so mit Turnierteilnahmen nicht unterstützen. 


Von Barhuf zu Eisen und wieder zurück zu Barhuf

Als Raini zu uns kam, hatte er keine Eisen. Uns wurde aber gleich gesagt, dass das nur daran läge, dass der Händler möglichst wenig Geld in das Pferd investieren will. Ich fand jetzt nicht, dass seine Hufe schlecht aussahen. Man sagte uns aber, dass wir da möglichst schnell Eisen drauf packen sollte, weil bei um den Stall viel Asphalt war und irgendwann wären die Hufe so runter, dass man gar keine Eisen mehr drauf fixieren kann und dann wäre es zu spät. Und dass er so verhalten laufen würde, läge an den schlechten Hufen. Der geht fühlig. Ja, ich hätte mich damals schon mit dem Thema beschäftigen sollen aber es war gerade so viel was auf uns zu kam. Am Stall hatten gefühlt alle Pferde Eisen, der Reitlehrer, Sattler und Tierarzt rieten uns auch zu Eisen. Und zwei Schmiede sagten dass das Pferd generell sehr schlechte Hufe hätte und niemals ohne Eisen laufen könnte, hinten wie vorne. Dass Raini natürlich nicht verhalten lief wegen der Hufe war uns damals einfach nicht klar. Und wie ein fühliges Pferd läuft wusste offenbar keiner der Leute, wir haben es später erfahren, als wir wieder zurück auf barhuf gestellt haben. Dass es Alternativen wie Schuhe gab, wussten wir damals nicht und sagte uns auch keiner.  Also kamen Eisen drauf. Auf alle 4 Hufe. Raini war brav, als er, vielleicht das erste Mal in seinem Leben, Eisen drauf bekam. Aber was schnell auffiel, war, dass ihn der Schmied stresste. Er äppelte immer sehr viel und bekam dann auch Kotwasser. Anfangs fiel es uns nicht auf, weil der Schmied oft vormittags kam und wir dann nicht dabei waren. Die Qualität der Hufe wurde langsam immer schlechter. Das Horn wuchs sehr wenig nach und dann brach es an allen Stellen aus. Der Huf war auch komisch geformt, zumindest anders als ohne Eisen und war immer mega trocken. Also wollten wir beim nächsten Termin mit dem Schmied sprechen. Es war im Sommer und als der Schmied kam zitterte Raini am ganzen Körper. Es war mega heiß an dem Tag, kalt konnte ihm nicht sein. Ich hatte das damals als Angst gedeutet. Er äppelte auch extrem viel und hatte Kotwasser. Als wir dem Schmied sagten, dass die Hufe so sehr schlecht aussehen und wir da gerne Alternative hätten, schiss der uns richtig an und meinte, das läg wohl alles daran, dass unser Pferd so schlechte Hufqualität macht. Er würde da nicht die Eisen runter machen, das wäre Tierquälterei und er kann nur das machen, was er jetzt schon macht. Das war das letzte Mal dass der Schmied da war. Wir holten einen anderen, der aus allen Wolken fiel und uns versprach, dass er helfen kann. Er wollte erst einmal den Huf stärken und sagte, dass man dann vielleicht irgendwann, zumindest hinten die Eisen runden nehmen könnte. Er arbeitete an den Hufwänden mit einer Art Kleber um das ganze Herausgebrochene zu fixieren. Er machte Raini andere Eisen drauf, denn offensichtlich hatte der alte Schmied vorne Eisen von hinten drauf gemacht. Und er gab uns etwas zu füttern für Rainis Hufe. Kurz darauf ist Raini aber in den Offenstall gezogen und wir mussten den Schmied wechseln. Allerdings mussten natürlich erst einmal die Eisen hinten runter, für den Fall dass ein Pferd tritt. Dem neuen Schmied erzählten wir, dass wir gerne hinten ohne Eisen probieren würden aber auch der riet uns davon ab, weil die Pferde ja im Winter an der Raufe und im Stall auf Asphalt standen und dafür wären Rainis Hufe zu schlecht. Wir sollten erst einmal Duplos drauf packen und dann im nächsten Jahr nochmal schauen wie gut das Horn gewachsen wäre. Vorne würde er aber immer Eisen tragen müssen. Irgendwann wurde die Qualität der Hinterhufe aber auch von den Duplos schlechter. Der Huf wurde regelrecht gespreizt und auch da brach wieder alles aus. Da sagte er uns, wir sollten es zumindest den Sommer über, wo die Pferde immer auf der weichen Weide standen, ohne Eisen probieren und dann im Winter wieder welche drauf machen. Das Interessante war, man merkte Rain man nicht einem Tag an, dass er keine Eisen mehr hatte. Er war nicht einen Tag fühlig, auch nicht im Gelände. Interessant war außerdem, dass Raini mit den Eisen immer die Zehen geschleift hat, ohne Eisen tat er das nicht mehr.  Immer und immer wieder versuchten wir den Hufschmied zu überzeugen auch vorne die Eisen abzunehmen, er riet uns immer dagegen. 


Rainis Hinterhuf mit Duplo kurz bevor sie abgenommen wurden

Im Januar 2018, also ca. 2 Jahre nach dem Umzug in den Offenstall konnten wir durch Zufall an einem Hufkurs bei einer Hufbearbeiterin der BPHC (Best Practice Hoof Care) die von annelie Michels und Burkhard Rau gegründet wurde, teilnehmen. Burkhard Rau fand ich sehr gut, von dem habe ich schon einiges über Hufe gelesen. Der Kurs war zwei Tage und beinhaltete einen Theorieteil über Hufe im Allgemeinen, dann einen Theorieteil über die BPHC Arbeit am Huf, dann lernten wir praktisch an Hufen toter Pferde, diese zu bearbeiten und dann gab es auch eine Analyse der Hufe der Pferde aller Teilnehmer. Die Hufe von Raini kamen da wirklich nicht gut weg, aber das hatten wir ja bereits erwartet.

  • Hinterhufe drehten sich beide nach außen, dadurch ist der Aufhängeapparat unphysiologisch belastet. Die Kraft drückt auf den Hufbeinträger und die Durchblutung ist vermindert.

  • Hinten waren die Eckstreben zu lang, was Druck auf die Wände ausübte.

  • Hufe vorne waren hochgestaucht und auch der Winkel stimmte nicht. 

  • Ballen und Hufknorpel waren gequetscht und auf der Hornkapsel war Spannung.

  • Die Hufe brachen aus.

  • Auch vorne waren die Eckstreben zu lang. Zusätzlich waren Beulen auf der Sohle, die ebenfalls Druck ausübten.



Bei dem Kurs lernten wir sowohl den Huf zu beurteilen und dementsprechend nachzuarbeiten, sowohl zu Pfeilen als auch zu schneiden (Strahl, Eckstreben). Das sollte uns zumindest beim Hinterhuf schon mal helfen, denn unser Schmied kam maximal alle 6 Wochen, gerne aber auch mal nur alle 7-8 Wochen, was viel zu wenig war. Wir fragten Iria, die Kursleiterin, ob sie meinen würde, dass Raini ohne Eisen laufen könnte. Sie sagte, dass die Umstellung sicher dauern würde, aber es wäre sicher möglich.Und sie empfahl uns sogar, die Eisen abzunehmen, auf Grund der ganzen, durch die Eisen ausgelösten Probleme. Sie sagte, wir sollen die Eisen runter nehmen, wenn die Pferde auf die Sommerweide wechseln, also nicht mehr auf dem Asphalt laufen würden, um die Reibung zu minimieren und weil im Sommer auch mehr Hornwachstum wäre. Des Weiteren empfahl sie uns für die Übergangszeit den Hufschuh Equine Fusion Joggingshuh all Terrain. Sie sagte, dass die Umstellung schon ein Jahr dauern kann, weil es etwa so lange dauert, bis der Huf einmal komplett rausgewachsen ist. Danach könnte man dann auch, je nach Hornqualität, dann einen anderen Hufschuh fürs Gelände suchen. 

Wir entscheiden uns dann die Eisen im Sommer runter zu nehmen und sagen das auch so unserem Schmied. Er setzt das um und bestellt uns auch die gewünschten Schuhe. Leider werden die Pferde zu dem Zeitpunkt auf die Winterweide zurückgestellt. Es ist in dem Jahr besonders trocken und nur wenig Gras auf der Weide, daher kommen die Pferde ungeplant zurück auf die Winterweide mit dem asphaltierten Stall. Des Weiteren wurden alle Wege am Stall mit Steinen ausgelegt, was für den Plan, die Eisen abzunehmen eher ein Problem darstellt. Wir haben es Ende Juni trotzdem durchgezogen. Der Schmied hat nur die Eisen abgenommen, aber nichts am Huf getan. Seine ersten Schritte über den Steinigen Weg waren nicht gut anzusehen. Er war richtig fühlig, stolperte, machte Pausen. Jetzt wusste ich, was man beim Pferd unter fühligem Laufen versteht. Da der Schmied an dem Tag erst die Hufe ausgemessen hatte, mussten wir noch eine Woche auf die Schuhe warten. Die Woche machten wir mit ihm gar nichts, er blieb in der Herde und wurde auch am Offenstall gefüttert. Wir hatten schiss, dass es sonst eine Lederhautentzündung bekommen könnte. Wir fühlten jeden Tag seine Hufe, die wurden aber nicht warm. Der Schmied schaute sich die Hufe nach einer Woche nochmal an und übergab uns die Schuhe. Nun konnten wir Raini dann für die steinigen Wege zum Stall die Schuhe anziehen. Die Schuhe waren recht klobig und schwer, so dass er damit etwas schlurfte. Zuerst haben wir mit ihm nur auf Sand und nur am Boden gearbeitet. Da natürlich ohne Schuhe. Wir sind außerdem mit ihm mit den Schuhen viel im Gelände spazieren gewesen, über Stock und Stein und durch Wasser. Klappte alles gut. Nach zwei Wochen haben wir uns wieder draufgesetzt und sind dann auch dazu übergegangen, ihn auf dem Weg zum Stall und zur Halle/Platz keine Schuhe mehr anzuziehen. Die kamen dann nur noch im Gelände drauf.


Hufe vorne nachdem die Eisen runter genommen wurden

Es entwickelte sich alles recht gut. Raini hatte in dem ersten halben Jahr keine Huflederhautentzündung, er lief auf den schwierigen Steinchen am Hof sehr schnell nicht mehr fühlig und war in der Zeit auch ein oder zwei Mal ohne Schuhe im Gelände und auch das war kein Problem. Interessanter Weise hatte er in diesem ersten Winter ohne Eisen sehr viel weniger Strahlfäule als in den Jahren davor. Allerdings hatte ich im Februar dann den Eindruck, dass die Hufe zu breit wurden und die Eckstreben wieder zu lang. Der Schmied war aber auch wieder bei 7 Wochen und weigerte sich häufiger zu kommen. Wir nahmen nochmal Kontakt zu Iria auf und schickten ihr Fotos. Sie bestätigte meinen Eindruck von den hebelnden Wänden und sagte auch, dass 7 Wochen einfach viel zu lange ist für barhuf. Die Eckstreben waren zu hoch und zu weit und drückten auch die Wände nach außen. Wir versuchten nochmal mit dem Schmied zu sprechen, aber er hatte kein Einsehen.

Huf in der Umstellung, oben wächst er schon steiler nach

Glücklicherweise war Iria bereit, Raini zu bearbeiten. Und das war ein Glücksgriff:  Nicht nur, weil die Hufe sehr schnell viel besser aussahen, auch war Raini bei Iria mega entspannt, kein Kotwasser, kein Äppelmarathon, er stand bei Ihr ganz ruhig und lies auch den Huf auf dem Bock stehen. Iria macht die Anpassungen in nur kleinen Schritten aber man sieht es immer besser, dass die Hufe steiler werden und weniger Schnabeln. Er hat keine Bäulen mehr auf der Sohle und auch die Eckstreben sind kleiner. Die Ballen sind irgendwann nicht mehr hart. Bald schon merken wir, dass die Hufschuhe anfangen sich zu drehen. Der Huf ist kleiner geworden. Da Raini mit dem schweren, klobigen Schuhen immer schlurfte und diese drehten, entschlossen wir uns Sccot Boots für ihn zu kaufen. Iria maß Rainis Hufe aus und wir bestellten diesen leichten Schuh. Damit lief Rain man viel besser, er schlurfte gar nicht mehr. Iria entschloss sich allerdings nach ca. 1.5 Jahren eine Osteo Ausbildung zu machen und empfahl uns eine Ihrer BPHC Kollegin Katha. Wir waren zunächst etwas ängstlich, dass Raini das stressen könnte, Iria war der einzige bisher, bei dem Raini gelassen war bei der Bearbeitung. Aber unsere Angst war unbegründet, denn auch Katha fand Raini ganz toll. Auch bei Ihr war er ruhig und gelassen. Katha bezog uns auch noch mehr in die Bearbeitung mit ein. Sie zeigte uns, wie wir Rainis Hufe selbst bearbeiten können falls notwendig. So wurden seine Hufe immer besser. Er kann inzwischen auch ohne Schuhe ins Gelände gehen, wenn man keine ultra steinige Strecke mit ihm geht. Raini hat Hufe, die bei Stress oder Druck nicht brechen. sondern anfangen zu schnabeln und genau da ist eine sehr regelmäßige Bearbeitung wichtig. Daher pfeile ich etwa 1x die Woche. Seitdem wir das wirklich regelmäßig machen, schnabeln die Vorderhufe fast gar nicht mehr und nun wachsen die Hufe auch nochmal steiler nach. Hinten schnabeln die Hufe noch ganz leicht aber auch da ist es schon erheblich besser geworden.



Rückblickend muss man sagen, dass seine Umstellung sehr viel besser lief als die von Fabi z.B. Er hatte gar nicht so schlechte Hufe, wie man uns immer gesagt hat. Die Eisen haben sie verformt und weich gemacht. Hätten wir seine Hufe zu Anfang nicht beschlagen lassen und gleich mit Scoot Boots gearbeitet, wäre das viel besser gewesen. Leider hat man uns falsch beraten. Barhuf hebt er seine Beine sehr viel besser und er ist auch viel trittsicherer im Gelände, was bei uns im Bergischen, wo es auch mal steil bergauf oder bergab mitten durch den Wald geht, ganz gut ist. “Ohne Huf kein Pferd” sagt man doch immer. Aus meiner Erfahrung würde ich versuchen, jedes Pferd barhuf zu lassen. Es ist natürlicher für das Pferd barhuf zu laufen, sie haben so viel mehr Gefühl und sind trittsicherer und sicherlich ist es auch für die Gelenke besser. Der Huf lebt, das Pferd fühlt mit seinen Hufen, wenn man das unterbindet mit einem Eisen, erschwert man dem Pferd das Leben. Sicherlich gibt es Erkrankungen, wo das Pferd einen Beschlag braucht. Generell kann ich es aber jedem empfehlen, einen Kurs zu machen, um zu erfahren, was uns die Hufe der Pferde sagen und wie sie eigentlich aussehen sollten. Und am besten lernt man auch ein wenig die Hufbearbeitung praktisch. Es ist nicht nur nützlich, es macht auch Spaß!