Vitamin E ist eines der bekanntesten Zusätze bei den PSSM2/MIM Pferden.
Vitamin E wird meist als Sammelbegriff für alle Tocopherole verwendet. Die wirksamste
Substanz ist das (RRR)-α-Tocopherol. Die meisten meinen genau die Substanz, wenn sie von
Vitamin E sprechen, und ich meine in diesem Beitrag auch das (RRR)-α-Tocopherol, wenn ich
Vitamin E oder Tocopherol schreibe.
Vitamin E gehört zu den fettlöslichen Vitaminen, insbesondere auf Grund der langen,
aliphatischen Kette als auch des Phenolrings. Die Struktur des Moleküls lässt schon
vermuten, dass es eine anti-oxidative Funktion hat und das ist auch die bekannteste bzw.
Hauptfunktion des Vitamin E: Es schützt Zellen vor oxidativem Stress, indem es freie Radikale
abfängt und neutralisiert. Oxidativer Stress kann viele Ursachen haben wie zum Beispiel eine
unausgeglichene Ernährung, eine chemische Belastung, Verletzung oder aber auch eine
anstrengende physische Belastung. Gerade in beanspruchter Muskulatur werden reaktive
Sauerstoff Spezies (ROS) wie zum Beispiel Superoxidanionen oder Hydroxyl-Radikale gebildet
was zum Beispiel zu Protein oder Lipidoxidation führen kann und was dadurch die
Zellfunktion und Stabilität beeinträchtigen kann. Daher ist Vitamin E gerade für Muskelzellen
relevant. Vitamin E ist außerdem auch für die Stabilität der Membran von Zellen relevant,
weil es die Packung der einzelnen Membranbestandteile beeinflusst und stabilisiert. Und
auch hier schützt es die Lipide vor Oxidation. Es gibt auch Studien, die zeigen, dass ein Defekt
an der Aufnahme an Vitamin E durch unterschiedliche Ursachen zum Beispiel zu
Muskelatrophie und Myopathie führen kann, aber das Ganze wird kontrovers diskutiert.
Des Weiteren wird Vitamin E auch eine Rolle in der Signalweiterleitung der Zelle
zugeschrieben, was wiederum einen Einfluss auf die Genexpression der Zellen haben kann.
Vitamin E bindet dabei bestimmte Enzyme und aktiviert bzw. inhibiert diese.
Auch im Immunsystem, insbesondere bei Entzündungsreaktionen, spielt Vitamin E eine
Rolle, indem es die Funktion der T-Zellen beeinflusst und auch NK-Zellen aktivieren kann.
Interessant fand ich hier, dass man hier insbesondere auf respiratorische Erkrankungen bzw.
allergische Erkrankungen wie Asthma eingegangen ist.
Wie schon geschrieben ist Vitamin E fettlöslich, daher wird beschrieben, dass es leichter
aufgenommen wird, wenn Fett in der Nahrung vorhanden ist (Bsp. Öl). Es wird in der
Literatur beschrieben, dass auch das veresterte Vitamin E aufgenommen werden kann, da
die Ester zuvor hydrolysiert werden. Und angeblich gibt es keinen Unterschied in der
Bioverfügbarkeit des Esters verglichen zum freien Tocopherol. Vitamin E wird dann im Darm
aufgenommen und hier wird noch genauer untersucht, ob dies durch passive Diffusion oder
ob der Transport durch andere Proteine oder Rezeptoren vermittelt wird. Dann wird es
vaskulär zur Leber transportiert, wo es mit dem α-Tocopherol-transfer Protein verbunden
wird. So gelangt es dann in die Zellen, also den Wirkort. Wenn das Vitamin E einmal ein
Radikal abgefangen/neutralisiert hat, wird es dabei selbst oxidiert und verliert dadurch seine
Funktion. In der Zelle gibt es jedoch Mechanismen zum Recycling von Vitamin E, wobei
andere Antioxidantien das oxidierte Vitamin E wieder in seine ursprüngliche Form
reduzieren. Als eine mögliche Substanz wird hier die α-Liponsäure diskutiert.
Was sind meine Gedanken zu und Erfahrungen mit Vitamin E: In meiner Zeit als ich noch im
Bereich Zellstoffwechsel geforscht habe, ist mir das Vitamin E nicht wirklich
untergekommen, im Gegensatz zum Co-Enzym Q10. Wir haben jedoch im während meiner
Zeit im Bereich der Arzneimittelproduktion Vitamin E gerne als Antioxidans den Tabletten
beigefügt, um den Wirkstoff vor Oxidation zu schützen und haben auch in dem Zuge ein paar
Studien zum Metabolismus gemacht. Aus meinem Verständnis hat Vitamin E ein großes
Potential als Anti-Oxidans und kann damit vor allem einen Einfluss auf die Funktion und
Stabilität von Muskelzellen haben. Da MIM Pferde oft Probleme mit der Stabilität und
teilweise Funktion/Regernation der Muskeln haben, vor allem bei P2, P3, P4 macht es Sinn
Vitamin E als Ergänzung zu testen.
Bei Rain man habe ich verschiedene Vitamin E Produkte getestet und hatte bisher die beste
Erfahrung mit den Mowivit Kapseln. Ich kann leider nicht genau sagen, woran das liegt, fürchte aber, dass sich das Pulver nicht so gut dosieren lässt und vielleicht auch bei den geringen Mengen die man verfüttert vielleicht auch nicht immer alles im Magen ankommt.
Ich verfüttere Raini das Vitamin E, zusammen mit dem Q10 in seinem Schlonzi vor der Arbeit,
in dem wir auch Öl hinzufügen. Im Moment, also im Winter, haben wir das beste Ergebnis
bei 3 der Mowivit 1000er Kapseln. Ich gebe die Kapseln komplett ins Futter und er frisst sie so
mit. Ab 4 Tabletten wird er etwas Spooky und dadurch habe ich auch feststellen können,
dass das die Wirkung so nach ca. 1,5 h merkbar wird. Und das ist auch in etwa der Zeitpunkt,
bei dem wir das warm up beenden und in die Arbeit über gehen. Im Sommer, wenn er auf
die Weide geht, würde ich überprüfen, ob wir die Menge an Kapseln reduzieren können oder
müssen. Ich habe bei Rain man einen viel größeren Effekt bei Q10 erlebt, also zumindest was
seine Lockerheit bzw. Losgelassenheit angeht, insbesondere auch was seine Psyche angeht.
Allerdings war dieses Jahr das erste Jahr, dass Raini ohne Decke ausgekommen ist, eventuell
hatte da das Vitamin E auch einen Einfluss drauf und er hatte auch das erste Mal kein Husten
im Winter. Da Vitamin E auch einen Effekt auf die Lunge und Atmung haben kann, wäre das
durchaus möglich, jedoch at sicherlich auch das „Auslassen“ der Decke einen großen
Einfluss, da Raini sich sehr eingeengt von Decken fühlt, weil die auf seine Brust drücken und
auch einen Einfluss auf das Zungenbein hat. Wenn man Raini auch nur eine leichte
Fliegendecke anzieht und vorne zumacht, fängt er gerne mal an zu Husten. Wir testen
aktuell noch den Effekt von α-Liponsäure aber haben hier noch keine Ergebnisse und werden
das in einem anderen Beitrag beschreiben.
Nachtrag:
Wir haben aktuell im Sommer mal versucht die Tabletten von Mowivit durch das Vitamin E Pulver von Horseflex zu ersetzen. Wir hatten das schon mal gefüttert und da hatten wir des Häufiger mal Probleme mit einem total unausgeglichenem Pferd, das beim Spazieren ohne Grund eskaliert ist. Ich hatte damals das Gefühl, dass das ein Dosierungsproblem mit dem Pulver war. Nun hatten wir beim Einschleichen wieder das Problem, dass ich auf einmal einen steigenden Rain Man an der Hand hatte und er ist zuvor nie gestiegen. Ich hab dann nochmal nachgerechnet und gesehen, dass ich mich bei einer Stelle vertan habe und ich ihm zu viel gegeben habe. Jetzt aktuell passt es ganz gut und ich denke wir werden bei einer Mischung aus beidem bleiben, hier mal eine kleine Zusammenfassung:
- Mowivit Kapseln haben 1000 I.E. (Internationale Einheit) pro Kapseln, sowie 371 mg (R,R,R)-alpha-Tocopherol pro Kapsel und im Durschnitt kostet eine Kapsel 0,34€
- Das Pulver von Horseflex enthält ca. 339 I.E./g und 280 mg/g des Vitamin E. Somit kostet eine Einheit (1000 I.E.) 0,26€
- Das Vitamin E (3A700) von Horseflex besteht streng genommen aus Tocopherol Acetat. Das heißt die OH-Gruppe in der oben gezeigten Struktur ist verestert. Daher ist es streng genommen ein Provitamin, dass im Körper von Esterasen zu Vitamin E umgewandelt wird. Während es Stimmen gibt, die behaupten, dass das Acetat nicht biologisch aktiv oder nur mäßig biologisch aktiv sein soll, zeigen Studien, dass es eine vergleichbare Aktivität zu der des Alkohols aufweist.
- Das Pulver lässt sich auch in kleinere Einheiten teilen, während die Tabletten nur in 1000er I-E. verfüttert werden können
- Nicht alle Pferde essen die Kapseln. Rain man isst sie, verliert aber selten mal eine beim Fressen, dann fehlen ihm aber gleich 1000 I.E.
- Bei dem Pulver werden nur sehr kleine Mengen dem Futter zugemischt, (3g pro 1000 I.E.), da bleibt gerne mal etwas im Trog hängen, im Vergleich zu der Kapsel kommt also nicht immer alles im Pferdemagen an
Literatur:
- Ching Kuang Chow: Vitamin E and oxidative stress. Free Radical Biology and Medicine (Volume 11, Issue 2; 1991)
- Shy Cian Khor et al.: Vitamin E in Sarcopenia: Current Evidences on Its Role in Prevention and Treatment. Oxidative Medicine and Cellular Longevity (Volume 2014; 2014)
- L G Tomasi. Reversibility of human myopathy caused by vitamin E deficiency. Neurology (Volume 8, 1979)
- Jean-Marc Zingg: Vitamin E: A Role in Signal Transduction. Annual Review Nutrition (2015)
- Erin Diane Lewis et al.: Regulatory role of vitamin E in the immune system and inflammation. IUBMB Life (Volume 71 (4) 2018)
- Ga Young Lee and Sung Nim Han: The Role of Vitamin E in Immunity. Nutrients (Volume 10 (11). 2018)
- Corrine Hanson et al.: Serum Tocopherol Levels and Vitamin E Intake are Associated with Lung Function in the Normative Aging Study. Clinical Nutrition (Volume 35 (1). 2015)
- Emmanuelle Reboul: Vitamin E Bioavailability: Mechanisms of Intestinal Absorption in the Spotlight. Antioxidants(Volume 6(4). 2017)
- Lisa Schmölz et al.: Complexity of vitamin E metabolism. World J Biol Chem. ( Volume 7(1) 2016)
- Oscar Gonzalez-Pereza and Rocio E. Gonzalez-Castaneda: Therapeutic perspectives on the combination of alpha-liponic acid. Nutr. Res. (Volume 26 (1) 2006).
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