Dienstag, 16. Januar 2024

Rainis Wandlung in der Herde

Raini war immer ein eher zurückhaltendes, in sich gekehrtes Pferd. Das erste Jahr in der Herde ist er immer wieder gebissen, getreten und verjagt worden. Er sah aus wie ein Flickenteppich. Wir haben uns da immer gefragt, ob er die anderen Pferde nicht versteht und daher der Konfrontation nicht aus dem Weg geht. Doch es entwickelte sich anders. Wir hatten ja auch angefangen akademisch zu arbeiten und aus dem schlurfenden, kleinen ängstlichen Wallach wurde mehr und mehr ein Pferd, das sich auch schon mal stolz aufrichtete und ein paar Muskeln zeigte. Und das nahm er mit in die Herde. Mehr und mehr bekam ich Bilder und Videos davon wie Raini mit anderen Wallachen spielte. Ich  hatte ihn nie zu vor Steigen sehen, im Spiel machte er das scheinbar regelmäßig. Er galoppierte buckelnd über die Weide und verjagte dann und wann auch mal Pferde von der Raufe. Und dann arbeitete er sich mehr und mehr hoch. Er war auf einmal hauptsächlich mit ranghohen Wallachen zusammen, durfte an die besseren Fressplätzen und schlief unter Beobachtung von ranghöheren Tieren. So ergab es auch Sinn, dass er den Konfrontationen nicht aus dem Weg gegangen ist. Er wollte Chef sein. Inzwischen gehört er zu den ranghöchsten Wallachen in der Herde und kann die meisten Wallache vertreiben. Bei dem ein oder anderen hat er etwas Respekt, aber da ist er eher gleich auf, mal gewinnt der eine die Diskussion und mal der andere. Bei den Stuten ist das anders, da gibt es schon ein paar mehr vor denen er weicht. Ich glaube die versteht er auch nicht so richtig. Und er ist eh lieber von Wallachen umgeben. Die ein oder andere Stute mag ihn, aber er hält sie auf Abstand. Nur seine Freundin Sansibar, die darf in seine Nähe.

Ich habe den Eindruck, dass Raini in der Herde gerne kontrolliert und eine Art Kontrollfunktion hat. Er macht auch jeden Tag seine Runde auf der Weide, egal welches Wetter herrscht und auch wenn er das alleine machen muss. Und ein paar mal habe auch auch schon gesehen, dass er alle von unten an der Weide hoch geschickt hat, vermutlich weil er irgendeine "Gefahr" gesehen hat. Es gab auch schon zweimal die Situation, dass sich zwei Pferde gezofft haben und er dann dazwischen gegangen ist. Er hat einfach da gestanden, zwischen den beiden Stuten und dann haben die beiden sich umgedreht und sind mit ihrer Gruppe verschwunden. Ganz interessant, ich liebe es, die Herde zu beobachten. Leider nimmt man sich dafür immer viel zu wenig Zeit. Im Stall muss Raini aber auch immer die Ausgänge oder mindestens einen davon beobachten, ansonsten steht er nicht still und will immer an eine Stelle gehen, wo er alles im Auge hat. 

Ich glaube, dass für sein neuen Selbstbewusstsein auch ein wenig die neue Arbeit ist, die wir mit ihm machen. Wir arbeiten steig an seiner Form und ermutigen ihn eine Stolze Form anzunehmen und das nimmt er auch mit. Auch wenn er nicht im Training ist, sondern in der Herde, steht er inzwischen anders da. Und das ist etwas, was viele Leute berichten, die angefangen haben akademisch zu arbeiten und das ist in meinen Augen auch das beste an dieser Art zu Trainieren, diese Kunst. Man macht nicht irgendwelche Übungen weil die in einem Lehrbuch stehen in der einen Stunde irgendwie. Man macht Übungen, die das Pferd Formen, ihm Balance geben und Stolz.  




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